Projekt Vergangene Zukunft: das Schwarzenbrucker Kalenderblatt Februar

Das tägliche Brot kam in Schwarzenbruck lange Zeit und vor langer Zeit aus dem Dorfbackofen beim Petzenschloss. Da die Bevölkerung hauptsächlich aus Bauern bestand, herrschte die Selbstversorgung vor: jeder konnte zu einem bestimmten Tag seinen Teig in den angefeuerten Backofen „einschießen“. Die erste Schwarzenbrucker Bäckerei (auf dem Kalenderblatt des Monats Februar als sehr altes Bild zu sehen) befand sich im Schlosshof der Familie Petz und wurde vom Bäcker Kattinger betrieben. Ursprünglich stammte der Bäcker aus Altenthann - und seine Frau (geb. Holzammer) kam aus Lindelburg. Da die Bäckerei für den Lebensunterhalt natürlich nicht reichte, musste die Familie einen Acker und Wiesen für die Kühe von der Familie Petz hinzupachten. Das Brot wurde in der „Hucklketzn“ bis nach Lindelburg getragen. Ein Ladengeschäft wie heute kannte man noch nicht. Der Bäcker war in der Backstube beschäftigt. Wenn jemand kam, wurde das Brot in der Bäckerei verkauft, aber ansonsten eher ausgetragen. Auch der Schwiegersohn von Herrn Kattinger „hausierte“ später noch mit seinem Brot.
Bis vor wenigen Jahren konnte man in Schwarzenbruck noch ein schönes Überbleibsel aus dieser Zeit genießen. Am Wochenende fuhr „der Worzer“ seine Brötchen und sein Brot noch in ganz Ochenbruck, Schwarzenbruck und Gsteinach aus. An bestimmten Ecken hielt er und kündigte den Verkauf mit kräftigem Hupen an. Gleich kamen aus allen Häusern die Leute, um die leckeren, frischen Backwaren zu erwerben.
Nach dem ersten Weltkrieg hatte der Bäcker Kattinger genügend Geld, um sich eine eigene Bäckerei zu bauen. Leider machte ihm die Inflation mit der Geldentwertung einen Strich durch die Rechnung.
Nach erneutem Sparen entstand dann noch vor dem 2. Weltkrieg die Bäckerei in der Johann-Degelmann-Straße.
Zu dieser Zeit hörte die Bebauung Schwarzenbrucks beim Bauernhof der Familie Schrödel auf - und die neue Bäckerei war das erste Gebäude weiter nördlich. Später kamen in dieser Straße noch ein Haus auf dem heutigen Kinderspielplatz (Perl) und das gerade abgerissene Drogeriegebäude (früher Hofmann) hinzu.
Als immer mehr gebaut wurde (alte Siedlung 1937 und nach dem 2. Weltkrieg), kamen immer mehr Geschäfte zur Versorgung der wachsenden Bevölkerung hinzu.
Beim Bäcker Miederer war schon früh eine Kolonialwaren-Handlung dabei. Mehrere kleinere Lebensmittelgeschäfte (Eismann, Hofmann, Förster, Mischkus …) verkauften zum Teil auch Gemischtwaren. Oma Bärbel (Förster) besaß einen der ersten Kühlschränke in ihrem Laden. Links und rechts ein Fach für das Eis: so hielten die Lebensmittel in der Mitte kühl! Einige dieser Läden belieferte auch die Bäckerei Kattinger (z.B. Mischkus).
Milch und Käse gab es bei Frau Swoboda am Plärrer. Sie hatte als eine der ersten einen Führerschein. Mit ihrem „Dreirad“ fuhr bis zur "Kreuzung", um an der B8 auf das Milchauto aus Nürnberg zu warten. Am Anfang verkaufte sie in einer Garage unter dem heutigen Rathaus ihre Milch. Milch oder auch Sahne wurde mit einem Schöpfer (viertel- oder halbliterweise) direkt aus der Kanne ausgegeben. Auch der Bauer Schrödel verkaufte frische Milch bis in die 70er Jahre.
Es ist davon auszugehen, dass es zu Zeiten des Bäckers Kattinger und der in der Folge entstandenen kleinen Lebensmittelgeschäfte noch keinen Bedarf an Tausenden von Gelben Säcken pro Monat in Schwarzenbruck gab …

Autor:

Fritz Schneider aus Nürnberger Land

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