Dem Jahrhundertsommer geschuldet

Im Rahmen des 21. Oberfränkischen Mundart-Theater-Tages verkündete Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler das Oberfränkische Wort des Jahres 2018. | Foto: Christian Porsch
  • Im Rahmen des 21. Oberfränkischen Mundart-Theater-Tages verkündete Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler das Oberfränkische Wort des Jahres 2018.
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Derschwitzen ist oberfränkisches Wort des Jahres

OBERFRANKEN (pm/rr) – Der Jahrhundertsommer 2018 hinterlässt seine Spuren. Dies wurde auch bei der Verkündung des Oberfränkischen Wort des Jahres 2018 durch Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler im Bauernhofmuseum in Kleinlosnitz deutlich. „Derschwitzen“ machte das Rennen aus über 1500 Einsendungen, die bei der KulturServiceStelle des Bezirks Oberfranken eingegangen waren. Ein Wort, dessen Bedeutung im Hochdeutschen nur durch eine Umschreibung ausgedrückt werden kann.

Nicht nur Oberfranken stand in diesem Jahr unter den Auswirkungen des Jahrhundertsommers. Menschen in ganz Deutschland schmorten wochenlang bei Temperaturen von über 30 Grad. Zum Derschwitzen sei dies gewesen.

Diese Meinung teilte neben zahlreichen Oberfranken, die das Wort per Postkarte, Webformular oder E-Mail als ihren Favoriten zum Oberfränkischen Wort des Jahres eingereicht hatten, auch die vierköpfige Jury. Barbara Christoph, Leiterin der KulturServiceStelle des Bezirks Oberfranken, Sabine Knieling vom Medienpartner Extra-Radio aus Hof, Dr. Almut König vom Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen sowie der Leiter des Bauernhofmuseums Kleinlosnitz, Bertram Popp, hatten keine leichte Aufgabe, aus den über 1500 Einsendungen ein Sieger-Wort zu küren.

Einvernehmlich und schnell

„Wir stehen immer noch unter den Eindrücken des Sommers. Daher fiel die Entscheidung auf dieses Dialektwort sehr schnell und einvernehmlich“, gibt Barbara Christoph einen Einblick in Beratungen der Jury. Laut Almut König vom Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ist die offizielle Bedeutung des Wortes „durch Schwitzen zu Grunde gehen“.

„Unsere Standartsprache kennt das Wort in der im Dialekt üblichen Bedeutung nicht“, so die Sprachwissenschaftlerin. Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm liste den Begriff „erschwitzen“ mit den Bedeutungen „schwitzen, ausschwitzen oder durch Schwitzen etwas erlangen“ auf. „Den Buchstaben d als Vorsilbe kennen wir in der Sprache bereits seit dem 12. Jahrhundert. In den bayerischen und ostfränkischen Dialekten hat sich dies zum Teil bis heute überliefert“, erklärt Almut König die Zusammenhänge des Dialektwortes.

Weitere Wörter in der engeren Auswahl

In der engeren Auswahl standen in diesem Jahr noch die Bäbbm (Lippenherpes), Hüts-on-Brüh (Kloß mit Soß), die Rowärn (Radbere oder bekannter Schubkarre) und die Blunz’n (Blase, meist mit Fleisch gefüllt oder auch abfällig für einen stark hervorgetretenen Bauch).

„Das Oberfränkische Wort des Jahres ist bei den Menschen in Oberfranken zu einer festen Institution geworden. Das zeigen die vielen Einsendungen, die wir erhalten haben. Wieder einmal konnten wir feststellen, dass der oberfränkische Dialekt so bunt ist, wie unser Regierungsbezirk selbst“, zog Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler vor der Verkündung des Wortes eine Zwischenbilanz.

Die Verkündung selbst erfolgte im Rahmen des 21. Oberfränkischen Mundart-Theater-Tages im Bauernhofmuseum in Kleinlosnitz. Vier Theatergruppen und sechs Mundart-Autoren stellten am Nachmittag vor zahlreichen Zuschauern in der Scheune des Bauernhofmuseums ihr umfangreiches Repertoire vor.

Nachfolger des Wischkästlas

2015 kürte der Bezirk Oberfranken zusammen mit dem Medienpartner Extra-Radio aus Hof erstmals das „Oberfränkische Wort des Jahres“. Das Wort muss unseren Sprachschatz bereichern und das Gemeinte besonders treffend, originell oder präzise benennen. Das Gewinnerwort 2015 wurde „Wischkästla“ als oberfränkischer Begriff für „Smartphone“, 2016 wurde die kurze oberfränkische Redewendung „a weng weng“ gekürt. Vergangenes Jahr machte der fast vergessene Begriff „Urigeln“ das Rennen, der das kribbelnde Gefühl beschreibt, wenn die kalten Hände oder Füße in der Wärme langsam auftauen. Einsendungen konnten über das Internet, per Mail oder Postkarte bei der KulturServiceStelle des Bezirks Oberfranken oder bei Extra-Radio eingereicht werden.

Autor:

Roland Rosenbauer aus Forchheim

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