Tierische Helfer in der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle
Brüllende Löwen und fauchende Drachen

Auf spielerische Weise über die schwierige Situation und die innere Zerrissenheit bei Trennung und Scheidung sprechen: Die Methode, nach der Familienkonstellationen mit Tieren dargestellt werden, hat bereits vielen Familien dabei
geholfen. | Foto: Diakonie Fürth
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LANDKREIS FÜRTH (pm/ak) - „Welches Tier wärst du, wenn du ein Tier wärst?“ – mit dieser Frage beginnen oft lange und tiefgründige Gespräche in der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle der Diakonie für den Landkreis Fürth. Dann treffen Adler auf Bären oder auch mal brüllende Löwen auf fauchende Drachen.

Was auf den ersten Blick nach einem Spiel aussieht, hat einen ernsten Hintergrund: Die Trennung von Eltern ist einer der häufigsten Anmeldungsgründe beim Team um Beratungsstellenleiterin Elisabeth Breer. „Der  Prozess, wenn sich Eltern trennen, ist eine emotionale Ausnahmesituation, die häufig von vielen  Streitigkeiten und starken Gefühlen wie Ängsten, Wut und Trauer begleitet wird“, sagt die Diplom-Psychologin.

Gemeinsam mit ihren erfahrenen Kolleg*innen unterstützt sie Mütter, Väter und Kinder auf diesem schwierigen und konfliktreichen Weg. „Unser Fokus liegt dabei immer auf dem Wohl der Kinder“, unterstreicht Elisabeth Breer. „Diese können die Konflikte nicht verstehen, leiden unter den Streitigkeiten, fühlen sich manchmal schuldig und geraten in Loyalitätskonflikte.“ Hier kommen die Tiere ins Spiel: Mit diesen können Zusammenhänge und Prozesse, die in der Familie stattfinden, für die Kinder und deren Eltern sichtbar gemacht werden.

Nach der Methode des Psychologen und Psychotherapeuten Alfons Aichinger wählt das Kind für sich und die Eltern jeweils ein Tier aus. Dann erhält das Tier des Kindes zwei Tiere zur Seite gestellt: ein Tierkind der  väterlichen Tierart und eines der mütterlichen Tierart. Die Aufstellung verdeutlicht, dass das Kind Anteile beider Elternteile in sich trägt – das heißt das Kind braucht auch beide Elternteile, um groß zu werden. „Das Kind trägt stets eine Ambivalenz in sich: Ist es bei der Mama, hat ein Anteil in ihm Sehnsucht nach dem Papa. Ist es beim Papa, vermisst es die Mama. Sprechen Eltern in Konfliktsituationen schlecht übereinander, bedeutet dies für das Kind immer eine Abwertung eines Teils seiner selbst“, gibt Diplom-Sozialpädagogin Corinna Lippert zu bedenken.

Besonders schwierig wird es für Kinder, wenn der Konflikt zwischen den Eltern so massiv wird, dass sie auch vor ihnen in Streit geraten, weiß die Erziehungsberaterin: „Das Kind erlebt, dass die ‚guten Eltern‘ in den Hintergrund geraten, stattdessen ihre wütenden und impulsiven Anteile Überhand gewinnen und die kindlichen Bedürfnisse dabei aus dem Blick verlieren.“ Dann hat es das Kind vielleicht plötzlich mit einem brüllenden Löwen und einem fauchenden Drachen zu tun. Und was kann da ein kleiner Fuchs – das Kind – dagegen ausrichten?

„Mit den Tieren ist es möglich, auf spielerische Weise über die schwierige Situation und die innere Zerrissenheit zu sprechen“, so Corinna Lippert. „Die Kinder verstehen auf diese Weise, dass der Streit der Eltern nicht ihr Streit ist, dass sie sich nicht auf eine Seite stellen müssen und sie keine Schuld oder Verantwortung an der Situation haben.“ Auch den Eltern hilft es, wenn sie statt der vielen Gedanken und widerstreitenden, intensiven Gefühle einfache Bilder sehen: Zum einen gibt es da eine Mutter und einen Vater, die beide das Beste für ihr Kind wollen, und zum anderen das hin- und hergerissene, überforderte Kind.

Die Methode, nach der Familienkonstellationen mit Tieren dargestellt werden, hat bereits vielen Familien geholfen, einen distanzierteren Blick auf ihre Situation zu bekommen und wieder die Kinder in den Fokus zu rücken. „Wir sind glücklich, dass wir durch eine großzügige Spende 47 handgeschnitzte Tiere des Kunsttherapeuten und Holzschnitzers Eckart Henzler erwerben konnten, die künftig insbesondere in der Beratung von Trennungs- und Scheidungsfamilien zum Einsatz kommen“, so Elisabeth Breer. Hier werden diese besonders gebraucht, wie sie und ihre Kolleg*innen es in ihrer täglichen Arbeit erleben.

Autor:

Arthur Kreklau aus Fürth

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