Erlangen und Wladimir: Zusammenhalt in schwieriger Zeit
ERLANGEN / WLADIMIR (mue) - Auch in schwierigen politischen Zeiten einen geschützten und doch offenen Gesprächsraum zu schaffen, wo Dinge angesprochen werden können, die sonst unausgesprochen blieben, war der Hintergrund für die Gründung des deutsch-russischen Dialogforums „Prisma“.
Ins Leben gerufen wurde dieses anlässlich einer Reise, die Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik mit einer zehnköpfigen Delegation vor kurzem ins russische Wladimir führte. Die gute Nachricht: Der Austausch mit Erlangens Partnerstadt zeigt sich bisher von der zunehmenden politischen Entfremdung zwischen Ost und West unbeeindruckt. Gemeinsam mit Olga Dejewa, Oberbürgermeisterin von Wladimir, hob man daher das Dialogforum aus der Taufe und schuf damit einen zivilgesellschaftlichen Rahmen zum Besprechen strittiger Fragen – nicht zuletzt, um das Verständnis füreinander zu vertiefen.
Hoher Informationsbedarf wurde schnell deutlich
Die Idee für „Prisma“ geht auf Alt-Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg zurück und „... kreiste bereits seit zirka zwei Jahren im Raum“, so Peter Steger vom Büro für Chancengleichheit und Vielfalt / Internationale Beziehungen im Erlanger Rathaus, wo er unter anderem für die Koordination der Städtepartnerschaft mit Wladimir verantwortlich zeichnet. Zuerst sei geplant gewesen, jeweils fünf Personen aus beiden Städten für das Gremium zu benennen. Steger: „In unserer Partnerstadt haben wir mit diesem Thema praktisch offene Türen eingerannt und schnell gemerkt, dass ein unwahrscheinlich hoher gegenseitiger Informationsbedarf existiert. Und so besteht das Forum nun aus 30 Personen – jeweils 15 von jeder Seite – aus Gesellschaft, Politik, Bildung oder auch aus der Wirtschaft.“ Man sei überrascht gewesen, wie offen in Wladimir in den Medien über „Prisma“ berichtet wurde. Peter Steger: „Keine Spur von Zensur oder dergleichen. Unsere Botschaften, wie die einer offenen Gesellschaft, kamen eins zu eins rüber.“
Zur Gründungsversammlung unter dem Motto „Aktuelle Fragen der Migrationspolitik“ habe sich in der gastgebenden Akademie für Verwaltung und Wirtschaft rasch herausgestellt, wie notwendig der Meinungs- und Erfahrungsaustausch sei, denn auf beiden Seiten würden immer noch „Schlagworte“ sowie oberflächliche Betrachtungsweisen das Thema dominieren. Im Laufe der offenen Diskussion sei dann vor allem Florian Janiks erklärtes Anliegen deutlich geworden, keine Trennlinien zwischen verschiedenen Migranten ziehen zu lassen, gerade in Erlangen die interkulturelle Grundhaltung gestärkt zu wissen und den Neuankömmlingen alle Chancen zu bieten, um sich integrieren zu können. „Wir haben da eine ganz neue Basis für die Kontakte zu Wladimir geschaffen“, so der Erlanger OB zufrieden. „Alle Aktiven aus der Zivilgesellschaft sind eingeladen, sich daran zu beteiligen. Ich freue mich schon heute auf die Fortsetzung des Dialogs im Herbst“.
Am Rande der Begegnungen waren bereits neue Verständigungen auszumachen, unter anderem zu den Themen Gewerkschaftsarbeit und Jugendparlament.
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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