NÜRNBERG (pm/nf) - Er zählt zu den international führenden Kunsthändlern für Gemälde des 16. bis 18. Jahrhunderts und seine Münchner Galerie feiert derzeit ihr 150-jähriges Bestehen: Konrad O. Bernheimer. Am Donnerstag, 12. April, um 19 Uhr liest der Galerist im Germanischen Nationalmuseum aus seinem Buch „Narwalzahn und Alte Meister“, das Einblicke in die dramatische Familiengeschichte und in den spannenden Alltag eines weltweit tätigen Kunsthändlers gibt.
„Als Kunsthändler, vor allem als Händler für Alte Meister, bin ich vielleicht wirklich zu spät geboren worden“, schreibt Bernheimer gleich zu Anfang in der Einleitung seines Buches. Neid und Wehmut ergreifen ihn, gesteht er freimütig, wenn er einen Blick in die Kataloge der legendären Londoner Galerie Colnaghi aus den 1960er Jahren werfe und sehe, mit welcher Fülle an großartigen altmeisterlichen Gemälden man noch vor wenigen Jahrzehnten handeln konnte. Inzwischen sei Gutes rar und immens teuer geworden.
Bernheimer entstammt einer einflussreichen, deutsch-jüdischen Kunsthändler-Dynastie, deren Ursprung bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Damals zog Lehmann Bernheimer nach München und präsentierte sich der wohlhabenden Gesellschaft mit einem Stand für feine Kleiderstoffe auf der Dult, einem alljährlichen Volksfest. Innerhalb weniger Jahrzehnte baute er daraus eines der bedeutendsten Geschäfte des internationalen Kunst-und Antiquitätenhandels auf. Die Wittelsbacher, Königs- und Fürstenhäuser aus ganz Europa, aber auch Malerfürsten wie Franz von Stuck und Stahlbarone wie die Krupps zählten zu seinen Kunden.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Familie verfolgt, der damalige Geschäftsinhaber und Sohn Lehmanns, Otto Bernheimer, im KZ Dachau inhaftiert. Dank der Intervention einflussreicher Freunde kam er wieder frei und die Familie flüchtete ins Exil nach Venezuela. 1945 kehrte Otto Bernheimer nach München zurück, um die Firma wieder aufzubauen. Seine Schwiegertochter folgte mit ihrem Sohn Konrad wenige Jahre später nach. Der Vater des Kleinen, Ottos Sohn Kurt, hatte sich in Venezuela das Leben genommen. Von Anfang an nahm der Großvater seinen Enkel Konrad an die Hand, lehrte ihn einen persischen Teppichknoten von einem türkischen zu unterscheiden und einen Wellenschrank von einem Nasenschrank. Nach einem Betriebswirtschaftsstudium und der Lehrzeit bei Christie’s übernahm Konrad O. Bernheimer 1977 das Familienunternehmen. Er verabschiedete sich vom Kunsthandwerk und konzentrierte sich stattdessen auf den Handel mit Gemälden. Heute ist er einer der einflussreichsten Experten auf diesem Gebiet.
Lesung Konrad O. Bernheimer: Narwalzahn und Alte Meister. Aus dem Leben einer Kunsthändlerdynastie am Donnerstag, 12. Juni, um 19 Uhr
im Germanischen Nationalmuseum
Eintritt 6,- €
Reservierung möglich im CEDON Museumshop unter Tel. (0911) 23 58 113.
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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