Oberfränkische Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs
Unternehmen bekommen Fachkräftemangel immer stärker zu spüren
OBERFRANKEN (pm/rr) – Die heimische Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Zwar fällt die nach wie vor positive Beurteilung der aktuellen Geschäftslage etwas schwächer aus, doch die Erwartungen der Unternehmen an die kommenden 12 Monate sind optimistisch. Der IHK-Konjunkturklimaindex klettert daher um weitere zwei Punkte nach oben und liegt nun bei 130 Zählern. Damit ist er so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr.
51 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihre aktuelle Geschäftslage positiv ein, nur 8 Prozent (Januar: 53% positiv/6% negativ) negativ. Die Erwartungen an die kommenden Monate fallen besser aus. 27 Prozent gehen von einer Verbesserung der Geschäftslage aus, lediglich 8 Prozent von einer Verschlechterung (Januar: 23% Verbesserung/11% Verschlechterung). "Dies ist ein klares Zeichen von Vertrauen unserer Unternehmen in die eigene Stärke", wertet IHK-Präsidentin Sonja Weigand die Ergebnisse.
Gute Aussichten im Ausland wie im Inland
"Entwicklungen, wie der Brexit, das Embargo gegen Russland, der wachsende Protektionismus oder die Handelspolitik der USA führen nur zu einer leichten Verunsicherung bei unseren Exportunternehmen", resümiert IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. "Die Erwartungen an den Export schwächen sich zwar etwas ab, der Grundtenor aber bleibt auch hier optimistisch“. Zufrieden sind die Unternehmen auch mit der Nachfrage aus dem Inland, die zuletzt weiter gestiegen ist. 35 Prozent der befragten Unternehmen verzeichnen in den vergangenen sechs Monaten ein weiter gestiegenes Auftragsvolumen, nur 17 Prozent einen Rückgang. Dieser Zuwachs wird vor allem von der Industrie, dem Baugewerbe und dem Dienstleistungssektor getragen.
Unternehmen wollen Investitionen ausweiten und mehr Beschäftigte einstellen
Knapp ein Drittel der Unternehmen will am Standort Oberfranken noch mehr investieren als zuletzt, nur zehn Prozent planen geringere Investitionstätigkeiten. Im Vergleich zur Januar-Umfrage hat sich die Investitionsneigung der oberfränkischen Wirtschaft nochmals erhöht. Geht es nach den Planungen der Firmenlenker, soll auch die Beschäftigtenzahl in den kommenden 12 Monaten weiter zulegen. "Vor dem Hintergrund einer wachsenden Fachkräftelücke fällt es den Unternehmen aber immer schwerer, ihren Fachkräftebedarf zu decken", so IHK-Präsidentin Weigand.
Fachkräftemangel: 2,1 Milliarden Euro Wertschöpfungsverlust in Oberfranken
Nach den größten Risiken für die weitere Entwicklung des eigenen Unternehmens befragt, steht bei den oberfränkischen Unternehmen der Fachkräftemangel ganz oben - vor den steigenden Arbeitskosten, den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie den Energie- und Rohstoffpreisen.
Der Anteil der oberfränkischen Unternehmen, die im Fachkräftemangel ein Risiko erkennen, hat sich seit 2013 von 26 Prozent auf 61 Prozent erhöht. "Längst ist der Fachkräftemangel zum größten Wachstumshemmnis geworden und spiegelt sich in der Entwicklung der Wertschöpfung wider", erläutert IHK-Hauptgeschäftsführerin Hohenner. Eine aktuelle Berechnung des Wirtschaftsforschungsinstitutes WifOR GmbH im Auftrag der bayerischen IHKs kommt zu dem Ergebnis, dass 2018 im Kammerbezirk 2,1 Milliarden Euro weniger als Wertschöpfung realisiert werden kann, weil Fachkräftestellen offen bleiben. Das entspricht einem Anteil von 6,5 Prozent der gesamten Wertschöpfung.
Bürokratie macht Unternehmern das Leben schwer
Auffällig viele befragte Unternehmen beklagen eine wachsende Bürokratie. Genannt wird dabei häufig die aus Sicht der Unternehmen "…realitätsfremde Datenschutz-Grundverordnung". Andere Unternehmer, vor allem aus den Bereichen Einzelhandel, Gastronomie und Transportgewerbe, beklagen den hohen Verwaltungsaufwand beim Thema "Mindestlohn".
Die IHK für Oberfranken Bayreuth greift diese Sorgen auf. „In den vergangenen zehn Jahren verzeichnet Oberfranken eine sehr positive Wirtschaftsentwicklung. Weder die Wirtschaft, noch Verwaltung oder Politik dürfen sich nun aber auf den Erfolgen ausruhen“, so die IHK-Präsidentin. "Wir brauchen weniger Bürokratie, dafür mehr Zukunftsinvestitionen, vor allem in Bildung und Infrastruktur." Ein besonderes Anliegen ist ihr im Zuge der Digitalisierung vor allem ein leistungsfähiges Breitband- und Mobilfunknetz. Weigand: "Da gibt es noch einiges zu tun."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.