Spaß am Backen – Schnee von gestern?
LANDKREIS (pm/mue) - Bäckereien im Landkreis Forchheim suchen Azubis – oft vergeblich. Noch immer registriert die Arbeitsagentur offene Lehrstellen im Bäcker-Handwerk.
Die Zahl der Auszubildenden in der Branche ist in den letzten zehn Jahren sogar um zwei Drittel zurückgegangen, mittlerweile klagen auch die bayerischen Berufsschulen über immer weniger Azubis und mehr Abbrecher bei den Bäckern. Als Ursache sieht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) „... die bereits jetzt harten Arbeitsbedingungen in der Branche.“ Wie es in einer Pressemitteilung der NGG Oberfranken heißt, könne es bald zu einer noch größeren „Nachwuchs-Krise“ im Bäcker-Handwerk kommen. Denn nachdem die Arbeitgeber – der Landes-Innungsverband des bayerischen Bäcker-Handwerks – den aktuellen Tarifvertrag für die Branche gekündigt hätten, wollten sie nun drastische Einschnitte durchsetzen: weniger Urlaubstage, mehr Sonntagsarbeit, die Streichung des Urlaubsgeldes. „Damit wird der Job als Geselle oder Verkäuferin in Bäckereien immer unattraktiver. Wie will man so noch Azubis finden?“, fragt Michael Grundl von der NGG Oberfranken. Die Arbeitgeber seien dabei, die Zukunft des Bäcker-Handwerks aufs Spiel zu setzen. „Die rund 300 Bäcker und Verkäuferinnen im Kreis Forchheim machen einen harten Job. Sie arbeiten, wenn andere schlafen – oft mitten in der Nacht oder am Feiertag“, so der Gewerkschafter weiter. Es sei daher ein Unding, den Beschäftigten jetzt auch noch das Urlaubsgeld zu nehmen. Die Arbeitgeber wollten zudem durchsetzen, dass Heiligabend und Silvester für die Bäckerei-Beschäftigten keine besonderen Tage seien: Die tariflichen Sonderbezahlungen sollten drastisch zurückgefahren werden, so die NGG. Dabei gelte die Branche vielen schon jetzt als „rote Laterne“ unter den Handwerksberufen. „Mehrere bayerische Berufsschulen haben sich jetzt deshalb bei der Landes-Innung beschwert. Sie fordern, die Verschlechterungen zurückzunehmen“, berichtet Grundl.
Heftiger Preiskampf die Folge?
In bislang zwei Verhandlungsrunden seien die Arbeitgeber weiter uneinsichtig gewesen – für Mustafa Öz, Verhandlungsführer der NGG Bayern, ist klar: „Mit weiteren Einschnitten sägen die Arbeitgeber an dem Ast, auf dem sie sitzen.“ Mittlerweile zweifle man daran, ob der Landes-Innungsverband überhaupt noch an einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag interessiert sei. Wenn der jedoch nicht zustande komme, so Öz, werde es bald keinen Nachwuchs in der Bäckerbranche mehr geben. Und es werde zu einem „Preiskampf nach unten“ kommen: ein Wettbewerb um die niedrigsten Löhne und Produktionskosten, der gerade kleineren Betrieben die Existenzgrundlage rauben könne.
Autor:Uwe Müller aus Nürnberg |
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