Beliebter Park in Roth wieder geöffnet
Umfangreiche Sanierungsarbeiten sind abgeschlossen
ROTH (pm/vs) – Pünktlich zur stimmungsvollen Herbstzeit konnte der Parkbereich im Oberen Weinbergpark zum Flanieren freigegeben werden. Dieser Tage wurde die Treppenanlage inklusive Rundbrunnen nach mehrmonatiger Renovierungsphase feierlich unter anderem durch Landrat Ben Schwarz, Roths Ersten Bürgermeister Andreas Buckreus, und Bauleiter Andreas Rinneberg vom Büro Wiegel seiner Bestimmung übergeben.
Durch diese erste umfassende Baumaßnahme im Weinbergpark wurde ein bedeutsames Stück der Rother Stadtgeschichte wieder erlebbar gemacht. Wo immer möglich, wurde dabei die Original-Substanz wiederverwendet.
Die Stadt Roth erwarb 1929 von der Familie Krell erst den Unteren Weinbergpark, vier Jahre später folgte der Erwerb des Oberen Weinbergparks von der Fabrikantenfamilie Seitz. Als die Villa in den 30igern des letzten Jahrhunderts erst zum Krankenhaus und später in den 80igern zum Landratsamt umfunktioniert und angebaut wurde, gingen teilweise die Eigentumsverhältnisse von der Stadt auf den Landkreis über.
Um die erforderliche Sanierung zu ermöglichen, haben der Bauausschuss der Stadt Roth und der Kreisausschuss des Landkreises diese jeweils im März 2021 beschlossen und damit den Startschuss für die Planung und Ausführung gegeben. Da der Weinbergpark seit 2002 in der Denkmalliste aufgeführt ist, konnte das Projekt auch aus Mitteln vom Landesamt für Denkmalpflege und der Bayerische Landesstiftung mitfinanziert werden.
Zeitplan wurde eingehalten
Im März dieses Jahres begann im jetzigen Eingangsbereich die Umsetzung des Projekts, das bei der Stadt Roth durch die Stadtplanung und im Landratsamt durch den Hochbau und der Kreisfachberatung für Gartenbau betreut wurde. Begleitet wurde sie außerdem vom planenden und bauleitenden Büro Wiegel aus Bamberg und der LGA Nürnberg, die die historische Bausubstanz untersuchte sowie den beiden ausführenden Bauunternehmen Fa. Jung aus Schwabach und Fa. GS Schenk aus Fürth.
Dank einer sehr guten Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte die Wiederherstellung der historischen Treppenachse nach etwa fünfmonatiger Bauzeit termingerecht fertiggestellt werden.
Durch die Gemeinschafts-Baumaßnahme konnten nicht nur die im unterschiedlichen Eigentum befindlichen Bereiche wieder zusammenführt und verbunden werden, die umfangreiche Hangmodellierung eröffnet darüber hinaus auch wieder die Sichtachse zwischen der toskanisch anmutenden Villenfassade der Oberen Villa und dem unteren Plateau am Sommerkeller.
Komplizierte Restauration
Um dieses Ergebnis zu erreichen, musste zuerst die Eingangstreppe vollständig abgerissen und das umliegende Gelände um mindestens 50 Zentimeter abgesenkt werden. Dadurch war es möglich, die ursprüngliche Gestaltung der Eingangstreppe mit drei weiteren um den Treppenaufgang umlaufenden Stufen wiederherzustellen. Die Eingangstreppe wurde aus Travertin neu gefertigt; die beidseitigen Säulenpostamente aus hiesigem Worzeldorfer Sandstein wurden restauriert und zum Teil mit neuen Formteilen aus dem gleichen Steinbruch ergänzt. Die neue Platzfläche wurde mit einem Granit-Kleinpflaster gestaltet, Verputz- und Malerarbeiten an der Gebäudefassade runden das Bild ab. Das Landratsamt hat die Umgestaltung genutzt, um vor dem Gebäudeanbau eine Vielfaltsfläche für Reptilien (Eidechsenhabitat) aus vorhandenem Wurzelstock, einigen Natursteinen und einer Blühfläche anzulegen.
An dem so entstandenen Platzbereich schließt die obere Freitreppe an, die komplett neu aus Travertinstufen mit Sandsteinwangen hergestellt werden musste, da von der historischen Bausubstanz trotz intensiver Suche nichts mehr geborgen werden konnte.
Beim mittleren Freitreppenabschnitt konnte hingegen das Originalmaterial fachgerecht abgetragen, aufgearbeitet und mit minimalen Ergänzungen wieder eingebaut werden.
Der historische Brunnen stand im nächsten Bauabschnitt im Fokus. Nach dem Abtragen der noch vorhandenen Brunnenrelikte wurde der Brunnen an gleicher Stelle mit einer Tuffsteineinfassung wiederhergestellt. Leider konnte der Verbleib der ursprünglichen Brunnenfigur nicht mehr in Erfahrung gebracht werden, so dass die Brunnenmitte vorerst ein Tuffstein ziert. Dank einer neuen Wasserleitung vom Gebäude des Landratsamtes in den Brunnen kann dieser zukünftig bei Bedarf mit Wasser bespielt werden - ein dauerhafter Betrieb ist aktuell allerdings nicht vorhergesehen.
Die umfangreichen Erdarbeiten wurden genutzt, um für eine spätere elektroseitige Anbindung der Parkanlage ein Leerrohr zu verlegen.
Zur Sicherung der neu angelegten Hangbereiche erfolgte im Sommer eine Wiesen-Ansaat, die im Herbst noch durch die Bepflanzung mit Sträuchern und Stauden, in Anlehnung an die historischen Gegebenheiten vervollständigt wird.
Auch wenn ein komplettes Wiederherstellen der früheren Pracht des Oberen und Unteren Weinbergparks aus Kosten- und Unterhaltsgründen nicht umsetzbar ist, sollen doch zukünftig punktuell weitere Bereiche saniert werden, um zumindest einen Hauch des ehemaligen Glanzes wieder sichtbar werden zu lassen. Als mögliche nächste Maßnahme zur Vervollständigung dieses Ensembles wäre die Sanierung des Sommerkellers und dessen Vorplatzes denkbar.
Pläne für die Zukunft
Bereits angedacht ist ein Informationssystem, das neben alten Fotos, Plänen und Zeichnungen auch viel Hintergrundwissen zur Parkanlage und dem bedeutenden Altbaumbestand enthalten soll. Bereits vom Landratsamt für den Oberen Weinbergpark für 2024 eingeplant ist die vollständige Aufarbeitung des Sandsteinsockels der Seitzvilla sowie die Sanierung des oberhalb des Portals befindlichen Balkons.
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