Gemeinde sucht Fachleute für eine gemeinsame Strategie
Schwanstetten sagt Nein zur geplanten Stromtrasse!

- Davor soll Schwanstetten verschont bleiben: Eine Stromtrasse nahe der Wohnbebauung zerschneidet die Landschaft und birgt die Gefahr von gesundheitlichen Risiken für die Anwohner.
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SCHWANSTETTEN (pm/vs) - Im Rahmen der sogenannten „Stromautobahnen“ von Nord- nach Süddeutschland sollen auch im Gemeindegebiet Schwanstetten neue Strommasten gebaut werden. Dagegen formiert sich parteiübergreifend im Gemeinderat entschiedener Widerstand.
Der in Bayern beheimatete Netzbetreiber TenneT ist verantwortlich für einen sicheren Betrieb von rund 4500 Kilometer Höchstspannungsleitungen in Bayern und rund 11.000 Kilometern in Deutschland. Die bestehenden 220kV-Leitungen müssen auf 380 kV aufgerüstet werden, um den wachsenden Strombedarf zu decken und um nachhaltig erzeugten Strom einspeisen zu können. Auch unter Beteiligung und Protest durch verschiedene Umweltverbände und Bürgerinitiativen werden die möglichen Verläufe der Trasse immer wieder geändert. Mit der aktuellen Planung im Bereich Schwanstetten ist die Gemeinde jedoch ganz und gar nicht einverstanden. Bei einer Umsetzung würde nahezu das gesamte Gemeindegebiet von Süden nach Norden durchschnitten. „Für die 380 kV-Leitung werden 55 Meter hohe Strommasten mit 35 Meter breiten Auslegern benötigt. Mit dieser Trasse wird die noch weitgehend freie und unberührte Landschaft um Schwanstetten durchschnitten, zusammenhängende Waldgebiete durch breite Schneisen zerstört und der Lebensraum vieler heimischer Tierarten massiv beeinträchtigt“, heißt es in einer aktuellen Presseinformation. In Teilbereichen werde außerdem der vorgeschriebene Abstand von mindestens 400 Metern zur Wohnbebauung Schwanstettens unterschritten. Dies sei mit nicht absehbaren Folgen und unkalkulierbaren Gesundheitsrisiken für die Anwohner verbunden.
So geht es weiter
• Die Gemeinde möchte ein breites Bündnis aus Bürgern, Politik und Verwaltung ins Leben rufen. Außerdem möchte man man allen anderen betroffenen Gemeinden im Landkreis Roth eine gemeinsame Strategie entwickeln
• Bis 31. Juli 2019 besteht im Rahmen der frühzeitigen öffentlichen Beteiligung vor Eröffnung des sogenannten Raumordnungsverfahrens noch die Möglichkeit, Hinweise und Alternativvorschläge für die Trasse einzubringen
• Der Markt Schwanstetten lädt fachkundige Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus den Bereichen Umwelt, Natur, Energie und Landwirtschaft am 13. Juni, 19 Uhr, ins Rathaus ein. Bei Interesse bitte Anmeldung via E-Mail: robert.pfann@schwanstetten.de oder per Telefon unter 09170/289-15.
Logischer ist es, zuerst zu überprüfen und zu diskutieren, ob wir Bürgerinnen und Bürger die Hochspannungstrassen zu unserer Stromversorgung überhaupt brauchen bevor darüber diskutieren, wo sie wem weniger schaden!
In der Zeit Nr. 34 vom 15.08.19, Seite 25, legt zum Beipsiel die Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit und Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) u.a. dar:
"Vor allem aber braucht man keine neuen, ausgebauten Netze, um überschüssige Windenergie nach Süddeutschland zu leiten, wie es immer heißt. Denn selbst wenn man den Ausbau der Windenergie in Norddeutschland bis 2030 verdoppeln würde, ließe sich damit noch nicht einmal der Strombedarf in Norddeutschland decken – jedenfalls nicht, wenn man bis dahin wie notwendig und versprochen aus der Kohle aussteigt. Also: Wenn man es mit den Klimazielen ernst meint und das Ausbautempo beibehält, wird es gar keinen Stromüberschuss im Norden geben, der in den Süden transportiert werden könnte!
Ohnedies hat Süddeutschland ein eigenes Potenzial für erneuerbare Energien, wenngleich sich die dortige Politik immer beharrlich gegen den Ausbau der Windenergie gesperrt hat. Auch der Süden kann CO₂-frei werden, wenn man Wind-, Wasser-, Sonnen- und Bioenergie hinzufügt und zudem die erheblichen Speichermöglichkeiten in den Bergen nutzt. Dafür braucht er keine »Monstertrassen«, sondern dezentrale Verteilnetze, wie erneuerbare Energien sie verlangen. Die Betreiber der Stromnetze raten immer zum maximalen Ausbau – unter dem Vorwand, das sei unerlässlich für die Energiewende. Doch die tatsächlichen Effekte einer konsequenten Energiewende lassen sie dabei unberücksichtigt.
Deshalb wird es Zeit, die Netzkapazitäten endlich per Wettbewerb auszuschreiben. Das senkt die bisherigen Traumrenditen und schafft Transparenz über Kosten und darüber, wo wirklich neue Netze gebraucht werden. So könnten die Kosten der Netzanbindung auch für Offshore-Windenergie halbiert werden. Ja, halbiert!
Von diesem Preissturz würden alle Stromkunden und letztlich die gesamte Volkswirtschaft profitieren. Und so mancher ineffiziente Ausbau, der heute obendrein noch zu Bürgerprotesten führt, ließe sich vermeiden. Wir brauchen kein Netzausbaubeschleunigungsgesetz, sondern mehr unabhängigen Verstand, mehr Markt und Wettbewerb und damit einen realistischeren Bedarfsplan, der die vielfältigen Möglichkeiten künftiger Energieversorgung intelligent kombiniert."
Folgt man diesem Votum dieser hervorragenden Fachfrau, brauchen wir die P53 nicht! Wenn sich alle Bürgerinitiativen auf dieses begründete grundsätzliche NEIN einigen, stehen weit über 100.000 Wähler gegen die bisherige falsche Strompolitik! So können wir eine ökologisch, wirtschaftlich und gesundheitspolitische vernünftige Strompolitik zugunsten der Bürger und zu Lasten der monopolistischen Großkonzerne durchsetzen!