Christian Springer überzeugte im Dehnberger Hof Theater

Deutsche Werte? Ein schwieriges Unterfangen

Mit seinem neuen Solo-Programm „Alle machen. Keiner tut was“ trat der routinierte Münchner Kabarettist Christian Springer im ausverkauften Dehnberger Hof Theater auf, wo er den Bogen gefühlvoll zwischen Humor und Besinnung spannte.
Im ersten Teil nahm Springer den Ministerpräsidenten Söder und die CSU ganz schön auf die Schippe, die wie in den Medien vielfach berichtet wurde, für Migranten das Verstehen unserer Werte voraussetzen wollen. Aber was sind eigentlich diese Werte, hinterfragte Springer? Am geläufigsten interessiert sich der Mainstream doch für Blutdruck-, Cholesterin- und Feinstaub- oder neuerdings CO2-Werte. Auf Werteaufzählungen folgte dann ein Exkurs in die Lüfte. Bavaria One, Söders Raumfahrtprogramm, verzögere sich laut Springer durch die Notwendigkeit einer unkonventionellen Kapselkonstruktion, nachdem alle mitreisenden Promis vorne auf breiter Front sitzen wollen. Mit dem Nachteil, dass die daraus resultierende und nicht gerade windschnittige Form, die Fluggeschwindigkeit stark beeinträchtigen würde.
Vom Witz bis zur tiefsinnigen Realität
Nach der Pause wurde das Publikum nach Libanon entführt, wo Springer seit Jahren mit seinem Orienthilfe Verein Opfer des Syrienkrieges unterstützt. Aus erster Hand und mit hautnaher Authentizität berichtete er über Menschenschicksale dort, die trotz erbärmlicher Lage nicht nach Deutschland streben sondern sehnsüchtig auf das Kriegsende warten, um in ihre Heimat zurückkehren zu können, obwohl sie da alles verloren haben. Eine humanitäre Hilfe, eine ethische Einstellung, die schließlich alle übrigen und fraglichen Werte übersteigen. So kann man es mit scheinbarem Witz in der Tat ernst meinen. Dies zeichnet den Kabarettisten aus. Springer hat das überaus dankbare Publikum nicht nur belustigt, sondern obendrein bewusster und nachdenklich gemacht.

Daniel Decombe