Stadtleben
Wie ungesund ist das Leben in der Stadt wirklich?

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Überzeugte Landmenschen schwören auf das Leben außerhalb großer Städte. Sie schätzen die Nähe zur Natur, das aktive soziale Miteinander sowie die größeren Freiräume für sich selbst und ihre Kinder. Die geringere Schadstoffbelastung, Sicherheit, Stille und eine geringere Umweltverschmutzung sind zentrale Gründe, die auch eingefleischte Städter auf das Land verschlagen. Doch wie ungesund ist das Leben in der Stadt wirklich?

Höheres Stressniveau in Städten

Wie das Leben auf dem Land, bietet auch das Leben in der Stadt viele Facetten. In vielen Großstädten - wie Nürnberg und München - finden sich Stadtteile, die dörflichen Charme ausstrahlen. Für den Nürnberger Stadtteil Gartenstadt ist der Name Programm. Im Sommer grünt und blüht es an allen Ecken und Enden. Leider haben nicht alle Bewohner das Glück in ruhigen Stadtteilen zu leben, die großzügig dimensionierte Grundstücksflächen mit einem ausgewogenen Bestand an Einfamilienhäusern, Doppel- und Reihenhäusern, Mehrfamilienhäusern und Geschäftsbauten aufweisen. Wer die Wahl hat, kann sich seine Lebensbedingungen selbst aussuchen. Begeisterte Großstadtmenschen lieben die Abwechslung, das reiche Kulturangebot und den urbanen Charakter zentral gelegener Stadtteile. Dafür nehmen Sie gerne ständigen Trubel, Lärm und Enge in Kauf. Und dies, obwohl es wissenschaftlich erwiesen ist, dass das Stadtleben durch das höhere Stressniveau und Schmutz die Gesundheit stärker belastet als das Landleben.

Stress durch soziale Dichte und Isolation

In Städten leben viele Menschen auf engem Raum, gleichzeitig ist Anonymität ein großes Problem. Vor allem ältere Menschen und Singles mit Kontaktschwierigkeiten leiden unter Einsamkeit. Beide Faktoren - soziale Dichte und soziale Isolation - verursachen Stress. Können Menschen mit dem Stress nicht umgehen und besitzen ein niedriges Resilienzniveau steigt die Wahrscheinlichkeit psychischer Erkrankungen. Die verringerte Fähigkeit, Stress und Emotionen richtig zu verarbeiten, kann Angststörungen und Wutanfälle auslösen. Aggressives Verhalten sich selbst und Dritten gegenüber sind die Folge. Depressionen und Erschöpfungszustände sowie Schlafstörungen beeinflussen das Wohlbefinden und führen zu weiteren negativen sozialen Folgen für die betroffenen Menschen, die zunehmend isoliert werden. Werden Hilfsangebote aus Scham, Unwissenheit und Antriebslosigkeit nicht angenommen, befinden sich die betroffenen Personen in einem Teufelskreis, aus dem sie nur schwer ausbrechen können. Ein Interview mit dem Psychiater Mazda Adli zeigt Ursachen sowie die ökonomischen Folgen auf.

Finanzielle Belastungen durch höhere Lebenshaltungskosten

Das Leben in der Stadt ist teurer als das Leben auf dem Land. Hohe Kosten für Mieten und Immobilien, das attraktive Freizeit- und Kulturangebot sowie die Verlockungen durch Restaurants sorgen für höhere monatliche Ausgaben. Viele Familien und Alleinverdiener haben keine Chance auf Wohneigentum. Können es sich Menschen nicht leisten, für die Rente vorzusorgen, steigt die Angst vor Altersarmut. Unzufriedenheit über die hohen Kosten und die eigene soziale Situation verursacht Stress.

Gesundheitliche Probleme durch Luftverschmutzung

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Städter sehen sich einer höheren Luftverschmutzung ausgesetzt als Menschen, die auf dem Land wohnen. Durch das hohe Verkehrsaufkommen und Industrieunternehmen ist die Schadstoffbelastung der Luft in Städten höher als in ländlichen Gebieten. Die Konzentrationsfähigkeit und infolgedessen die Leistungsfähigkeit nehmen infolge des Einatmens verschmutzter Luft ab und die Produktivität verringert sich. Viele Stadtbewohner - darunter Raucher und Nichtraucher - erkranken im Laufe Ihres Lebens an entzündlichen Atemwegserkrankungen. Der Effekt des Einatmens verschmutzter Stadtluft auf die Lunge ist mit dem Rauchen mehrerer Zigaretten pro Tag zu vergleichen. Statistiken beweisen, dass Stadtmenschen öfter unter Übergewicht leiden als Landmenschen. Es gibt Annahmen, dass starke Luftverschmutzung den Stoffwechsel negativ beeinflusst. Entzündliche Prozesse in den Lungen führen zur Ausschüttung von Stresshormonen. Der Blutzuckerspiegel steigt. Die Wirkung des Insulins sinkt. Wissenschaftler nehmen an, dass Dauerstress dazu führt, dass der Körper Zucker nicht mehr ausreichend abbauen kann. Hinzu kommt der Bewegungsmangel durch den eingeschränkten Bewegungsradius, den die meisten Städter haben. Alle wichtigen Anlaufpunkte finden sich in fußläufiger Entfernung oder lassen sich komfortabel mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichen.

Grünflächen zur Verbesserung der Luftqualität

Ein großes Problem - vor allem der Innenstädte mit teuren Quadratmeterpreisen für Grundstücke und Immobilien - ist die städtebauliche Nachverdichtung. Kleine Gebäude und freie Flächen werden ersetzt durch große Wohn- und Geschäftsbauten. Dabei sind Grünflächen ein zentraler Faktor, um Stadtbewohnern innerstädtische Erholungsflächen zu bieten und die Luftverschmutzung zu verringern. Pflanzen speichern Kohlenstoffdioxid (CO2), filtern Stickstoffdioxid (NO2) aus der Luft und binden mikroskopisch kleine Feinstaubpartikel. Der Artikel "Grüne Wände gegen Luftverschmutzung" verdeutlicht, dass nach Forschungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sowie der Universitäten Birmingham und Lancaster eine stärkere Begrünung entlang innerstädtischer Straßen die Luftverschmutzung um bis zu 30 Prozent reduzieren könnte. Ergänzt durch begrünte Fassaden und Dachgärten, ließe sich die Luftqualität beträchtlich verbessern.

Stressfaktoren - Lichtverschmutzung und Lärmbelastung

Stadtbewohner haben ein höheres Risiko, an Angststörungen und Depressionen zu erkranken. Neben dem Stress, den die Luftverschmutzung verursacht, sind der hohe Lärmpegel und das Dauerlicht weitere Faktoren. Wer versucht hat, mit seinen Kindern den Sternenhimmel zu betrachten, stößt in städtischen Gebieten oft an seine Grenzen. Leuchtreklamen, Straßenlaternen, erleuchtete Geschäfte und Schaufenster sowie der Verkehr verhindern, dass es in der Stadt komplett dunkel wird. Die durch die hohe Verkehrs- und Menschendichte verursachte Lärmbelastung ist ein weiterer Stressfaktor. Wer sich nicht hinter ausgezeichneten Schallschutzfenstern befindet, muss sich mit dem Lärmpegel arrangieren. Es macht einen großen Unterschied, ob Menschen Lärm selten oder dauerhaft ausgesetzt sind. Neben Tinnitus sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine häufige Folge von zu viel Schall. Stadtbewohner zeigen psychisch bedingte Reaktionen wie Gefühle von Unzufriedenheit, Unruhe, Wut und Hilflosigkeit. Viele Menschen fühlen sich dauerhaft erschöpft. Unter anderem, weil sie nicht ausreichend viele Tiefschlafphasen haben. Probleme - wie Magenbeschwerden und Reizdarm - werden mit der hohen Lärmbelastung und Lichtverschmutzung in Städten in Verbindung gebracht.

Lärmbelastung dauerhaft reduzieren

Es gibt viele sinnvolle Maßnahmen, die Lärmbelastung zu reduzieren. Pflanzen und Bäume schlucken Schall und helfen den Lärm zu reduzieren. Aus stadtplanerischer Sicht gibt es mehrere Gründe, verkehrsberuhigte Zonen einzurichten. Sie erhöhen die Verkehrssicherheit, tragen zur Verschönerung der Straßen bei und verringern die Lärmbelastung. In Gebieten, in denen eine geringere Unfallgefahr herrscht, fühlen sich auch alte Menschen und Familien mit Kindern wohl. Fußgänger und Fahrradfahrer können sich gegenüber motorisierten Verkehrsteilnehmern behaupten. Verkehrsberuhigte Zonen in Wohngebieten sind ein Eldorado für Kinder. Sie können die gesamte Straße zum Spielen nutzen, während Autofahrer Rücksicht nehmen müssen.

Lichtverschmutzung verringern

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Die Lichtverschmutzung in Städten lässt sich durch das bewusste Anbringen von Lichtquellen reduzieren. Auch wenn die Optionen nicht so vielfältig sind - wie bei Faktoren wie der Lärmbelastung und Luftverschmutzung - gibt es Möglichkeiten, das Licht gezielt dorthin zu lenken, wo es benötigt wird. Strahlt eine Lichtquelle Richtung Boden, deckt es einen begrenzten Radius ab und scheint nicht in die Fenster benachbarter Gebäude. Das bewusste Abschalten von leuchtenden Werbetafeln und Leuchtreklamen hilft, Energie zu sparen und schont das Klima. Viele Großstädte entscheiden sich bereits bewusst dafür, die Beleuchtung von Wahrzeichen und Hochhäusern nachts auszuschalten. In Städten der Zukunft könnte es sogar möglich sein, auf die Mehrzahl der Straßenlaternen zu verzichten und anstelle dessen gezielt Bordsteine und Radwege zu beleuchten.

Fazit - auf Stress rechtzeitig reagieren

Um das Stressniveau für Stadtbewohner zu reduzieren, bedarf es der gemeinschaftlichen Anstrengung von Politik, Kommunen, Städteplanern und jedem Einzelnen. Der bewusste Umgang mit Lärm- und Lichtquellen ist ebenso wichtig wie das eigene soziale Verhalten. Offenes Zugehen auf Nachbarn und Kollegen stärkt soziale Kontakte und sorgt dafür, dass Freundschaften und Bindungen entstehen. Die Ausweitung von Grünflächen und verkehrsberuhigten Zonen verringert die Lärmbelastung, verbessert die Lebensqualität und sorgt für bessere Luft. Viele kleine Maßnahmen und Schritte haben gemeinsam eine große Wirkung. Wer unter starkem Stress leidet und mit der Hektik, sozialen Dichte und Betriebsamkeit nicht klarkommt, sollte sich professionelle Hilfe suchen und einen Umzug in Betracht ziehen, um die körperliche und psychische Gesundheit zu bewahren bzw. wiederherzustellen.

Autor:

Arthur Kreklau aus Fürth

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