Wegen Corona: Operationen werden verschoben
Auch Nürnberg ist vom aktuellen Personalmangel betroffen
München/Würzburg (dpa/lby/vs) - Nimmt die Politik die aktuelle Corona-Welle nicht ernst genug? - In Bayern kommen aktuell immer mehr Kliniken an die Belastungsgrenze.
Angesichts vieler Krankschreibungen wegen Corona beim Krankenhauspersonal müssen bayernweit Operationen verschoben werden. «Es gibt immer mehr Ausfälle in Kliniken, nicht flächendeckend, sondern punktuell. An bestimmten Kliniken haben wir wirklich Ausfälle von 20 bis 30 Prozent des Personals», sagte Eduard Fuchshuber von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG). Entweder seien die Mitarbeiter selbst infiziert oder müssten etwa Kinder betreuen, die wegen Corona zu Hause blieben.
Dies betreffe nicht nur die Pflegekräfte oder Ärzte, sondern alle Bereiche. «Wenn jetzt auch die Betten-Aufbereitung nicht mehr funktioniert oder in irgendwelchen Reinigungsbereichen zu viel Ausfall ist, dann kann es nicht mehr kompensiert werden, und dann werden eben leider Operationen abgesagt», erklärte er. «Wir können nicht mehr alle Leistungen, die notwendig wären, erbringen aufgrund des Personalmangels.»
Ein Sprecher des Universitätsklinikums Würzburg sagte: «Die aktuelle Lage ist extrem angespannt.» Dies liege auch an den zunehmenden Patienten, die mit oder wegen Covid-19 behandelt werden.
Am Klinikum Nürnberg ist die Lage ähnlich: «Aufgrund der steigenden Inzidenzen infizieren sich leider auch wieder mehr Beschäftigte mit dem Coronavirus - das betrifft alle Berufsgruppen. Eine Folge ist, dass unsere OP-Kapazitäten leider nicht in vollem Umfang zur Verfügung stehen», teilte eine Sprecherin mit.
«Wir haben aktuell sowohl bei den Funktionsdiensten als auch im Pflegepersonal auf Station krankheitsbedingt erhebliche Lücken, so dass wir nicht volle Leistung fahren können», heißt es beim Universitätsklinikum Regensburg.
OPs müssen Fuchshuber zufolge derzeit in vielen Kliniken teils um Wochen verschoben werden. «Und das nimmt zu im Moment», sagte er. «Es werden keine Notfall-Operationen verschoben», auch nicht medizinisch dringende. Betroffen seien eher Eingriffe wie Hüftoperationen oder Kniegelenk-Ersatz, «die warten können. Das ist sehr ärgerlich».
Folge seien Abteilungsschließungen und Umverteilungen beim Personal. «Aber die Sachen, die gemacht werden, die werden schon zu 100 Prozent gemacht. Die Qualität darf nicht darunter leiden.» Im Notfall würden auch Patienten von A nach B verwiesen und dort behandelt.
«Was uns wirklich umtreibt oder besorgt, sind die vielen Feste, die großen Veranstaltungen bis hin zum Oktoberfest in Bayern», sagte Fuchshuber. Dies könne zu noch mehr Infizierten und damit Patienten führen und damit zu noch mehr Ausfällen in Kliniken, weil immer auch das Personal betroffen sei. Er beobachte, dass die Bevölkerung derzeit die Infektion verharmlose.
Die BKG repräsentiert etwa 190 Krankenhausträger mit rund 360 Kliniken und gut 75 000 Betten. Zuletzt waren es im vergangenen Herbst bundesweit besonders häufig OPs coronabedingt verschoben worden.
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