Wohnungsmarkt unter Druck: Erlangens OB Dr. Florian Janik im MarktSpiegel-Interview
ERLANGEN (mue) - Zeitgleich mit der Landtagswahl wird am 14. Oktober auch darüber abgestimmt, ob im Erlanger Westen eines neuer Stadtteil entstehen kann – bzw. die vorbereitenden Untersuchungen zur Umsetzbarkeit eines derartigen Projektes fortgesetzt werden sollen. Das Thema sorgt bereits jetzt für viel Gesprächsstoff; der MarktSpiegel sprach mit Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik:
Was ist der Hintergrund für den kommenden Bürgerentscheid?
Florian Janik: Erlangen ist eine Stadt, in der viele Menschen gerne leben und arbeiten wollen. Auf dem Wohnungsmarkt lastet ein großer Druck. Wir gehen davon aus, dass wir in Erlangen bis 2040 rund 12.000 neue Wohnungen benötigen. Nur einen Teil davon, nämlich 7.500 Wohnungen, können wir auf innerstädtischen Flächen verwirklichen. Wenn sich Erlangen gut und geordnet entwickeln soll, dann müssen wir heute schon an morgen denken. Deshalb hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, die Entwicklung eines Stadtteils im Gebiet zwischen Büchenbach und Steudach zu untersuchen.
Und worüber stimmen die Bürgerinnen und Bürger genau ab?
Florian Janik: Die Bürgerinnen und Bürger stimmen darüber ab, ob die Untersuchung fortgeführt werden soll. Ich halte eine breite Debatte über die Entwicklung Erlangens zu diesem frühen Zeitpunkt für richtig. Menschen, die Bauland oder bezahlbaren Wohnraum suchen, wenden sich ebenso an die Stadt wie diejenigen, die sich Sicherheit für die Landwirte wünschen. Wie sich Erlangen entwickeln soll, muss breit diskutiert werden.
Um welches Gebiet handelt es sich genau?
Florian Janik: Der Untersuchungsbereich liegt – wie erwähnt – zwischen Büchenbach und Steudach, ist 196 Hektar groß und wird durch den Adenauerring erschlossen. Bereits im Kilpperplan aus den 70er Jahren sind hier Wohngebiete vorgesehen. Wir wissen heute schon, dass maximal die Hälfte des Gebiets bebaut wird. Das hat der Stadtrat so beschlossen. Bebauungsfrei bleiben selbstverständlich auch die Landschaftsschutzgebiete am Rand des Untersuchungsgebiets.
Die Daten, mit denen sie den Wohnungsbedarf begründen, sind ja nicht unumstritten …
Florian Janik: Zugegeben: Die Grundlagen sind kompliziert und es gibt verschiedenste Arten der Bevölkerungsprognose. Die Prognosen unserer städtischen Statistikabteilung etwa dienen vor allem dazu, den Bedarf an Kindergärten, Schulen usw. in den Stadtteilen zu planen. Sie eignen sich jedoch nicht, den langfristigen Wohnraumbedarf zu prognostizieren. Zu Beginn der Untersuchung haben wir uns deshalb an der Zahl der Bauanträge in den vergangenen Jahren orientiert. Und es ist ein ganz wichtiger Teil der begonnenen Untersuchung, den Wohnraumbedarf weiter zu belegen.
Sollte beim Entscheid die Mehrheit der Bürger mit „Ja“ stimmen – rollen dann gleich die Bagger?
Florian Janik: Nein. Wir reden hier über einen Prozess, der 20 Jahre oder mehr dauern wird. Wir wollen von den Bürgerinnen und Bürgern gerne die Bestätigung haben, dass wir die Untersuchung fortführen. Die Untersuchung wird etwa drei bis vier Jahre dauern, Bürgerinnen und Bürger werden dabei ebenso beteiligt wie Landwirte und Grundbesitzer. Am Ende der Untersuchung stimmt der Stadtrat ab, ob und wie der neue Stadtteil entwickelt wird. Es gibt also auch nach dem Entscheid keinen Automatismus. Die Untersuchung wird ergebnisoffen geführt.
Interview: Uwe Müller
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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