Mehr ambulante Operationen gefordert
Morgens unters Messer und am Nachmittag wieder nach Hause?
BERLIN (dpa) - Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert, die Zahl der Klinik-Operationen deutlich zu reduzieren und die Möglichkeiten für ambulante Behandlungen auszuweiten. Er sagte der «Bild»: «Wir brauchen eine Kehrtwende bei den Operationen. Es gibt unverändert viel zu viele stationäre Behandlungen in Deutschland. Von den rund 16 Millionen im Jahr könnten drei bis vier Millionen ambulant durchgeführt werden, also auch von niedergelassenen Ärzten.»
Gassen nannte zum Beispiel Leisten- und Gelenk-Operationen, die künftig so von Praxis-Ärzten vorgenommen werden könnten, dass Patienten morgens kämen und am Nachmittag wieder nach Hause könnten. Damit könnten Kosten eingespart werden, und auch Infektionen durch gefährliche Krankenhauskeime würden damit reduziert, so Gassen. Dazu müsse aber die Vergütung für Praxis-Ärzte angepasst werden.
Bund und Länder hatten sich vor einer Woche auf Eckpunkte für eine Klinikreform verständigt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will über den Sommer einen Gesetzentwurf dazu erarbeiten. In Kraft treten soll die Reform Anfang 2024. Die Pläne sehen vor, das Vergütungssystem mit Pauschalen für Behandlungsfälle zu ändern, um Kliniken vom Druck zu immer mehr Fällen zu lösen. Daher sollen sie 60 Prozent der Vergütung allein für das Vorhalten von Leistungsangeboten bekommen. Dies soll auch kleinere Kliniken auf dem Land absichern.
Gassen hatte bereits am Wochenende vor einem Scheitern der geplanten Krankenhausreform gewarnt. «Wenn die Ambulantisierung durch Einbindung der Praxen nicht gestärkt wird und die Auswahl der richtigen Kliniken nicht klug und strategisch koordiniert wird, dann wird diese Reform scheitern», sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung der «Neuen Osnabrücker Zeitung». In Deutschland gebe es weiterhin «absurd viele» stationäre Eingriffe, konstatierte Gassen. «Noch immer werden viel zu viele Behandlungen stationär erbracht und Versichertengelder verschleudert.»
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) vertritt nach eigenen Angaben die Interessen der rund 185.000 freiberuflichen, in Praxen ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten.
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