Stadtbahn in Erlangen - ein alter Hut

Die Stadtbahn auf der Fahrt durch das Nürnberger Tor in Richtung Süden. Solche Pläne wurden Anfang des 20. Jahrhunderts ernsthaft im Erlanger Stadtmagistrat diskutiert. Der Erste Weltkrieg machte dem dann ein Ende.     Fotomontage: Günther Klebes
  • Die Stadtbahn auf der Fahrt durch das Nürnberger Tor in Richtung Süden. Solche Pläne wurden Anfang des 20. Jahrhunderts ernsthaft im Erlanger Stadtmagistrat diskutiert. Der Erste Weltkrieg machte dem dann ein Ende. Fotomontage: Günther Klebes
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Nürnberg fürchtete die Erlanger Stadtbahn-Konkurrenz

Bau einer Ringlinie und eine Bahn-Schnellverbindung wurden schon Anfang des 20. Jahrhunderts im Magistrat diskutiert

Das Thema Stadtbahn wird in letzter Zeit wieder stärker diskutiert. Der Erlanger Bahnfan Günther Klebes hat in Archiven geforscht und festgestellt, dass vor dem ersten Weltkrieg schon konkrete Pläne für eine Straßenbahn von Nürnberg nach Erlangen und in der Stadt selbst existierten.

Nach längeren Verhandlungen mit der Aktien-Gesellschaft für Bahnbau und Betrieb in Berlin, der Deutschen Eisenbahn-Aktien-Gesellschaft in Frankfurt/Main und der Continentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen Aktien-Gesellschaft in Nürnberg hatten die Städte Nürnberg und Erlangen im Jahre 1909 an das bayerische Verkehrsministerium einen Antrag auf Konzession für eine elektrische Schnellbahn quer durch das „Knoblauchsland“ mit Güterbeförderung (!) gestellt. Schon einmal, im Jahre 1889, schlug ein Privatunternehmer eine Lokalbahn vom Bahnhof Nürnberg-Nordost durchs „Knoblauchsland“ nach Großgründlich oder Eltersdorf vor. Dort sollte die Bahn Anschluss an die Hauptstrecke Nürnberg-Fürth-Erlangen-Bamberg erhalten.

Die elektrische Schnellbahn sollte von einer Aktiengesellschaft erbaut und betrieben werden und von der Bucher Straße in Nürnberg zum Altstädter Kirchenplatz in Erlangen führen.

Im Jahre 1912 erhielt die Stadt Nürnberg auch die Konzession dafür. Im selben Jahr begannen zwischen der Wiesbadener Firma Hecker & Co. GmbH, Bau & Betrieb elektrischer Bahnen und dem Erlanger Stadtmagistrat Verhandlungen wegen der Erbauung einer 3,25 Kilometer langen Stadtstraßenbahn. Die Ringlinie: Neue Kaserne/ Luitpold-/ Friedrich-/ Hauptstraße/ Altstädter Kirchenplatz/ Neue Straße/ Sieglitzhofer- (heute Hindenburgstraße)/ Bismarck-/ Schiller-/ Loewenich-/ Luitpoldstraße mit einer Stichbahn zum Bahnhof durch die Walfisch-, der heutigen Calvinstraße.

Auf der Ringlinie, die in der Hauptstraße gemeinsam mit der Schnellbahn nach Nürnberg verkehren sollte, war Zwölf-Minuten-Betrieb vorgesehen; zum Bahnhof sollte nur bei Bedarf gefahren werden. Der Einheitstarif wurde auf 10 Pfennige festgelegt.

Kontakte zu anderen Städten

Der Unternehmer Hecker war mehrmals in Erlangen, um den Stadtmagistrat von der geplanten Bahn zu überzeugen. Er empfahl Kontakte nach Bingen (Eröffnung 1906), Hanau (1908) sowie Kaiserslautern (damals in Bau, eröffnet 1916). Diese Kontakte wurden auch vom Stadtmagistrat aufgenommen. Zusätzlich nahm man damals noch Verbindungen auf zu den Städten Bamberg (eröffnet 1897), Würzburg (Eröffnung als Pferdebahn 1892, als elektrische Bahn 1900) sowie zur heutigen Erlanger Partnerstadt Jena in Thüringen (1901).

Alle genannten Verkehrsbetriebe empfahlen den Stadtvätern die Errichtung einer Straßenbahn und gaben auch gute Referenzen für die Firma Hecker & Co.

Das in Nürnberg ansässige Konkurrenz-Unternehmen Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen AG hingegen erstellte eine Expertise, dass eine Straßenbahn für Erlangen selbst nicht lohnend wäre. Wohl fürchtete man eine Konkurrenz zur geplanten Schnellbahn Nürnberg – Erlangen auf dem innerstädtischen Teil der Hauptstraße.

Stopp durch Kriegsausbruch

Am 9. Februar 1914 lehnte der Erlanger Stadtmagistrat eine eigene Straßenbahn ab, da man sich wegen der Mitbenutzung der Gleise durch die Schnellbahn Nürnberg – Erlangen nicht hatte einigen können, letztere Bahn jedoch einer eigenen Erlanger Straßenbahn vorzog. Der Kriegsausbruch vereitelte schließlich den Bau der Schnellbahn. Den danach erneut aufgenommenen Verhandlungen bereitete die fortschreitende Geldentwertung schon 1921 vorzeitig ein Ende.

Autor:

Günther Klebes aus Erlangen

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