Spannend: Wie ist Gott nun wirklich?

Ein versierter Redner: Pater Christoph Kreitmeir zog die Anwesenden in seinen Bann. | Foto: © Victor Schlampp
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REDNITZHEMBACH (vs) – Vor jeder heiligen Messe bittet Pater Christoph Kreitmeir die Ministranten in der Sakristei um zwei Minuten der Stille. Wenn er in der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen oftmals vor mehreren hundert Gläubigen predigen muss, dann stelle sich für ihn jedes Mal die Frage: „kann ich allen gerecht werden?“ Schon deshalb ist der Gottesmann vorsichtig, wenn es um Gottesbilder geht. Zuviel Unheil habe man damit in früheren Jahrhunderten angerichtet. Am vergangenen Donnerstag sprach er auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung im katholischen Pfarrsaal Rednitzhembach.

Für Pater Christoph Kreitmeir war es eine Premiere: Seit rund zehn Jahren hält er Vorträge in verschiedenen Gemeinden und Gremien, aber zum ersten Mal genehmigte er sich ein Bier anstelle des obligatorischen Wassers. Das Thema war schwierig und erheiternd, belastend und befreiend zugleich: „Gott ist anders, als wir denken - Belastende und heilende Zugänge zum christlichen Glauben“. Kreitmeir ist leidenschaftlicher Franziskaner, kompetenter Sozialpädagoge, Psychologe und versierter Redner in einer Person. Er hat viele Jahre lang Obdachlose betreut, kennt die Sorgen von Menschen, die aus psychischen und physischen Gründen dringend Hilfe brauchen. Lang ist die Liste belastender Zugänge zum christlichen Glauben, die der Pater aufzählt. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, die katholische Kirche wäre ehemals eine Folterinstanz gewesen und hätte bis vor dem zweiten Vatikanischen Konzil nur ein Ziel verfolgt: die Gläubigen mit einem pedantischen, strafenden, ungerechten und grausamen Gott einzuschüchtern, niederzudrücken und zu disziplinieren. Doch Christoph Kreitmeir wendet sich im Gegenzug auch gegen die moderne Auffassung eines Kuschelgottes, der für jeden und für alles Verständnis hat. Der Sehnsucht nach Spiritualität vieler Menschen stellt Kreitmeir die wachsende Zahl jener gegenüber, die meinen ohne Gott leben zu können und trotz einem immer Mehr an Arbeit, Prestige, Geld, Macht und Einfluss an einer inneren Leere zu ersticken drohten. Ein richtig verstandenes Gottesbild, so der Referent, beginne mit der Erkenntnis, dass ich als Geschöpf vom ewigen Vater geliebt werde, ohne mir diese Liebe verdienen zu müssen. Wer dies verinnerliche, der könne eine Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen aufbauen, die durch Vertrauen, Wärme und inneren Frieden geprägt sei. Kreitmeir empfahl dazu unter anderem das Buch „Ruhegebet“ von Pfarrer Dr. Peter Dyckhoff. Auch, wenn er selbst seine innere Ruhe immer wieder hervorhob: als der MarktSpiegel-Fotograf während des Vortrages einige Male den Auslöser betätigt, wird es Christoph Kreitmeir dann doch zuviel. Freundlich, aber betont, bittet er nach dem achten Foto um Unterlassung. Zugegeben schweren Herzens hat sich der Fotograf weitere Aktionen verkniffen. Obwohl das Austesten der Schmerzgrenze schon seinen Reiz gehabt hätte.
Fazit: Christoph Kreitmeir hatte viele positive Anregungen im Gepäck. Trotzdem bleibt die Frage Martin Luthers „Wie finde ich einen gnädigen Gott?“ unbeantwortet. Noch so viele Aufmunterungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Bibel im neuen Testament neben dem barmherzigen Gott auch der gerechte und strafende Gott seinen Platz hat und das nicht zu knapp.
Im Anschluss an den Vortrag stellte Christoph Kreitmeir das Projekt „Syrienhilfe“ der Franziskaner von Vierzehnheiligen vor. Es wird privat unter anderem auch von Ingeborg Hamisch unterstützt, die Taschen, Accessoires und Dekoartikel in Handarbeit fertigt und verkauft. Der gesamte Erlös ist für das Syrienprojekt bestimmt. Mit dem Geld unterstützen Franziskaner in Syrien notleidende Menschen mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und sauberem Wasser.

Bericht und Fotos: Victor Schlampp, Redaktion MarktSpiegel

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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