Erlangens Stadtplaner im Interview
„Von der Stadt-Umland-Bahn profitieren alle!“

Harald Lang, Leiter des Referats für Planen und Bauen der Stadt Erlangen.
Foto: privat
  • Harald Lang, Leiter des Referats für Planen und Bauen der Stadt Erlangen.
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ERLANGEN / REGION (mue) - Am 9. Juni stimmen die Erlangerinnen und Erlanger über die Zukunft des Projektes Stadt-Umland-Bahn (StUB) ab. Harald Lang ist als berufsmäßiger Stadtrat der Leiter des Referats für Planen und Bauen und als solcher maßgeblich im Thema involviert. Der MarktSpiegel hat mit ihm gesprochen:

Warum befürworten Sie als Planungsreferent die Stadt-Umland-Bahn?
Mit der StUB kann die wirtschaftliche Dynamik Erlangens gesichert werden, da sie wichtige Gewerbe, Forschungs- und Wohnbereiche miteinander und mit dem Stadtzentrum verknüpft. Das steht für eine bessere Vernetzung in der Region, verbessert aber auch in Erlangen die Erreichbarkeit der sozialen und kulturellen Angebote, des Einzelhandels und der Gastronomie in der Innenstadt. Eine einzige Zahl dazu: Wir haben 116.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze bei ca. 120.000 Einwohnern – was für eine Herausforderung für den täglichen Weg zum Job.

Ein Kritikpunkt lautet, dass die StUB nur wenigen in Erlangen nutzt ...
Wer im Stadtwesten wohnt, kommt künftig über eine zentralen Tal-Querung in wenigen Minuten zum Hauptbahnhof und in die Innenstadt. Doch die StUB nutzt nicht nur dem Stadtwesten. Durch die StUB können wir unser ganzes Bussystem verbessern, das gerade in der Innenstadt an seine Grenzen gerät. Durch die Umlegung der Busse von und in den Erlanger Westen wird die Goethestraße entlastet. Gleichzeitig wird eine schnellere Verbindung zwischen dem Erlanger Westen, der Innenstadt und dem Bahnhof geschaffen; ohne Umwege geht es auf kürzestem Weg über die Brücke. Es gibt auch noch weitere Verbesserungen im Busnetz, wie die Einführung neuer Busachsen aus Richtung Anger/Bruck in Richtung Innenstadt/Burgberg und über die Karl-Zucker-Straße. Außerdem wird als Ergänzungsoption eine Ringbuslinie zwischen Sieglitzhof, Burgberg und Martin-Luther-Platz ermöglicht. Bereits ohne den Ost-Ast werden von der StUB und einem verbesserten Busnetz über 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner profitieren. Mit Ost-Ast sind es sogar mehr als 63.000 Menschen, und das sind nur die Menschen mit Hauptwohnsitz. Arbeitsorte sind gar nicht eingerechnet. Und etwas abstrakter: Von einer Stärkung des Standorts durch einen stark verbesserten ÖPNV profitiert die ganze Stadt.

Sollen Autofahrer mit der StUB aus der Stadt gedrängt werden?
Keinesfalls. Das Ziel der StUB ist es, den gesamten Stadtverkehr effizienter zu gestalten. Es geht definitiv nicht um Verschlechterungen für einzelne Verkehrsarten, sondern um die Schaffung eines neuen, attraktiven Angebots, sich in der Stadt schnell und zuverlässig fortzubewegen. Die Erreichbarkeit der Innenstadt wird endlich signifikant verbessert. Der Verkehr soll breiter verteilt und besonders der stauverursachende Pendlerverkehr besser organisiert werden. Wenn uns das gelingt, haben alle etwas davon, und wir verbessern nicht zuletzt die Fließfähigkeit des Autoverkehrs. Park-and-Ride Einrichtungen rund um das Stadtgebiet und die Innenstadt sowie ein intelligentes Leitsystem tragen zu einer verbesserten Parkplatzsituation bei. Bestehende Parkhäuser werden in das System integriert und können um kommunal organisierte Quartiersparkhäuser ergänzt werden. Durch intelligente Lösungen moderner Ampelsteuerungen gibt es spürbare Verbesserungen für den fließenden Autoverkehr. Durch die geplanten Veränderungen an der B4 zeigen die Prognosen weniger Stau auf dieser wichtigen Route in die Stadt.

Wie verändert die StUB das Stadtbild?
Durch die Umstrukturierung von Verkehrsflächen bekommen wir neue Gestaltungsmöglichkeiten: Davon profitiert nicht zuletzt die Innenstadt. Die Verlagerung des Busverkehrs auf die StUB entlastet die Goethestraße und den Hugenottenplatz. Die Ausweitung der Fußgängerzone in Richtung Martin-Luther-Platz wird ermöglicht, während der Hugenottenplatz eine gänzlich neue Qualität und Raumgestaltung, zum Beispiel Baumdach und Wasser mit Außengastronomie, erfährt. An der zentralen Haltestelle in der Güterhallenstraße vor den Arcaden kann ein neuer Aufenthaltsbereich und ein zentraler Ankunftsort (welcome-spot) für unsere Innenstadt entstehen.

Die Bahn ist aber auch ein wichtiger Bestandteil der Achse der Wissenschaft zwischen dem Himbeerpalast und dem Langemarckplatz. Und an der Freyeslebenstraße wird mit dem StUB-Halt ein neuer Eingangsbereich für den Siemens-Campus und das künftige FAU-Areal geschaffen – der künftige Hotspot von zirka 30.000 Arbeitsplätzen.

Was passiert, wenn die StUB nicht kommt?
Die Stadt unternimmt bereits heute viel, um den Verkehr in der Stadt besser zu organisieren. Wir stimmen uns mit den Städten und Landkreisen grenzüberschreitend darüber ab, wie der Busverkehr verbessert werden kann. Im VGN arbeiten wir an smarten Lösungen, um den ÖPNV intuitiver und nutzerfreundlicher zu gestalten. Als Stadt fördern wir den Radverkehr, bauen Sharing-Angebote aus, zuletzt mit dem VAG-Rad. All das werden wir so oder so weiter tun. Wirklich bedeutende Verbesserungen für die Massen an Verkehr, die wir täglich in dieser Stadt bewältigen, erreichen wir damit aber nicht. Der Verkehr in Erlangen hat einen Punkt erreicht, an dem uns nur ein leistungsfähiges Verkehrsmittel wie eine Straßenbahn und die damit einhergehende Infrastruktur – auch als signifikanter Nutzen für die anderen Verkehrsarten – wirklich weiterbringen.

Interview: Uwe Müller

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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