Seit dem Wintersemester 1903/04 können sich Frauen an bayrischen Universitäten zum Studium einschreiben – damals nach zähen Kämpfen ein großer Erfolg für die Frauenbewegung, auch wenn im Vergleich zu anderen europäischen Ländern um mehrere Jahrzehnte verspätet. Im Zentrum des Streits um das Frauenstudium standen das Medizinstudium und der Arztberuf für Frauen: Während die Befürwortenden großen gesellschaftlichen Bedarf an Ärztinnen sahen, denen ein besserer Zugang zu Frauen und Kinder zugesprochen wurde, sprach die Gegenseite Frauen prinzipiell die für Studium und Arztberuf notwendige geistige Befähigung, physische Konstitution, emotionale Stabilität und Verantwortungsgefühl ab. Der Vortrag zeigt, wie die ersten deutschen Ärztinnen dazu beitrugen, das Berufsbild der "Ärztin" Schritt für Schritt zu etablieren. Außerdem wird beleuchtet, welche Widerstände Medizinerinnen dafür in Mittelfranken überwinden mussten.
Die Referentin Dr. Nadine Metzger ist Medizinhistorikerin und seit 2009 am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der FAU Erlangen-Nürnberg tätig, wo sie zu einem Thema der Medizintheorie des frühen 20. Jahrhunderts habilitierte. Ihre Forschungsinteressen beinhalten die Antike Medizin, konkurrierende Krankheitserklärungen zwischen Religion und Medizin, die Geschichte von Psychotrauma und Einsamkeit, und – die Geschichte der ersten Ärztinnen in Deutschland. Sie leitet eine Doktorandinnengruppe, die die ersten Ärztinnen Mittelfrankens erforscht.
Die Vorträge sind kostenfrei, ohne Voranmeldung und können in Präsenz und digital besucht werden.
Autor:LGL Campus aus Bayern |