Zweiundvierzig Kilometer Mittelfranken und Oberpfalz
Sonderausstellung ab 8. August 2014 im Deutschen Hirtenmuseum
HERSBRUCK (pm/nf) - Grenzen sind dazu da, um überschritten zu werden – das haben sich auch der Hersbrucker Künstler Michl Gölling und der Nürnberger Naturfotograph Christian Oberlander gedacht, als sie zum Wandern aufbrachen. Sie widmen sich einer Grenze, der man in der Regel wenig Aufmerksamkeit schenkt – der Grenze zwischen zwei Regierungsbezirken. 42 Kilometer lang ist der Wanderweg, der von Alfeld im Süden bis Neuhaus im Norden entlang der Grenze zwischen Mittelfranken und der Oberpfalz verläuft. Diese Grenze überschreiten die beiden Künstler in ihrer Ausstellung „Die Grenzgänger“, die vom 8. August bis zum 28. September im Deutschen Hirtenmuseum der Stadt Hersbruck zu sehen ist.
Eineinhalb Jahre lang sind Gölling und Oberlander auf diesem Weg gewandert, um zu unterschiedlichen Jahreszeiten ein abwechslungsreiches Repertoire an Eindrücken zu sammeln und festzuhalten. Mit dabei waren nicht nur die Wanderkarte und die Fotoausrüstung, sondern immer auch ein Schlagbaum und ein rot-weißes Absperrband. So haben die „Grenzgänger“ den Grenzverlauf entlang des Weges und 17 „Grenzübertritte“ dokumentiert. Herrlich unspektakulär ist das Thema – und damit doch wieder etwas Besonderes. Überraschend vielseitig ist die Ausstellung, die einmalige Fotokunst mit der Dokumentation einer sonst kaum wahrgenommenen Grenze und mit alltäglichen Erlebnissen verbindet.
Die beiden Künstler visualisieren diesen „Grenzweg“ zwischen Mittelfranken und der Oberpfalz mit Fotographien einer traumhaften Landschaft, präsentieren Märchenwald, alte Nutzungsformen und verwunschene Täler. Dabei richten sie den Blick auf das Unspektakuläre. Christian Oberlander ist für seine großformatigen Naturaufnahmen bekannt; mit diesen lenkt er den Blick auf detailreiche kleine Ausschnitte, die abstrakte Strukturen offenbaren. Nicht die offensichtliche Schönheit der Orchidee hält Oberlander fest, sondern die unscheinbaren Pflanzen erhebt er zur Kunst, das ganz normale Brennesselgestrüpp am Wegesrand zum Beispiel.
Und dennoch stoßen die „Grenzgänger“ auf zahlreiche wundersame Details, mit denen hier niemand rechnet: Ein Marterl mit Putzgerät und Holztisch, der so genannte „Zyprian-Stein“, eine Katze, die den beiden im kältesten Winter viele Kilometer lang folgt. Sie spüren die sichtbaren Zeichen dieser Grenze auf: Historische Grenzsteine genauso wie schlampige Markierungen auf Wasserrohren. Sie treffen auf Menschen, die an und mit dieser Grenze leben und sich ihrer bewusst sind – auf einen Landwirt, der auf beiden Seiten seine Äcker bestellt, einen Förster, einen Jagdpächter – aber auch auf solche, die rein zufällig hier sind. Einen Kraftfahrer zum Beispiel, der sich mitsamt seinem LKW im Wald verirrt hat und nach einer Asphaltstraße sucht.
Ausstellung ab 8. August 2014
Deutsches Hirtenmuseum der Stadt Hersbruck
Eisenhüttlein 7
91217 Hersbruck
Tel. 09151/2161
www.hersbruck.de
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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