Weißes Schloss Heroldsberg: Ein neuer Stern in der Museumslandschaft
Wiedereröffnung des Weißen Schlosses mit Schlüsselübergabe: Bayerns Innen- und Bauminister Joachim Herrmann, Bürgermeister Johannes Schalwig und Landrat Alexander Tritthart bei der Einweihung am 24. März 2017
REGION (pm/nf) - Heroldsberg wird oft auch als die „Vier-Schlösser-Gemeinde“ bezeichnet. Nicht zu Unrecht, denn gleich vier mittelalterliche Herrensitze – alle von der Nürnberger Patrizierfamilie Geuder Ende des 15. Jahrhunderts erbaut – finden sich in der 8.500 Einwohner zählenden Gemeinde vor den Toren Nürnbergs.
Das sogenannte Weiße Schloss wurde 1487 von Endres Geuder erbaut. In der Barockzeit erfuhr es umfangreiche Umbauten und Veränderungen, beispielsweise durch den Anbau eines Treppenturms. Im Jahre 1928 erwarb die Marktgemeinde das Gebäude und nutzte es rund 80 Jahre als Rathaus. Nach dem Bau eines modernen Verwaltungsgebäudes zog die Gemeindeverwaltung 2005 aus dem alten Gemäuer aus, seitdem stand das Schloss leer. Der bereits schlechte bauliche Zustand setzte sich immer schneller fort. Nach einer umfassenden und grundlegenden Sanierung, die 2014 bis Anfang 2017 stattfand, wird das Weiße Schloss nun in neuem Glanz erstrahlen und Ende März seiner künftigen Bestimmung als kulturelles Zentrum übergeben.
Auf drei Ebenen wird es feste und wechselnde Ausstellungen geben. Eines der Themen ist die äußerst interessante Ortsgeschichte Heroldsbergs vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dabei wird auch ein Stück deutscher Wirtschafts- und Industriegeschichte erzählt, schließlich wurde in Heroldsberg das Tempo-Taschentuch erfunden.
Ein weiterer Themenkomplex ist dem Künstler Prof. Fritz Griebel gewidmet. Griebel war freischaffender Künstler, später Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und nach Ende des 2. Weltkriegs deren Direktor. Fritz Griebel gilt u.a. auch als Meister des Scherenschnitts. Wechselnde Ausstellungen zeigen Ölgemälde und Aquarelle des Meisters, aber auch Graphiken, Scherenschnitte sowie Entwürfe für Gobelins der Nürnberger Gobelinmanufaktur.
Leben und Wirken der Nürnberger Patrizierfamilie Geuder ist ein weiterer Themenkreis der Ausstellungen. Gezeigt werden neben Portraits mittelalterliche Urkunden (z.B. mit Originalunterschrift Kaiser Leopold I.), Bücher, historische Landkarten, genealogische Darstellungen und anderes.
Eine Besonderheit gibt es im 2. Obergeschoss. Dort ist ein Festsaal eingerichtet, der sich für Trauungen und kleinere Feste bestens eignet. Der Raum kann für private Feiern aller Art oder auch Firmenjubiläen gemietet werden. Betrieben wird das Weiße Schloss ehrenamtlich vom Verein Kulturfreunde Heroldsberg e.V., einem Kreis engagierter und interessierter Bürger.
Ein ganz besonderes Schmankerl für Kunstliebhaber gibt es gleich nebenan: Im Chor der benachbarten Kirche St. Matthäus befindet sich ein Kruzifix von Tilman Riemenschneider. Nach dem Besuch des Weißen Schlosses und der Kirche lohnt sich ein Spaziergang durch den Oberen Markt, dem historischen Kern Heroldsbergs. Hier befinden sich die drei anderen Geuder-Schlösser, das drittälteste Pfarrhaus Deutschlands, drei mittelalterliche Ziehbrunnen sowie zahlreiche schmucke Fachwerkhäuser. Der Untere Markt ist seit Jahrhunderten bekannt für seine vielen historischen Gasthäuser, in denen man gepflegt einkehren kann.
Weitere Infos:
www.kulturfreunde-heroldsberg.de
brunel-geuder@gmx.de (Vorsitzender der Heroldsberger Kulturfreunde,Festsaal)
j.wachter@heroldsberg.de (Standesamt Heroldsberg, Trauungen)
Öffnungszeiten Weisses Schloss:
Mitwoch, 10 bis 13 Uhr, Freitag und Sonntag, 15 bis 18 Uhr.
Sonderöffnungen auf Anfrage
Eintrittspreise: 4,50 Euro, Ermäßigungen, Gruppenführung nach Anmeldung unter 0911/ 518 75 35.
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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