Coronagefahr und Zugausfall
Riskante Fahrt mit der S2 nach Nürnberg
Ein Kommentar von MarktSpiegel Redakteur Victor Schlampp
Mein persönlicher Erfahrungsbericht vom heutigen Tag, Montag, 12. Oktober: Als Berufspendler nutze ich zu unterschiedlichen Zeiten die S2 – Roth-Nürnberg. Schon auf dem Weg zum Bahnhof - heute ausnahmesweise gegen 7:10 Uhr - ahne ich Schlimmes, da kaum jemand in der gleichen Richtung unterwegs ist, obwohl die Bahn von Rednitzhembach Richtung Nürnberg planmäßig um 7:16 Uhr abfahren sollte. Da ich mich nicht vorab im Internet informiert habe, erfahre ich erst am Bahnsteig, dass dieser Zug ausfällt. Die Begründung laut Durchsage „wegen einer technischen Störung am Zug“. Kein Problem für mich, da ich an der nahe gelegenen Bushaltestelle den vor allem von Schülern genutzten Bus erreiche, mit dem ich um 7:30 Uhr am Schwabacher Bahnhof eintreffe. Neben der nächsten S-Bahn, die hier um 7:39 Uhr abfährt, könnte ich auch die Regionalbahn (Abfahrt 7:40 Uhr) nehmen. Doch auch hier warnt die Durchsage: rund 15 Minuten Verspätung wegen einer „technischen Störung am Zug“. Und jetzt nimmt das S-Bahn-Drama seinen Lauf.
Fast pünktlich trifft die S-Bahn ein. Statt der alten Waggons mit relativ vielen Sitzplätzen kommt jedoch die "neue Version" zum Einsatz. Bereits jetzt ist klar, das wird eng. Die wenigen Waggons müssen nicht nur jene Fahrgäste verkraften, die normalerweise mitgefahren wären, sondern auch einen Teil der Vorgängerinnen und Vorgänger sowie jene Menschen, die auf die verspätete Regionalbahn nicht warten wollen.
Bereits beim nächsten Halt im Schwabach-Limbach ist der Zug „proppevoll“ und auch in den Gängen kein Durchkommen mehr. In Katzwang können sich die letzten Reisenden hineinzwängen, dann ist Schluss. Es folgen Reichelsdorfer Keller und Reichelsdorf, wo vor allem viele Schülerinnen und Schüler umsonst versuchen, noch in den überfüllten Zug hineinzukommen. In Eibach gibt es eine erste Entlastung, da hier viele Kinder und Jugendliche aussteigen, doch bis zur Haltestelle am Nürnberger Hauptbahnhof sind die Menschen wie die sprichwörtlichen Heringe aneinandergereiht. Zum Glück gibt es keine Panik im Zug und alle halten sich an die Mund-Nase-Beckung. Die Durchsage, dass man doch alle Teile des Zuges benutzen möge und auf den Mindestabstand achten solle, gehört zu den Bahn-Scherzen, die kurz für Heiterkeit in der Gruppe der Eingepferchten sorgen.
Mein Fazit: Wenn die Politik wirklich will, dass die Menschen die Corona-Pandemie ernst nehmen und sich und andere schützen, dann sollte sie mit Nachdruck dafür Sorge tragen, dass zumindest während der Stoßzeiten die Züge pünktlich fahren, sei es durch verkürzte Taktzeiten, das Anhängen weiterer Waggons oder durch das Erneuern beziehungsweise Auswechseln der extrem störungsanfälligen Züge. Gerade jetzt am Beginn auch der "normalen" Grippezeit ist das Ansteckungsrisiko ansonsten sehr hoch, auch durch Covid-19.
Und jetzt die Frage an die Leserinnen und Leser: Welche Erfahrungen machen Sie aktuell im öffentlichen Nahverkehr? Schreiben Sie uns!
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