Asylunterkunft Jahnstraße
Im „Asbacher Hof" ist alles ruhig
OBERASBACH (pm/ak) - Seit einem halben Jahr wohnen im früheren „Asbacher Hof“ 48 Menschen aus Syrien, der Türkei und Tadschikistan, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind und viel zurücklassen mussten: ein Leben mit ihrer Familie und ihren Freunden, ihre Sprache, ihre Gewohnheiten, ihre gelebte Kultur und vieles mehr. Sie sind nach Oberasbach gekommen mit nicht viel mehr als dem, was sie tragen konnten. Wie stellt sich ihre Situation heute dar? Und wie stellt sich die Situation für die Menschen in Oberasbach dar?
Die Asylverfahren laufen derzeit. Sechs sind bereits positiv abgeschlossen worden. Wie schon in der Infoveranstaltung des Landkreises und der Stadt Oberasbach am 23. März mitgeteilt wurde, sind Geflüchtete im Asylverfahren gesetzlich verpflichtet, bis zum Abschluss dieses Verfahren in den ihnen zugewiesenen Unterkünften zu wohnen.
Von den 48 Bewohnern befinden sich zurzeit zwei in Integrationskursen, neun starten im September und Oktober, weitere fünf Personen haben eine Berechtigung und suchen gerade einen Integrationskurs bei Sprachkursträgern. Auf vier Berufsschulpflichtige wartet nach den Ferien eine Berufsintegrationsklasse, zwei Bewohner stehen schon in Lohn und Brot. Damit ist für sie ein geregelter Tagesablauf sichergestellt. Die Kurse dauern i.d.R. vier bis fünf Stunden täglich. Sie finden vor- oder nachmittags in Nürnberg und Fürth statt. Sie dienen dem einfachen Spracherwerb und ermöglichen auf diese Weise in einigen Fällen bereits eine einfache Kommunikation. Ansonsten treiben viele der Bewohner gerne Sport (Laufen, Fußball etc.) oder treffen sich mit anderen Landsleuten in Nürnberg oder Fürth.
Der Gesellschaft etwas zurückgeben
Wenn sie angesprochen werden, sind sie auch offen, um mit Oberasbacherinnen und Oberasbachern in Kontakt zu treten. Dabei ist nicht zu vergessen, dass sich auch die Geflüchteten hier zunächst fremd fühlen. Wo immer sie bislang aufgetreten sind, haben sie einen freundlichen und eher zurückhaltenden Eindruck hinterlassen. Einige Ehrenamtliche aus dem Stadtgebiet suchen in Abstimmung mit den Integrationslotsen des Landkreises immer wieder Kontakt zu den Geflüchteten in der Unterkunft und greifen dabei auf zwei ehrenamtliche Übersetzer zurück.
Schon wenige Tage nach ihrer Ankunft folgten bereits zwei Tadschiken der Einladung zum traditionellen Kartoffelsuppe-Fastenessen im Pfarrsaal von St. Johannes. Mit Hilfe des Google Übersetzers entwickelten sich schnell erste Gespräche.
Aus Anlass des Tages des Nachbarn am 26. Mai luden das Kulturamt und das Quartiersmanagement Oberasbach der Diakonie Fürth zu einem kleinen Nachbarschaftsfest auf den Parkplatz vor der Unterkunft in der Jahnstraße ein. Neben Bewohnern der Unterkunft kamen auch Oberasbacherinnen und Oberasbacher zu einem offenen und toleranten Austausch bei kühlen Getränken, Kuchen und Gegrilltem zusammen. Insbesondere auch die Geflüchteten fühlten sich sehr wohl.
Gute Beispiele für aktive Einbindung sind das Projekt AckerRacker des Kindergartens Regenbogen oder die Fahrrad-Nachbarschaftswerkstatt. Wie KiGa-Leiterin Nicole Schmieg in der letzten Ausgabe des Mitteilungsblattes „Infos für alle“ bereits verriet, hatte der Lehracker auch noch weitere Helfer. „Einige der an der Jahnstraße untergebrachten Geflüchteten waren schon mehrmals hier und haben bei sengender Hitze für die Kinder das Unkraut gejätet. Sie stehen dafür auch weiterhin zur Verfügung.“
In der Fahrrad-Nachbarschaftswerkstatt unterstützen einige die ehrenamtlichen Werkstatthelfer im Reparaturbetrieb mit Geschick und Tatkraft. Damit helfen sie Oberasbacher Bürgerinnen und Bürgern ihre Fahrräder kostenlos wieder flott zu kriegen. Die Geflüchteten freuten sich einfach darüber, eine sinnvolle Beschäftigung zu haben, mit der sie etwas von dem, was sie von der Gesellschaft hier empfangen auch wieder zurückgeben können.
Im Juli trafen sich Teilnehmer des Helferkreises Oberasbach im Innenhof des Jugendhauses OASIS erneut mit den Geflüchteten. Dieses Mal wurde gegrillt und gemeinsam Mölkky, Kicker und Tischtennis gespielt. Das lockerte die Atmosphäre, es wurde viel gelacht. Die zwei Übersetzer ermöglichten einen guten Austausch über den Alltag.
Demnächst „revanchieren“ sich die Geflüchteten mit einer Gegeneinladung mit traditionellen Gerichten aus ihren Heimatregionen.
Rückblick auf die Info-Veranstaltung am 23. März in der Jahnhalle
Es war gut, dass dieser Informationsabend damals durchgeführt wurde, bot er doch vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Möglichkeit, ihre Sorgen und Befürchtungen auszudrücken. Es wurden Ängste geäußert, dass die allgemeine Sicherheit rund um das Hans-Reif-Sportzentrum leiden könnte und dass Polizei und Sicherheitsdienst potenziellen aggressiven Zuständen in der Unterkunft nicht Herr werden könnten.
Was ist dahingehend in den letzten sechs Monaten geschehen? Der Sicherheitsdienst ist nach wie vor 24 Stunden, 7 Tage die Woche vor Ort. Zu Beginn wurde die Polizei vom Sicherheitsdienst genau zwei Mal verständigt, da es zu verbalen Streitereien zwischen Geflüchteten in der Einrichtung gekommen war. Es blieb aber bei verbalen Auseinandersetzungen und es gab auch keine Verletzten.
Der Polizeiinspektion Stein wurden seither keine weiteren Vorkommnisse zur Kenntnis gebracht, weder durch den Sicherheitsdienst noch durch Oberasbacherinnen und Oberasbacher, die in irgendeiner Form beeinträchtigt oder belästigt wurden.
Die Lage sei weiterhin unauffällig und ruhig, teilt die Polizeiinspektion Stein auf Nachfrage mit, das gleiche gelte übrigens auch für die Asylunterkunft in Stein. Sicherlich werde es in beiden Einrichtungen zwischenmenschliche Probleme und unterschiedliche Auffassungen über Ordnung oder Art des Zusammenlebens geben, aber nicht mehr als in anderen Familien oder Mehrfamilienhäusern auch.
Kontakt zum Landratsamt
Auch weiterhin ist das Landratsamt sehr daran interessiert, dass sich die Unterkünfte als gute Nachbarn in ihre Umgebung einfügen. Für Anregungen und Unterstützungsangebote aber auch im Falle von konkreten Problemen wenden Sie sich gerne an unterkunftsverwaltung@lra-fue.bayern.de.
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