Die Lizenz zum Gießen

„Zinnsoldat und Gänseliesel – 175 Jahre Offizin Ernst Heinrichsen“ | Foto: oh/Altstadtfreunde Nürnberg e.V.
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Zinnsoldat und Gänseliesel – 175 Jahre Offizin Heinrichsen im Museum |22|20|18| Kühnertsgasse

NÜRNBERG (pm/nf) - Am 6. September 1839 erhielt Ernst Heinrichsen von der Stadt Nürnberg die „Lizenz zum Gießen bleierner Spielwaren aus sogenanntem Rose’schen schnellflüssigen Metalle“. Das Museum|22|20|18| Kühnertsgasse der Altstadtfreunde freut sich außerordentlich, anlässlich des 175-jährigen Firmenjubiläums diese Ausstellung dank der tatkräftigen Unterstützung von Dr. Brigitte Grobe zeigen zu können. Fast alle Objekte stammen aus dem Archiv der Firma Heinrichsen, die von Frau Dr. Grobe nun in der 6. Generation seit über
30 Jahren mit viel Engagement geführt wird.

Die Ausstellung befasst sich deshalb vornehmlich mit der Geschichte der Offizin Heinrichsen. Hier ist es gelungen, die Firma 175 Jahre als Familienbetrieb zu führen. Von ehemals rund 60 konkurrierenden Betrieben in der Region existiert heute nur noch dieser eine mit einem nahezu kompletten Firmenarchiv und einem Bestand von gut 16.000 Gießformen. Einen sehr guten Einblick in die Geschicke des Hauses gewährt die Familienchronik von Wilhelm Heinrichsen (1896, 2. Generation). Darüber hinaus zeigen wir die Herstellung von Zinnfiguren und ihre Entwicklung vom Spielzeug und Lernmittel zum begehrten Sammlerobjekt in beispielhaften Dioramen und Einzelaufstellungen.

Das Museum I22I20I18I Kühnertsgasse zeigt diese Sonderausstellung bis 22. März 2015.

Öffnungszeiten:
Mittwoch, Samstag und Sonntag von 14.00-17.00 Uhr
Vorführungen: Zinnfiguren gießen am 5.10.2014
Zinnfiguren bemalen am 19.11.2014

Blick in die Geschichte
Von 1839 bis 1938 haben 3 Generationen der Familie Heinrichsen (Ernst, Wilhelm und Ernst Wilhelm) einen Formenbestand von etwa 16.000 Formen für Zinnfiguren geschaffen, etwa die Hälfte davon entstand nach 1900 für ‚kulturhistorische‘ 30mm-Figuren. Es ist als besonderer Glücksfall zu betrachten, dass nicht nur (fast!) alle Formen, sondern auch die kompletten
Unterlagen des Firmenarchivs über alle Kriege erhalten geblieben sind.
Der Firmengründer Ernst Carl Peter Heinrichsen wurde 1808 in Schlesien geboren und begann dort eine Lehre als Zinngießer. Mit seinem Lehrbrief ging er 1822 auf Wanderschaft und kam 1826 oder 1827 nach Nürnberg. Hier fand er zunächst Arbeit beim Zinngießer Ammon, wo er überwiegend Schieferformen für Zinnfiguren herstellte. Ab 1832 arbeite Ernst Heinrichsen als unabhängiger Graveur und fertigte Stahlstanzen für Goldschmiede, allerlei Werkzeuge zum Pressen von Messerheften und Fruchtkörben sowie Messingplatten für Buchbinder, welche diese zum Verzieren von Brieftaschen, Alben oder Gesangbüchern verwendeten. Zudem schnitt er Siegelringe.

Obwohl er in diesem Beruf erfolgreich war, ging Ernst Heinrichsen wieder zu seinem erlernten Beruf über und erhielt am 06. September 1839 vom Stadtmagistrat in Nürnberg einen Lizenzschein zum "Gießen bleierner Kinderspielwaren aus sogenanntem Rose´schen schnellflüssigen Metalle".

Wilhelm Heinrichsen wurde als erstes Kind 1834 geboren. Er war weniger künstlerisch veranlagt, hat aber durch ein sicheres kaufmännisches Gespür die Firma zum wirtschaftlichen Höhepunkt gebracht, nachdem er das Geschäft 1869 von seinem Vater in eigener Verantwortung übernommen hatte.
Während unter Ernst Heinrichsen überwiegend Formen für Zinnfiguren entstanden, die das Zeitgeschehen illustrierten, hat sich Wilhelm Heinrichsen in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts auf die Darstellung von historischen Ereignissen verlegt. Für die Entwürfe zu diesen Serien hat er
namhafte Künstler verpflichtet.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts übernimmt Wilhelms Sohn Ernst Wilhelm (geboren 1867) die Firma. Zu diesem Zeitpunkt wandelt sich die Zinnfigur von der Spielzeugfigur zum Sammelobjekt.
Mit dem Tod von Ernst Wilhelm Heinrichsen im Dezember 1938 werden keine neuen Formen mehr graviert. Da der einzige Sohn Ernst Wilhelms im Verlauf des 1. Weltkriegs verstorben ist, übernehmen die beiden Töchter Hermine (†1976) und Luise (†1987) die Firma und produzieren weiter Figuren bis zum Tode von Hermine im Jahr 1976. Die Nachfahren von Ernst Wilhelms dritter Tochter Maja (†1987, verh. Grobe) haben die Firma übernommen und führen sie heute in der 6. Generation der Familie.
Im Jahr 1979 wurden die gesamten Formen vom Anwesen Johannisstraße 19 in neue Räume umgezogen und - im Laufe von 2 Jahren - inventarisiert. 1981 sind die ersten "Neuauflagen" aus den historischen Formen erschienen.

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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