"Erlebnisweg Wallensteins Lager" macht Geschichte begreifbar
Auf den Spuren Wallensteins
LANDKREIS FÜRTH (pm/ak) - 70 Tage lang war die Region Oberasbach, Zirndorf und Stein im Jahr 1632 Mittelpunkt der europäischen Geschichte. Um die 80.000 Mann der Truppen Wallensteins lagerten damals im Gebiet der heutigen drei Städte und brachten unermessliches Leid über die Bevölkerung, die mit knapp 1.500 Bewohnern von der Übermacht der kaiserlichen Truppen geradezu überrannt wurde.
Mit den beiden Schlachten der Katholischen Liga unter Wallenstein gegen den protestantischen Schwedenkönig Gustav Adolf und einem der größten Heerlager der Weltgeschichte hinterließ der Dreißigjährige Krieg seine Spuren in unserer Stadt.
Die Zeit der Belagerung erwies sich als Desaster für die Natur und die Kulturlandschaft ebenso wie für die Bevölkerung, die wegen Plünderungen, Brandschatzungen und kriegsbedingten Seuchen auch einen erheblichen Bevölkerungsverlust zu verzeichnen hatte.
Ob die hölzerne Figur am Spielplatz in der Steiner Straße, das Wandgemälde am Mehrfamilienhaus in der Lilienstraße, das Schild zur Erinnerung an die Schlacht 1632 nahe der Fernabrücke oder die Überreste des Schanzenwalls im Hainbergwald: Bis heute lebt die Figur des Wallenstein in der Erinnerung weiter und ist mancherorts im Stadtbild präsent.
Geschichte zum Anfassen
Um das damalige Geschehen für die Bevölkerung erfahrbar zu machen, haben sich die drei Städte Oberasbach, Stein und Zirndorf im großen gemeinsamen Projekt "Erlebnisweg Wallensteins Lager" daran gemacht, die Geschichte unserer Region auf zeitgemäße Art aufzubereiten. Entstanden ist ein einzigartiges Leuchtturmprojekt interkommunaler Zusammenarbeit.
Der rund 18 Kilometer lange, in Etappen begehbare Wanderweg mit drei verschiedenen Themengebieten und zahlreichen Stationen verläuft entlang der Grenzen des historischen Feldlagers und ist im wörtlichen Sinn Geschichte zum Anfassen. Rechtzeitig zum Beginn der Wandersaison wurde der Weg mit seinen 28 interaktiven Stelen – coronabedingt in kleinem Kreis – vor kurzem offiziell eröffnet. Interessierte können sich zukünftig vor Ort ein Bild von der Dimension des einstigen Heerlagers und den damaligen Ereignissen machen. Begleitend kann man sich auch digital mithilfe der kostenlosen App "Erlebnisweg Wallensteins Lager" Informationen zum Nachlesen, Anschauen und Zuhören herunterladen. So werden die historischen Bezüge multimedial auf vielfältige Weise vermittelt und sowohl analog als auch digital visualisiert. Für Abwechslung auf dem Weg sorgen außerdem Drehscheiben, Audiokurbeln und ein Puzzle.
Beispiel Marketenderplatz
Auf der Petershöhe nahe dem Hölzleshof befindet sich die Station 20 "Marketenderplatz". An dieser Stele dreht sich alles um Händler, die ihre Waren auf einem Marktplatz feilboten. Die Bezeichnung ist auf das italienische Wort "mercantante" zurückzuführen. Im engeren Sinn waren damit all jene gemeint, die Lebensmittel verkaufen, wie der Metzger oder Bäcker, im Unterschied zu den Krämern mit diversen Produktangeboten. Lief das Geschäft eines Marketenders gut, hatte er einen oder mehrere Wagen sowie Angestellte; weniger Vermögende besaßen einen Karren oder transportierten ihre Güter auf einem Esel oder in Tragkörben. Daneben gab es zahlreiche Handwerker, die die Kampfbereitschaft der Söldner sicherstellten. Schmiede fertigten und reparierten Klingenwaffen, Sattler führten alles Notwendige an Reitutensilien und Büchsenmacher für Schusswaffen. Wirte, die mit fahrbaren Braustätten mitzogen, priesen Bier und Branntwein an und Sudler gekochte Mahlzeiten.
Wer dort die Kurbel dreht, kann sich im O-Ton die Ansage eines Musketiers anhören.
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