Digitalisierung an Schulen gestaltet sich schwierig
ZIRNDORF (pm/ak) - Die Digitalisierung der Schulen und der geplante Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz beschäftigten den Kreisverband Fürth des Bayerischen Gemeindetags. Kreisverbandsvorsitzender Thomas Zwingel, Bürgermeister von Zirndorf, begrüßte dazu Gerhard Dix von der Geschäftsstelle sowie die Rektorinnen und Rektoren der Grund- und Mittelschulen im Landkreis Fürth.
Anspruch und Wirklichkeit klaffen im Bereich „Digitalisierung von Schulen“ durchaus noch weit auseinander, betonte Gerhard Dix. Zwar sind 91 Prozent der Gemeinden überzeugt, dass die Digitalisierung einen hohen Mehrwert für die Schulen bedeute, zugleich schätzen nur zehn Prozent den Stand ihrer Schulen als „gut“ ein. Hohe Kosten und eine fehlende ganzheitliche Planung, was für eine sinnvolle Digitalisierung nötig ist, erschwerten das weitere Vorgehen. Hier sollte das Kultusministerium baldmöglichst genaue Vorgaben machen, um Planungssicherheit für Schulen wie Gemeinden zu erreichen. Auch über eine zeitliche Staffelung der Beschaffung müsse nachgedacht werden, schließlich kämen enorme finanzielle Belastungen auf die Städte und Gemeinden als Sachaufwandsträger zu. Ungeklärt sei zudem die Frage, wer für die Wartung und Pflege der digitalen Endgeräte zuständig sein soll. Der Meinung des Kultusministeriums, dies sei Aufgabe der EDV-Leute in den Kommunen, könne man nicht beipflichten. Schließlich solle mit den Geräten der Lerninhalt besser vermittelt werden, sei also auf jeden Fall ein pädagogischer Ansatz geben. Und dies ist nun einmal Sache der Schulen. Die staatlichen Förderrichtlinien für Glasfaseranschlüsse und Hardware begrüße man ausdrücklich, dennoch müssten auf jeden Fall Lehrer für die Systempflege verantwortlich sein. Dem stimmte auch Thomas Zwingel zu. „Ich habe drei Leute in meiner EDV-Abteilung. Einer ist immer an den Schulen tätig. Noch mehr geht da nicht.“ Und die kleineren Gemeinden hätten oftmals gar keine eigene EDV-Abteilung, sondern müssten sich diese Leistungen einkaufen. Daher fordere der Gemeindetag ein Gesamtkonzept des Freistaats mit Zeitplan, Standards, Befähigung der Lehrer, Abschätzung der Gesamtkosten und die IT-Betreuung durch staatliches Personal. Letztlich sollte noch das „aus der Kreidezeit stammende“ Schulfinanzierungsgesetz an die digitale Welt angepasst werden, schmunzelte Dix. Spannend sei aber auch das Thema Ganztagsbeschulung, das die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag bis 2015 mit einem Rechtsanspruch versehen will. Bereits heute gebe es verschiedenste Formen der Grundschulbetreuung, offene wie gebundene Modelle, Horte und Mittagsbetreuungen. Ziel müsse sein, die Finanzierung zu vereinheitlichen und eine bessere Kooperation zwischen den Schulen und der Jugendhilfe. Auch die Betreuung während der Ferienzeiten müsse gesichert sein. Das größte Problem dabei, so Dix, seien die fehlenden Fachkräfte. Es gebe schlichtweg keine Erzieherinnen und Erzieher mehr, der Markt sei „leergefischt“. Mögliche Abhilfe könne nur durch eine verstärkte Ausbildung mit verbesserten finanziellen Anreizen oder eine Absenkung von Standards sein. Dies müssten Bund und Staat klarlegen.
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