Landwirtschaftsfahrt 2020
Landwirtschaft im Spiegel der Gesellschaft
FORCHHEIM (rvo/rr) – Im Rahmen einer Informationsfahrt besuchte die Regierungspräsidentin von Oberfranken, Heidrun Piwernetz, gemeinsam mit den Bereichsleitern für "Ernährung und Landwirtschaft", Rainer Prischenk, und für "Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz", Dr. Manfred Löbl, verschiedene land- und forstwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Forchheim. Ziel der Fahrt unter dem Motto "Land- und Forstwirtschaft im Spiegel der Gesellschaft" war es, sich vor Ort ein Bild über die Belange und Anliegen der Land- und Forstwirtschaft zu machen.
Begleitet wurden sie von dem Abgeordneten MdL Michael Hofmann, dem Bezirkspräsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, Hermann Greif, sowie dem Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg, Hans-Rüdiger Schmittnägel, und dem Leiter des dortigen Bereichs "Landwirtschaft", Konrad Schrottenloher.
Die Gesellschaft stellt nicht erst seit dem Volksbegehren "Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern" zunehmende Anforderungen an die Landwirtschaft, wie zum Beispiel in den Bereichen Biodiversität, Gewässerschutz und Tierwohl. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft zunehmend dem globalen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Deshalb suchen viele Betriebe vor allem im kleinstrukturierten Landkreis Forchheim nach Lösungen, beidem gerecht zu werden. Bei der Landwirtschaftsfahrt mit Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz stellte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten einige dieser Betriebe vor.
„Wir brauchen in Oberfranken eine moderne und nachhaltige Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist nach wie vor eine der Schlüsselbranchen des 21. Jahrhunderts. Sie hat sich in den letzten Jahren schon enorm gewandelt: nachhaltige Produktionsmethoden, modernes Betriebsmanagement und Verständnis für die Belange der Umwelt sowie des Klima- und Ressourcenschutzes“, so Regierungspräsidentin Piwernetz. „Die Genussregion Oberfranken, mittlerweile immaterielles Weltkulturerbe, ist ohne die regional erzeugten Qualitätslebensmittel der oberfränkischen Betriebe nicht denkbar. Unsere einzigartige Kulturlandschaft in Oberfranken ist sichtbares Zeugnis bäuerlicher Arbeit. Die Corona Pandemie hat uns allen wieder eindringlich vor Augen geführt, welche Bedeutung die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel quasi vor der Haustür hat.“
Die Fahrt durch den Landkreis Forchheim führte die Teilnehmer zum Familienbetrieb Biohof Stähr in Unterstürmig bei Eggolsheim, zum Milchviehbetrieb Galster Gosberg GbR, Gemeinde Pinzberg, zu Preuschens Edelbrandbrennerei in Hundsboden, Gemeinde Egloffstein und zum Ebermannstädter Stadtwald.
Den Auftakt bildete der Biohof Stähr in Unterstürmig. Der Aussiedlerbetrieb begann bereits vor circa 20 Jahren damit, seine Kuhmilch direkt an seine mittlerweile rund 770 Kunden auszuliefern. Zwar bezieht er seine Milch mittlerweile von zwei Biobetrieben aus der Region, die Verarbeitung der Milch zu Käse und Joghurtprodukten als Ergänzung zur Frischmilchlieferung betreibt er aber weiterhin selbst. Den bisherigen Milchviehlaufstall hat die Familie Stähr für Milchziegen umgebaut und auch einen Hühnerstall errichtet, somit umfasst das Angebot nun auch Ziegenmilchprodukte und Eier.
Der klassisch konventionelle Haupterwerbsbetrieb mit Milchviehhaltung, Galster GbR in Gosberg, betreibt eine Milchtankstelle bei der sich Kunden frische Milch selbst zapfen können. Als Demonstrationsbetrieb Gewässerschutz für den Landkreis Forchheim zeigt der Betrieb Galster zudem in Zusammenarbeit mit der Gewässerschutzberatung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sinnvolle Möglichkeiten zur boden- und zugleich gewässerschonenden Bewirtschaftung auf. Dadurch unterstützt er die Demonstrationsmaßnahmen zur Reduzierung von Sedimenteintrag in den benachbarten Hirtenbach. Der Betrieb beteiligt sich zudem am Projekt Wasserschutzbrot, bei dem der angebaute Wasserschutz-Weizen weniger gedüngt wird als es bei Backweizen sonst üblich ist. Er trägt so dazu bei, dass sich das Risiko, Nitrat ins Grundwasser gelangen zu lassen, deutlich verringert.
Einen anderen Weg eingeschlagen hat der Betrieb Erlwein in Hundsboden. Aus dem ursprünglich mit Milchvieh betriebenen Aussiedlerhof hat sich ein Dienstleistungsbetrieb mit Direktvermarktung und Fremdenzimmern entwickelt. Im Vordergrund steht jedoch die Erzeugung von Edelbränden. Das Obst dafür stammt von den eigenen Streuobstwiesen und von Flächen benachbarter Betriebe, die keine eigene Verwertungsmöglichkeit dafür haben. So dient er dem Erhalt der gerade im Landkreis Forchheim noch vielfach vorhandenen Streuobstbestände.
Dass auch unsere Wälder unter dem rasch fortschreitenden Klimawandel leiden, wurde beim Besuch im Ebermannstädter Stadtwald deutlich. Der Stadtwald umfasst eine Fläche von 436 Hektar. Es handelt sich um einen gut gemischten Wald mit einem Nadelholzanteil von 35 Prozent und einem Laubholzanteil von 65 Prozent. Die Bewirtschaftung des Stadtwaldes gestaltet sich nicht immer einfach. So sind über 60 Prozent der Waldfläche Bodenschutzwald, der steil und zum Teil felsig ist. Zur Holzrückung sind häufig zusätzliche Rückewege quer zum Hang notwendig. 28 Prozent des Waldes liegen in Wasserschutzgebieten. Bei der Waldbewirtschaftung muss daher stets Rücksicht auf die Wasserschutzfunktion gegeben werden. Nicht zuletzt hat sich aufgrund der trockenen und heißen Sommer der letzten drei Jahre der Borkenkäferbefall in den Fichtenflächen besorgniserregend erhöht, was sich auch nachteilig auf die Holzpreise auswirkt. Nichtsdestotrotz ist der Stadtwald, der den Ort Ebermannstadt umgibt, ein Schatz für die dortige Bevölkerung. Es erfordert viel Aufwand und Fingerspitzengefühl, ihn sachgerecht zu bewirtschaften.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.