219. Stadtspaziergang der Altstadtfreunde
Nürnberg - (pm/nf) Die Kraftshofer Wehrkirche mit ihrem größtenteils erhaltenen fünfeckigen Mauerring wird auch als „Perle des Knoblauchslandes“ bezeichnet. Im nächsten Jahr feiert sie das siebenhundertjährige Jubiläum der Kirchenweihe. Im Vorgriff darauf laden die Altstadtfreunde am Samstag, 8. November 2014, zu einer Besichtigung der Kirchenburg ein.
Wenn man heute die Kirche besucht, kann man sich kaum vorstellen, dass sie bei einem englischen Nachtangriff im Februar 1943 vollständig ausbrannte. Zerstörungsfotos im Inneren zeigen nur noch die ausgeglühten Außenmauern. Doch glücklicherweise entschloss sich die Gemeinde gleich nach Kriegsende, das vertraute Bild des Kirchenraumes wiederherzustellen. Erich Mulzer schrieb vor Jahren: „Man hatte hier einmal den Mut einer vollständigen Rekonstruktion – und gab uns eine der schönsten Dorfkirchen der Nürnberger Umgebung zurück.“ Entscheidend war der frühe Wiederaufbau noch vor der Währungsreform. Als danach die Baumaßnahmen ins Stocken gerieten, wandte man sich an die Kreß-Foundation in New York, die die Fertig-stellung ermöglichte. Rush Kreß, ein amerikanischer Abkömmling der Familie Kreß, dessen Büste sich neben dem Eingang befindet, war 1952 bei der Einweihung anwesend.
Die Kirche wird heute geprägt durch die wiedererstandenen, hölzernen Emporen und vor allem durch die fünf Grabdenkmäler der Stifterfamilie Kreß aus drei Jahrhunderten. Sie hatten durch den Kirchenbrand stark gelitten und wurden nach Fotos rekonstruiert. Beispielsweise der Gedenkstein für Christoph Kreß, der für die Reichsstadt das Augsburger Bekenntnis unterzeichnete und von Karl V. in den Adelsstand erhoben wurde. Das Wirken der Patrizierfamilie, die am Ortsende mit dem Kressenstein ihren Sitz hatte, ist an vielen Stellen der Kirche wieder sichtbar. An den Emporen hängen ihre Totenschilde.
Der frühe Luftangriff hatte die Kirche völlig unvorbereitet getroffen. Anders als später bei den Innenstadtkirchen waren die Kunstgegenstände noch nicht ausgelagert. So verbrannte der barocke Hauptaltar im Chor des Kirchleins. Heute strahlt dort wieder der alte, spätgotische St. Georgsaltar. Er wurde 1664 in die Gruftkapelle der Kressen verbannt und überstand dort den Zweiten Weltkrieg. Ein Glücksfall.
Die Kirchenführung wäre unvollständig, würde sie nicht auch die weitgehend erhaltenen Wehranlagen einbeziehen. In der frühen Neuzeit waren die meisten Dorfkirchen zur Abwehr der Feinde damit ausgestattet. Dass sie hier die Kriegswirren überstanden haben, macht die Kraftshofer Kirchenburg zu einem besonderen Ort. Als das Dorf sowohl im Zweiten Markgrafenkrieg als auch im Dreißigjährigen Krieg in Flammen aufging, blieben Kirche und Friedhof unversehrt.
Samstag, 8. November 2014, ,,Die Wehrkirche St. Georg in Kraftshof“, 10.00-16.00 Uhr, Führungen alle 15 Minuten. 12.10 Uhr, Führung in russischer Sprache. Treffpunkt: Vor der Kirche in Kraftshof. Dauer: etwa 1,5 Stunden. Wie immer: kostenlos aber nicht umsonst!
www.altstadtfreunde-nuernberg.de
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.