Vortrag "Arabische Kultur und Mentalität": Unterstützerkreis Schwaig gewinnt neue Einblicke
Anfang Juni folgten viele Schwaiger und Behringersdorfer der Einladung zum Vortrag „Arabische Kultur und Mentalität. Tipps beim Umgang mit syrischen Neuankömmlingen“, den Frau Touma auf Einladung des Unterstützerkreises „Schwaig solidarisch“ im Bürgersaal hielt. Die Referentin ist durch ihren syrischen Ehemann seit vielen Jahren den Menschen in Syrien verbunden. Sie gab dem vorwiegend deutschen Publikum neue Einsichten mit auf den Weg.
Vor dem Krieg funktionierte der syrische Vielvölkerstaat relativ gut, die verschiedenen Gruppen lebten friedlich zusammen. Frau Touma lernte in Syrien die enge Bindung in den Familien, den Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft sowie Gastfreundschaft kennen, wo es zum guten Ton gehört, nicht das erste und auch nicht das zehnte „Nein“ eines Gastes zu akzeptieren. Ist dieser wirklich satt, signalisiert er das am besten mit einer umgedrehten Tasse oder einem weggeschobene Teller. So unterschiedlich die Sitten und Gebräuche, für alle Menschen gleich traumatisierend ist die Flucht aus der Heimat, weil das eigene Leben, das Leben der Familie in Gefahr ist.
Bilder zeigen Zerstörungen
Anhand aktueller Bilder berichtete Frau Touma aus dem Leben im heutigen Syrien, wo Häuser und Kirchen zerstört und ausgeraubt sind. Für Wegstrecken, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln früher zwei Stunden dauerten, benötigt man heute sechs Stunden – in ständiger Lebensgefahr. Seit fünf Jahren leben die Menschen im Ausnahmezustand des Krieges. Christen und Jesiden aus ländlichen Gebieten können kaum zurück, Damaskus und die Mittelmeergegend bieten künftig eher diese Möglichkeit. In Deutschland angekommen, erfahren die Flüchtlinge durch Bilder aus der Heimat oft, dass ihr Hab und Gut in Schutt und Asche liegt und dass ihnen nahestehende Menschen getötet wurden.
Anschließend ging Frau Touma auf Fragen ein, darunter auch auf die Situation der Kinder. Viele sind nicht alphabetisiert. Denn obwohl es eine Schulpflicht gibt, haben viele Eltern ihre Kinder aus Angst zuhause behalten. In den Schulen herrscht Frontalunterricht. Deswegen sollte den Kindern in den Übergangsklassen vor allem Freude an der Schule vermittelt werden. Auch das Gesundheitswesen unterscheidet sich. Krankenhäuser waren oft die ersten Anlaufstellen. Medikamente untereinander auszutauschen, ist keine Seltenheit. Beruflich gesehen haben Ingenieure und Ärzte hier wohl eine gute Chance auf eine schnelle Eingliederung. Ein Handwerker dagegen hat schlechtere Aussichten, denn Lehrberufe, wie wir sie kennen, gibt es in vielen Bereichen nicht. Die Motivation, sich mit eigener Hände Arbeit den Lebensunterhalt hier zu verdienen, ist hoch, der Weg dahin beschwerlich.
Umso wichtiger ist die Unterstützung der Helferkreise, der Asylsozialberatung, der Gemeinden, des Landratsamtes, des BAMF, der Bundesagentur für Arbeit, der Industrie-, Handels- und Handwerkskammern sowie der Firmen.
Der Unterstützerkreis dankt Frau Touma herzlich für den wertvollen Vortrag. In Kürze soll in umgekehrter Weise ein Vortrag über die „Deutsche Kultur und Mentalität. Tipps für das Leben in Deutschland“ für Asylbewerberinnen und Asylbewerber stattfinden.
Autor:Verena Küstner aus Nürnberger Land |
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