Eisenbahnbrücken sind über 130 Jahre alt
Für die Bahn im Pegnitztal – Kampf um die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale
NÜRNBERGER LAND (pm/nf/lra) – Die Bahnstrecke zwischen Nürnberg und
Marktredwitz mit Abzweig nach Bayreuth führt durch das Pegnitztal, in dem
viele marode Zugbrücken stehen. Bei deren Umbau oder Erneuerung müssten
jetzt die Weichen gestellt werden, damit die Bahnstrecke über die
kommenden Jahrzehnte von Elektrobahnen befahren werden kann und eine
Zukunft hat – doch es gibt Hindernisse. Landrat Armin Kroder appellierte
bei einer Besichtigungstour an hochranginge Politiker, sich für einen
Neubau der Brücken und für die Elektrifizierung einzusetzen.
Im idyllischen Pegnitztal gibt es 23 Eisenbahnbrücken, die zum Teil über
130 Jahre alt sind – und an denen deswegen dringend etwas getan werden
muss. Nun gibt es baulich zwei Möglichkeiten: Die erste wäre, die
Brücken auszubessern, ohne sie im Wesentlichen in Optik und Aufbau zu
verändern. Dies fordern Bürgerinitiativen und Denkmalschutz: Die Strecke
durchs Pegnitztal wurde auf Bestreben der Initiativen zum Liniendenkmal
erklärt. Deswegen liegt die Reparatur auf Eis, obwohl sie bereits seit
2003 im Bundesverkehrswegeplan verankert ist. Kommt die Sanierung im Sinne
des Denkmalschutzes, können auf der Strecke weiterhin nur Dieselloks
fahren, aber keine elektrischen Züge – dafür ist der Abstand zwischen
den Schienen zu gering. Des Weiteren werden die schnellen Loks, die
derzeit für eine Direktverbindung Bayreuth-Nürnberg sorgen, nach und
nach wegen ihres Alters aus dem Verkehr gezogen; die Nachfolgemodelle
können der Kurvenneigung wegen die aktuelle Schienenstruktur aber nicht
nutzen.
Die Folge wäre, dass es keine schnelle Verbindung zwischen den
beiden Städten mehr gäbe. Außerdem kann eine bloße Sanierung nicht
garantieren, dass die Brücken nach der aufwendigen Maßnahme
jahrzehntelang keine Zuwendung mehr brauchen, im Gegenteil: Günter Finzel
von der Bayreuther Stabsstelle für Strukturentwicklung befürchtet, dass
das Pegnitztal, das zum Teil Naturschutzgebiet ist, zur Dauerbaustelle
werden könnte, weil an den maroden Brücken immer wieder nachgebessert
werden muss.
Die zweite Möglichkeit ist, die Brücken nicht zu sanieren, sondern
abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen, sodass sie allen
Anforderungen der neuen, elektrischen Bahnen genügen, und dabei auch die
bestehenden Tunnel im Pegnitztal zu verbreitern, damit die neuen Bahnen
hindurchpassen. Dann könnten die Bahnen von Nürnberg bis Hof und Cheb in
Tschechien durchfahren. Außerhalb Bayerns, so in Tschechien und Sachsen,
ist die Strecke bereits modernisiert, nun wird von Bayern erwartet, die
bestehende Lücke zu schließen.
Landrat Armin Kroder und die Bürgermeister der Gemeinden, die an der
Strecke liegen (Josef Springer aus Neuhaus an der Pegnitz, Werner
Wolter aus Hartenstein, Robert Ilg aus Hersbruck, Herbert Seitz aus Velden
und Volker Herzog aus Vorra), Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel und
Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler organisierten zusammen mit Günter
Finzel aus Bayreuth eine Besichtigungstour der Strecke mit ihren Brücken
und Tunnels, um für den Neubau der Brücken zu werben.
Ihrem Ruf folgten
Vertreter aus anderen Landkreisen und den tschechischen Orten, die an die
Strecke angrenzen, sowie Politiker aus Bundes- und Landtag über die
Parteigrenzen hinweg und Vertreter der Regierung in Oberfranken. „Wir
reden nicht über eine Nebenstrecke, sondern über eine Strecke von
nationaler und sogar europäischer Bedeutung“, sagte die
Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler im Schulterschluss mit Kroder. Der
Landrat und die anderen Initiatoren baten alle Teilnehmer eindringlich um
ihren Einsatz für die Strecke. Kroder hat neben den Anliegen der
Kooperationspartner außerhalb Bayerns – von tschechischer Seite nahm
unter anderem Martin Hurajcik vom Bezirksamt Karlsbad als Vertreter der
Regionalpräsidentin teil – auch die Belange der Bevölkerung vor Ort im
Blick. Dazu gehören die lokal ansässige Wirtschaft und der Naturschutz.
Mit neuen Brücken und erweiterten Tunnels könnten Güterzüge das
Pegnitztal durchqueren, was die Autobahnen entlasten würde, außerdem
würden die neuen Brücken und die elektrischen Bahnen für deutlich
weniger Lärm im Tal sorgen – derzeit rattern die Dieselloks über nicht
gerade emissionsarme Flussstahlkonstruktionen. Günter Finzel fügt hinzu,
dass die weniger massiven und zierlicheren Neubauten außerdem die
Luftaustauschströme im Tal nicht in dem Ausmaß stören würden, wie es
die alten Brücken tun. Für die Wirtschaft ist die gute Anbindung an die
Ortschaften wichtig, in denen Mitarbeitende und Geschäftspartner zu
finden sind. Sabine Rupp, als Geschäftsführerin der international
agierenden Eckart-Werke eine Vertreterin der Unternehmen vor Ort, betont,
dass im Kampf um Fachkräfte auch Standort und Verkehrsanbindung des
Unternehmens eine wichtige Rolle spielen. „Meine Mitarbeitenden und ich
sind viel unterwegs, nicht zuletzt mit dem Zug. Da spielt diese Strecke
eine tragende Rolle – sie muss attraktiv bleiben, für unsere Pendler
und unsere Dienstreisen.“
Je länger der Neubau der Brücken und Tunnels im Pegnitztal
hinausgezögert wird, desto unwahrscheinlicher wird es, dass das Projekt
überhaupt noch realisiert werden kann. Denn es gibt andere Strecken, die,
wenn sie vor der Franken-Sachsen-Magistrale elektrifiziert werden, Züge
und Bahnreisende von dieser abziehen könnten. Dann würde sich die
Berechnungsgrundlage für den Kosten-Nutzen-Faktor des Ausbaus der Strecke
durch das Pegnitztal ändern: Die Elektrifizierung wäre dann nicht mehr
wirtschaftlich rentabel. Landrat Kroder: ,,Diese Infrastrukturmaßnahme ist für unsere Region extrem wichtig.“
Der gesamte Ausbau der Strecke kostet mehrere Millionen, das Projekt muss der
Bundestag beschließen.
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