Der Malbrief 128 "Die Hautfarbe in der Portraitmalerei mit Aquarellfarben"

Foto: Gunter Kaufmann
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Liebe Malschüler, hier ist ein Meilenstein auf dem Weg zur meisterlichen Aquarellmalerei. Wir erkennen, dass sich Kreativität in Verbindung mit Wissen und Kunstfertigkeit entwickelt. Die Themen entstehen aus meiner Erfahrung und aus den Ideen meiner Schüler. Die Zeit ist schnelllebig. Darum entwickeln sich immer wieder neue Techniken und neue Methoden, die es zu beschreiben gibt. Darum wirke ich vielleicht manchmal etwas unglaubwürdig. Oft höre ich den Ausdruck: „Das letzte Mal haben Sie das aber anders gesagt“.

Ich bleibe nicht stehen. Und wenn jemand mitgehen will, dann ist er herzlich eingeladen. Und das ist abwechslungsreich. Die besten Ideen kommen nach einer verzagten Zeit morgens zwischen 7 und 8 Uhr - nach dem Aufwachen. Nachdem ich das Bild Regina nun schon fünf Mal angefangen hatte und immer wieder unzufrieden war, dachte ich, jetzt muss ich das anders machen. Aber was? Es wird wieder mal kein meisterliches Aquarell. Sch…

Bums, da war es da! Es war genau um 7.30 Uhr, Aha, meine Zeit der klaren Ideen. Unsinn was ich dachte? Nein, ich werde das ausprobieren. Also das Problem in der Aquarellmalerei, speziell, wenn Du saubere Portraits malen willst, ist vielfältig:

1. Schmutzige, verwaschene Hautfarbe, es fehlt die Frische und Reinheit,
2. fleckige Farbflächen, hässliche Wasserränder, unkontrollierte Farbverläufe,
3. zu wenig Farbtiefe bei zu wenig Leuchtkraft, keine Ruhe, aufgerissene Papieroberfläche,
4. Licht- und Schattenpartien sind zu wenig moduliert, also flach in der Anlage.

Alle diese Schwierigkeiten, vielleicht fallen mir noch mehr ein, habe ich überwunden. Es wird mir keiner glauben. Ich habe ja auch schon vorher schöne Kinder- und Charakterportraits gemalt. Aber manchmal reißt der Faden ab und man meint, jetzt geht gar nichts mehr. Heute male ich viel ruhiger und bewusster, schließe Zufälle möglichst aus, und ich arbeite an einem System, welches lehrbar wird.

Bis zur Ausreifung werde ich hier noch nicht darüber sprechen. In der Malschule werde ich Euch nach und nach einweihen. Dafür brauchen wir geeignete Farben, Papiere und Pinsel. Fangen wir mit den Farben an.

Nicht alle Farben verlaufen gleich. Es gibt Farben, die nach dem Trocknen eine glatte Farbschicht bilden, und andere, die zu einem körnig erscheinenden Farbauftrag granulieren. Manche lassen sich leicht kontrollieren. Sie bleiben selbst bei nassem Papier fast auf der Stelle stehen. Andere kriechen in ihre Nachbarfarben oder in die weißen Flecken, und „explodieren“ förmlich nach allen Seiten.

Tubenfarben oder die pastösen Farben von STOCKMAR kommen meiner großzügigen und schnellen Arbeitsweise sehr entgegen. Folgende Farben bilden die Grundpalette:

Siena gebrannt, transparent
Goldgelb, Quinacridone Gold, halbtransparent
Indischgelb, Orange, transparent, warm, Rotanteil
Zinnoberrot, halbtransparent, warm, Gelbanteil
Permanent Rosa, Karmin, hochtransparent, färbend, kalt, Blauanteil
Ultramarinblau, transparent, warm, Rotanteil
Kobaltblau, transparent
Preußischblau, transparent
Indigo, transparent
Rotbraun, Englisch Rot, halbtransparent
Vandyckbraun, Kassler Braun, transparent
Mauve, Violett, transparent
Türkis, hochtransparent, färbend, kalt, Blauanteil
Blaugrün, Phthalogrün, hochtransparent

Stockmar Aquarellfarben zeichnen sich durch eine hohe Lasurfähigkeit, natürliche Transparenz und hohe Lichtechtheit aus. Die Farbauswahl folgt der erweiterten Goetheschen Farbenlehre. Alle Farbtöne sind so abgestimmt, dass sie sich untereinander gut mischen lassen. Harmonische Zwischentöne und konturenfreie Farbverläufe ergeben sich auch bei der Nass-in-Nass-Technik. Stockmar Aquarellfarben sind bewährt in der Kunsterziehung, in der Vokshochschule und im Kindergarten. Die ungiftigen Aquarellfarben sind sehr ergiebig und bleiben getrocknet noch vollständig wasserlöslich.

Farbe: 01 karminrot ¦ 02 zinnoberrot ¦ 04 goldgelb ¦ 05 zitronengelb ¦ 08 blaugrün ¦ 10 ultramarinblau ¦ 12 rotviolett ¦ 13 rotbraun ¦ 15 schwarz ¦ 16 weiß ¦ 18 Preußischblau ¦ 19 kobaltblau ¦ 31 Indigo ¦ 33 orange ¦ 34 mauve ¦ 35 Türkis ¦ 36 saftgrün ¦ 37 Siena gebrannt ¦ 38 feuerrot

Wir machen in der ersten Stunde des neuen Semesters (Beginn am Dienstag, 02.Oktober 2012 in Volkshochschule Röthenbach, Anmeldung erforderlich!) die folgenden technischen Vorübungen:

Wir nehmen einen stabilen Aquarellkarton, ca. 24x32 cm, bis 300 g/qm*). Befestigen es, mit Flachkreppband, trocken, auf einem Malbrett*. Dazu benötigen wir weiche Flachinsel, mindestens ca. 1 ½ bis 2 Zoll*), eine Pipette*) und Tubenfarben, STOCKMAR *). Bitte den Farbkasten mitbringen.

Wir benötigen zwei Wasserbehälter, Pinsel (Rundpinsel ca. Größe 20) zum Vormischen der Farben, und Flachkreppband, Lineal und Bleistift HB. Möglichst ein paar Schalen oder Schüsseln (immer weiß) mitbringen, um die diversen Farbpfützen anzurühren – ich habe weiße Farbteller zum Ausleihen im Bestand. Servietten oder Küchenrollen.

*) Die bezeichneten Gegenstände bringe ich für jede/n Malschüler/In zum Unterricht mit und ist mit dem Materialkostenbeitrag bezahlt.

Als erstes teilen wir das Blatt in 16 gleichgroße Felder auf. Querformat, oben eine Reihe mit 8 Feldern und unten eine Reihe mit 8 Feldern, jedes Feld 4x12 cm groß, mit dünnen Bleistiftstrichen vorzeichnen.

Als zweiten Schritt rühren wir zwei Farben an, und stellen die Schüsseln bereit zum Malen. Ich führe gleichzeitig eine Farbskala oder einen sog. Farbfächer von den HKS-Farben vor und erkläre die Herkunft und Überlegung zu dieser Erfindung. Demnach mischen wir einen 30 oder 50 Prozent Farbton aus der Originalfarbe. Also, es wird jeweils so viel Wasser zugegeben, bis der Farbton bei einem Wasser gesättigten Farbaufstrich erreicht ist.

Den dritten Schritt stelle ich mir vor, dass wir die erste Farbe mit dem angefeuchteten Flachpinsel in die vorbereitete Farbe eintauchen und satt in dem ersten Feld ausstreichen. Ziehe den Pinsel ruhig und gleichmäßig von oben nach unten. Der Flachpinsel muss so nass sein, dass Du mit einem einzigen Strich auskommst. Das Malbrett dabei um ca. 15 Grad neigen. Die erste Farbe, von einem gedachten Farbpaar im Feld rechtsbündig entlang ziehen. Trocknen lassen, oder mit Fön gut trocken blasen. Die zweite Farbe linksbündig, bzw 1 cm überlappen lassen. Trocknen. Und so fahren wir mit den Farbpaaren, die harmonisch zueinander passen, fort.

Wenn wir damit fertig sind, machen wir zusammen einen zweiten Versuch. Nur mit dem Unterschied, dass wir die beiden jeweiligen Farbpaare in der Nass-in-Nass-Technik zusammenlaufen lassen. Das muss dann für jedes Farbpaar sehr zügig gehen, bevor der erst Aufstrich an trocknet.

Bei diesen beiden Übungen erkennen wir vier wichtige Dinge, die uns helfen in der Aquarelltechnik einen Fortschritt zu erzielen. 1. klare Farben, glatt auftragen, 2. Wie das Papierweiß überall durch strahlt, 3. wie schön und fleckfrei der Farbton wirkt, und 4. wie die Mischfarben Nass auf Trocken und Nass-in-Nass wirken. Das ist dann die Grundlage, auf die wir bauen können.

Mit dieser Kenntnis lernen wir ein Aquarellportrait sauber zu malen. Dann kannst Du Deinen eigenen Stil entwickeln. Wir werden auch wieder auf Kupferdruckpapier malen. Viel Glück!

Viel Erfolg, schöne Ferien! Herzliche Grüße, Gunter Kaufmann

Hinweis: Der Malbrief ist kostenlos und hat keine gewerbliche Nutzung. Der Inhalt wird im Unterricht verwendet. Daher weise ich der Ordnung halber auf das Buch "Meisterschule Aquarellmalerei" von Martin Lutz hin.
Vielen Dank an den Knaur Verlag.
Bildbeispiele siehe www.Mein-Mitteilungsblatt.de > Suchwort: Malbrief
oder unter http://gunterkaufmann1.de/html/malbrief.html

Beitrag eingestellt von Gunter Kaufmann auf mein-mitteilungsblatt.de.

Autor:

Archiv Leserreporter aus Nürnberg

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