Zwischen Blauhemd und Bluejeans

Museumsleiterin Tanja Roppelt mit einem nachempfundenen „Westpaket“ aus der Ausstellung. Viele DDR-Bürger wurden so mit Jeanshosen versorgt. Foto: Roland Rosenbauer
  • Museumsleiterin Tanja Roppelt mit einem nachempfundenen „Westpaket“ aus der Ausstellung. Viele DDR-Bürger wurden so mit Jeanshosen versorgt. Foto: Roland Rosenbauer
  • hochgeladen von Uwe Müller

BUTTENHEIM (rr) - Noch bis zum 31. Mai präsentiert das Levi Strauss Museum Buttenheim die Ausstellung „Zwischen Blauhemd und Bluejeans – Jeans in der DDR“.


Im 25. Jahr der Wiedervereinigung erzählt die Schau die wechselvolle Geschichte der Denim-Hose im sozialistischen Teil Deutschlands – von der anfänglich verpönten und verbotenen West-Erfindung bis hin zum tausendfach als „Shanty“, „Boxer“ und „Goldfuchs“ hergestellten Ostprodukt. Der Blick in 40 Jahre DDR-Geschichte zeigt die „Niethose“ in zahlreichen Facetten: als politisches Statement, als kapitalistische „Unkultur“, als heiß begehrte Mangelware und teuer gehandeltes Schmuggelgut, als Sehnsuchts- und Identifikationsobjekt und nicht zuletzt als viel geliebte Alltagskleidung.

Vor der Tür zum Ausstellungsraum steht eine Schaufensterpuppe mit einer ganz besonderen Jeans: Eine Stickerei zeigt die geteilte Stadt Berlin und genau dort, wo die Mauer die Stadt teilte, ist ein Reißverschluss angebracht. Dann durchschreiten die Besucher einen Fadenvorhang, auf den die Berliner Mauer aufgedruckt ist und befinden sich plötzlich mitten in einer Zeitreise vom Bau der Mauer 1961 bis zu deren Fall im Jahre 1989. Den roten Faden durch fast drei Jahrzehnte DDR-Geschichte bilden die blauen Hosen, die im Gegensatz zu den blauen Hemden der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) bei den Kommunisten verpönt waren, bei der Jugend jedoch großen Anklang fanden. Denn Jeans waren für zahlreiche Jugendliche in der DDR ein mühsam ergattertes Stück Westen, eine Kultklamotte oder gar die „edelste Hose der Welt“. Nicht so für die Staatsführung der DDR: Die SED beäugte das westliche Mode-Element lange kritisch – wer Jeans trug, war in ihren Augen Klassenfeind und hatte zuweilen mit Schikanen und Sanktionen zu kämpfen. „Kein Einlass in Niethosen“ hieß es anfangs etwa in Tanzlokalen oder in der Schule, doch allen Verboten zum Trotz bahnte sich die Jeansmode beständig ihren Weg in die DDR-Bekleidungskultur: Ob im Westpaket, auf dem Schwarzmarkt, selbstgeschneidert oder als vietnamesisches Plagiat – die Jeans war nicht mehr aufzuhalten. Die Ausstellung bietet viel für Auge und Ohr; mit bereit gestellten Audioguides können auch Berichte von Zeitzeugen gehört werden.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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