Das etwas andere Karate
Der Juni war ein sportlich erfolgreicher Monat für die beiden Karatekas aus Erlangen. Dabei sind die beiden aber nicht nur im Sportkarate unterwegs, sondern haben mit Bushin-Ryu Kempo Karate eine Stilrichtung und Schule gefunden, die sie auch als Schwarzgurte noch persönlich voranbringt.
Zwei Mal Gold für Erlangen
Dennis Knebel startete am 9. Juni beim traditionsreichen Funakoshi Cup in Lauf, der knapp 200 Starter aus ganz Deutschland anzog. Dort konnte er sich in den Vorrundenkämpfen der Leistungsklasse behaupten und sich schließlich im Finale mit der Kata (Form) Unsu Gold sichern.
In Chemnitz gelang dann am 23. Juni Janine Böhme die Titelverteidigung beim Deutschen JKF Goju Kai Cup. Sie startete ebenfalls in der Kategorie Kata, Leistungsklasse und errang mit einer deutlichen Führung den ersten Platz in der Vorrunde. Der Finaleinzug war damit gesichert und dort ließ sie mit einer stark ausgeführten Suparinpai, der höchsten Kata im Goju-Ryu, nichts mehr anbrennen. Sie setzte sich erneut gegen die Vizemeisterin vom letzten Jahr durch und holte sich so den vierten Deutschen Meistertitel ihrer Karriere.
Vielseitiges Kampfkunsttraining
In Erlangen trainieren Dennis und Janine fernab vom Wettkampfsport. Wenn die beiden Schwarzgurte ins Training bei Sensei Michael Denk im Roncalli Stift gehen, ziehen sie nicht den gewohnten weißen, sondern einen schwarzen Karate-Anzug an. Die Farbe ist dabei nicht das einzige Besondere an der Stilrichtung Bushin-Ryu Kempo – in welcher Dennis und Janine die ersten Jahre nur gelegentlich und mit ihrem Zuzug nach Mittelfranken jetzt regelmäßig trainieren. „Ich trainiere Kempo, weil im Training all die Facetten geübt werden, die zwar in den meisten anderen Stilrichtungen und Kampfkünsten auch enthalten sind, aber dort nicht umgesetzt werden. So ist es eine gute Ergänzung“, erklärt Dennis, der bereits den 3. Dan in der Karate-Stilrichtung Shotokan hat. „Daraus ergibt sich die Besonderheit, dass man im Kempo wertvolle Aspekte finden kann - unabhängig davon, ob man eine Kampfkunstvorgeschichte hat und in welcher Kampfkunst. Dies wird ja auch in unserer Trainingsgruppe deutlich.“
Neben kompletten Neulingen üben in der Stammgruppe im Roncalli-Stift viele, die Vorerfahrungen aus anderen Kampfkünsten und Stilrichtungen mitbringen. Peter Kern trainierte ursprünglich Kick- und Thaiboxen, bevor er vor acht Jahren zum Kempo-Karate kam. Seitdem hat er sehr viel dazu gelernt - nicht nur was die körperlich technischen Aspekte betrifft, sondern auch für die Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit. „Über seinen eigenen Schatten zu springen, den inneren Schweinehund zu besiegen, sind nur einige Aspekte davon. Bushin-Ryu Kempo darf sich aus meiner Sicht zu Recht als eine Kampf-Kunst zählen.“
Kempo als Gesundheitssport und individuelle Förderung
Für Janine stehen neben dem Kämpferischen vor allem die Möglichkeiten zur individuellen persönlichen Förderung im Vordergrund. Sie war im letzten Jahr ehrenamtlich in über 50 Schulklassen mit insgesamt mehr als 1.000 Kindern und Jugendlichen unterwegs und hat den Schülern das Thema „Kommunikation, Selbstbehauptung und Selbstschutz“ nähergebracht. In den Einführungsstunden konnten die Teilnehmer entdecken, dass sie im Konfliktfall viel mehr Möglichkeiten haben, als nur zurückschlagen oder wegrennen. „Jeder hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Beide zeigen das individuelle Potential zur persönlichen Weiterentwicklung auf. Dieses greifen wir im Kempo mit persönlichen Zielvorgaben auf und schaffen mit Hilfe der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde auch eine Übertragbarkeit auf andere Lebensbereiche“, so die 28-Jährige. Mit dem 2. Dan im JKF Goju Kai sowie mehreren Lizenzen im Bereich Gesundheitssport bringt sie vielseitige Kompetenzen mit, die ihren Schülern zu gute kommen. Dabei unterrichtet sie von Grundschülern bis hin zu Senioren in allen Altersklassen. So zum Beispiel auch Peter Gebhardt, der Kempo für sich als Nachfolge zur Reha sieht: „Nach meiner schweren Herz-OP rieten mir alle Ärzte zu mehr Bewegung, aber die üblichen Angebote zum 'Medizinballweitwerfen' sagten mir nicht zu. Glücklicherweise stieß ich beim Suchen im Internet auf das Kempo-Karate. Heute bin ich ein halbes Jahr dabei, habe höchstqualifizierte Trainer, die auf mich aufpassen, spüre erhebliche Fortschritte und freue mich darauf, wie es weitergeht.“
Trainiert wird Bushin-Ryu Kempo Karate unter anderem beim FSV Erlangen-Bruck, der SpVgg Zeckern und ab September auch beim ASV Niederndorf. Das Training ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet und es braucht keine Vorkenntnisse oder Fitness für den Einstieg („Come as you are!“). Ein Schnuppertraining kann individuell telefonisch vereinbart werden. Infos und Kontakt über 0175 23 82 961 und unter www.ffl-training.com.
Autor:Janine Böhme aus Mittelfranken |
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