Erst Dürre, jetzt Hochwasser
Wie wird das Wetter in Italien über Pfingsten?

Radfahrer bei Radrennen bei der 16. Etappe des Giro d'Italia 2023 von Sabbio Chiese nach Monte Bondone. Nach einer monatelangen Trockenperiode hat es in Norditalien in den vergangenen Wochen häufig und teils sehr intensiv geregnet. 
 | Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa
  • Radfahrer bei Radrennen bei der 16. Etappe des Giro d'Italia 2023 von Sabbio Chiese nach Monte Bondone. Nach einer monatelangen Trockenperiode hat es in Norditalien in den vergangenen Wochen häufig und teils sehr intensiv geregnet.
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Von Manuel Schwarz, dpa
ROM (dpa/ak) - In den letzten Tagen mehren sich Berichte und Bilder über extreme Wetterbedingungen aus Norditalien. Zunächst wurde über Trockenheit und Dürre rund um den Gardasee berichtet, gefolgt von Überschwemmungen in der Region Emilia-Romagna.

Betrachten wir die aktuelle Lage und die Prognosen vor dem Pfingstwochenende und den Ferien in Süddeutschland genauer:

Wie ist die Situation in Norditalien vor dem Pfingstwochenende?

Nach einer langen Phase der Trockenheit hat es in den letzten Wochen in Norditalien häufig und teilweise sehr stark geregnet. Dies führte insbesondere in der Region Emilia-Romagna zu schweren Überschwemmungen und zahlreichen Erdrutschen. Viele Orte, insbesondere in der Nähe von Ravenna, stehen noch immer unter Wasser. Mindestens 15 Menschen kamen ums Leben, Tausende mussten ihre Häuser verlassen. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage und Wochen deuten darauf hin, dass die Situation weiterhin instabil bleibt, so die Vorhersagen der Meteorologen.

Wie kam es zu den heftigen Überschwemmungen?

Es gibt mehrere Gründe für diese Situation. Die Niederschläge waren äußerst stark, an manchen Orten fiel innerhalb von eineinhalb Tagen so viel Regen wie normalerweise in einem halben Jahr. Die Region Emilia-Romagna ist stark bebaut und versiegelt, was das Versickern des Wassers erschwert. Aufgrund von Regenfällen und kleineren Überschwemmungen Anfang Mai konnte der Boden laut Experten kaum noch Wasser aufnehmen. Die vorherige Trockenperiode hatte zwei Effekte: Zum einen wurde der Boden hart und konnte weniger Wasser aufnehmen, zum anderen entstanden Risse an den Hängen, die bei starkem Regen zu Erdrutschen führten.

Ist eine Reise in die Emilia-Romagna derzeit möglich?

Ja, nicht die gesamte Region ist betroffen. Der westliche Teil der Region, insbesondere um die Hauptstadt Bologna, blieb weitgehend verschont, dort läuft der Alltag normal weiter. Sogar Rockstar Bruce Springsteen gab kurz nach den Unwettern in Ferrara im Norden der Region ein Open-Air-Konzert - was jedoch auf Empörung vieler Italiener stieß. Reisen in die überschwemmten und von Erdrutschen gefährdeten Gebiete sind jedoch teilweise nicht möglich. Das Auswärtige Amt warnt auf seiner Website mit entsprechenden Hinweisen, hat jedoch keine offizielle Reisewarnung ausgesprochen. Einige Gebäude oder Ortsteile in den hügeligen und bergigen Gebieten des Apennins sind aufgrund von Erdrutschen gar nicht erreichbar.

Wie sieht es in den Touristenorten an der Adria aus?

Rimini ist vergleichsweise glimpflich davongekommen, obwohl es auch dort während der Unwetter Hochwasser gab. Über die zuvor gesperrte Autobahn A14, auch bekannt als "Adriatica", ist der Badeort wieder erreichbar. Die Zugstrecke zwischen Bologna und Rimini ist jedoch bei Faenza noch unterbrochen, und die Bahn hofft, sie bis Anfang Juni wieder eröffnen zu können. Die Strände in Rimini wurden weitgehend gereinigt, und die Stadt hofft nun nach dem Schock des Unwetters auf viele Urlauber und entsprechende Einnahmen. Tourismusministerin Daniela Santanchè warnte in einem Interview mit "La Stampa": "Nach dieser Tragödie darf nicht noch eine weitere folgen, nämlich eine wirtschaftliche Krise im Tourismussektor." Sie warb für einen Urlaub in der Romagna.

Was war mit den Berichten über Dürre am Gardasee?

Im Sommer 2022 und auch während des Winters gab es aufgrund ausbleibender Niederschläge eine starke Trockenheit in Norditalien. Der mächtige Fluss Po führte an einigen Stellen nur noch wenig Wasser, und auch der Pegelstand des Gardasees sank. Im Oktober lag er bei 22 Zentimetern, Mitte April stieg er auf 45 Zentimeter an, wie die "Comunita del Garda" mitteilte - das waren historisch niedrige Werte. Der Pegelstand ist die Höhe des Wasserspiegels über einem bestimmten Nullpunkt (der bei 64,027 Metern über dem Meeresspiegel liegt). Er entspricht also nicht der tatsächlichen Wassertiefe - der größte See Italiens ist durchschnittlich mehr als 130 Meter tief.

Welche Auswirkungen haben die starken Niederschläge?

Der Regen hat den Gardasee wieder gefüllt. Der Pegelstand liegt derzeit bei 80 Zentimetern, was etwa dem Wert im Mai 2022 entspricht, aber immer noch deutlich weniger ist als in den Vorjahren. Der Zugang zur Isola dei Conigli, der während der Dürreperiode freigelegt war, steht nun wieder unter Wasser. "Die Situation hat sich deutlich verbessert", sagte Flavio Mattiotti, Bürgermeister von Manerba del Garda, im Fernsehsender RaiNews24. "Wir sind äußerst optimistisch für die kommenden Wochen." Der See spielt eine wichtige Rolle als Wasserreservoir für die Landwirtschaft und die Industrie zur Bewässerung von Feldern. Der Wasserpegel hatte kaum Auswirkungen auf den Tourismus und die Schifffahrt auf dem See.

Was bedeutet diese Entwicklung für den Sommer und die Zukunft?

"Es gibt Hinweise darauf, dass der Juni etwas regenreicher wird als üblich", sagt Carlo Cacciamani, Direktor der staatlichen Agentur ItaliaMeteo. "Danach könnte der Regen abnehmen, und uns erwartet ein heißer Sommer." Falls der Sommer genauso trocken wird wie im Jahr 2022, sind Maßnahmen zur Wassereinsparung nicht auszuschließen, wie beispielsweise das Abschalten von Brunnen oder das Leerlassen von Schwimmbecken. Bei einer Sache ist sich Massimo Gargano, Generaldirektor des Verbandes zum Schutz des Territoriums und der Bewässerung, sicher: "Das Klima hat sich verändert. Wir werden von nun an ständig zwischen Trockenperioden und Phasen mit zu viel Wasser wechseln. Auch in diesem Jahr müssen wir uns bereits auf die nächste Notlage vorbereiten."

Autor:

Arthur Kreklau aus Fürth

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