Gefahr durch Zecken: Bayern ist FSME-Risikogebiet
(pm/convergo) - An der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird, sind 2014 in Deutschland weniger Menschen erkrankt als im Jahr zuvor. Während es 2013 noch 420 Fälle gab, waren es 2014 nur noch 261 (Stand: 20.2.2015).
Dies zeigen vom Robert Koch-Institut erhobene Daten – dennoch gilt: Die FSME-Gefahr an sich ist nicht gesunken. Denn weniger Erkrankungen bedeuten keineswegs ein geringeres Risiko, sich mit FSME zu infizieren. Um sich zu schützen, ist eine Impfung jetzt, noch vor Beginn der Zeckensaison, sinnvoll. Dr. Wolfgang Hautmann vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit empfiehlt einen rechtzeitigen Impfschutz für Personen, die in Risikogebieten leben oder Urlaub machen. Nur in bestimmten Regionen sind Zecken mit FSME-Viren infiziert. Insgesamt wurden 142 Landkreise vom Robert Koch-Institut (RKI) als Risikogebiet eingestuft; in Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Baden-Württemberg und Bayern, in Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Zudem gibt es einzelne Risikogebiete in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und seit 2014 mit dem Vogtlandkreis auch in Sachsen. Bayern ist fast flächendeckend FSME-Risikogebiet, dort habe es im vergangenen Jahr mit 124 FSME-Fällen zwar etwa ein Drittel weniger als 2013 gegeben (175), „... deswegen ist die Gefahr aber nicht geringer“, erklärt Hautmann. Auf ein Jahr mit nur wenigen Erkrankten folge oft eines mit mehr Betroffenen.
Auch klimatische Bedingungen spielen eine Rolle für die Häufigkeit der Infektionen. So halten sich etwa bei schlechtem Wetter viele Menschen seltener im Freien auf und sind den Zecken entsprechend kürzer ausgesetzt. War der Winter lang und kalt, verringert sich beispielsweise die Anzahl der Wirtstiere. „Das sind sehr komplexe Zusammenhänge“, so Hautmann. „Eine Voraussage für 2015 zu treffen, ist daher schwierig.“
Schutzimpfung in jedem Fall zu empfehlen
Bei den FSME-Fällen in Bayern sei ein deutliches Ost-West-Gefälle zu erkennen, führt Hautmann weiter aus. In Niederbayern und Oberbayern gebe es beispielweise deutlich mehr Erkrankte als in Schwaben. Eine Impfempfehlung gegen FSME gibt es in Bayern für die Risikogebiete – im Freistaat sind 80 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte Risikogebiete. Aber auch wer sich dort nur kurzfristig aufhalte oder in anderen Teilen Bayerns besonders exponiert sei, solle sich impfen lassen, empfiehlt Hautmann. „Dazu gehören etwa Berufsgruppen wie Förster oder Privatpersonen wie Pilzsammler und Wanderer.“
Die Fälle aus Bayern zeigen, dass FSME keine harmlose Krankheit ist, erläutert Hautmann. „Im Jahr 2013 hatten wir sogar einen Todesfall, 2014 war bei mehr als der Hälfte der Erkrankten das zentrale Nervensystem beteiligt. 90 Prozent der Erkrankten mussten im Krankenhaus behandelt werden.“ Dennoch sind die Impfquoten in Bayern laut Hautmann noch zu gering: Zwar seien rund 40 Prozent der Kinder gegen FSME geimpft, je nach Wohnort sogar bis zu 70 Prozent. Mehr Sorge bereiteten ihm aber die Erwachsenen, von denen nur 25 bis 30 Prozent geimpft seien. „Sie haben ein höheres Risiko, schwer an FSME zu erkranken, haben aber einen schlechteren Impfstatus. Sie müssten sich beim Arzt intensiver beraten lassen“, so der Experte.
Genau auf mögliche Symptome achten
Neben der Impfung gegen FSME empfiehlt Dr. Hautmann das Tragen langer Kleidung im Freien. Wer dennoch von einer Zecke gestochen wurde, sollte genau auf mögliche Symptome achten: Die FSME beginnt mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen – ähnlich einer Sommergrippe. Beim Auftreten dieser Beschwerden nach einem Zeckenstich sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Jetzt, rechtzeitig vor dem Frühling, sei der richtige Zeitpunkt zum Impfen, da die Zeckengefahr gering ist und der Impfschutz rechtzeitig für die anstehende Saison aufgebaut werden könne.
Umfrage: Impfungen liegen „im Trend“
Immer mehr Menschen in Deutschland lassen sich gegen die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen. Das ergab eine Umfrage, die die Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) im August und September 2014 unter über 22.000 Personen in Deutschland durchgeführt hat. Dabei gaben 38 Prozent der befragten Personen zwischen 16 und 59 Jahren an, schon mindestens einmal gegen FSME geimpft worden zu sein; 2013 hingegen waren es nur 32 Prozent. Die Zahl der Umfrageteilnehmer, die ihren Impfschutz auffrischen ließen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 44 Prozent auf 60 Prozent erhöht – um einen langfristigen Schutz vor FSME zu gewährleisten, ist altersabhängig alle drei bis fünf Jahre eine Auffrischungsimpfung nötig. Eine gute Impfrate zeige sich vor allem bei Kindern: Rund 40 Prozent der Befragten unter 15 Jahren haben 2014 mindestens eine FSME-Impfung erhalten (2013: 36 Prozent). Bei Menschen ab 60 Jahren stieg die Zahl der Geimpften hingegen nur geringfügig von 32 auf 33 Prozent.
Auf einen Blick:
Jährlich erkranken laut Robert Koch-Institut (RKI) etwa 300 bis 500 Menschen in Deutschland an einer FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), im Volksmund oft „Zecken-Hirnhautentzündung“ genannt. Die Infektion löst hohes Fieber über 40°C, Bewusstseinsstörungen und starke Kopfschmerzen aus. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Entzündung der Hirnhäute, schlimmstenfalls sogar zu einer Gehirn- oder Rückenmarksentzündung, die zu bleibenden Folgeschäden führen kann.
Autor:Uwe Müller aus Nürnberg |
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