Eröffnung der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung ,,Karl IV." in Nürnberg
Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Karl IV.“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg – Buchtipp zum Thema hier
NÜRNBERG (pm/nf) - Am kommenden Mittwoch wird in der alten Kaiserstadt Nürnberg die erste Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Karl IV.“ von Ministerpräsident Horst Seehofer und dem Ministerpräsidenten der Tschechischen Republik Bohuslav Sobotka feierlich eröffnet. Im Germanischen Nationalmuseum wird noch letzte Hand zur Fertigstellung der Schau angelegt.
„Nürnberg steht symbolisch für die Verbindung zwischen dem Kern des Heiligen Römischen Reichs und Böhmen. Deshalb bietet sich die ehemalige Reichsstadt geradezu an, hier eine Bayerische Landesausstellung zu Kaiser Karl IV. zu zeigen. Ich begrüße es sehr, dass das Haus der Bayerischen Geschichte und die Nationalgalerie Prag Hand in Hand eine Landesausstellung ganz besonderer Art erstellt haben“, so Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle angesichts der bevorstehenden Eröffnung. „Als Historiker freut es mich besonders, bei der Preview bereits einen Blick auf die Exponate und die Präsentation der Bayerische-Tschechischen Landesausstellung werfen zu können – die Räume des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg bieten ein ideales und würdevolles Umfeld“, lobt Spaenle.
Eine außergewöhnliche Schau
Wenige Tage vor der Fertigstellung der Ausstellung stellt Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, den Gästen in Aussicht: „Freuen Sie sich auf eine außergewöhnliche Schau, mit Spitzenexponaten aus den Weltmuseen, wie man sie in dieser Exklusivität in Sonderausstellungen nur selten bewundern kann. Realisiert wurde diese erste gemeinsame tschechisch-bayerische Landesausstellung in Rekordzeit. 2013 zwischen den Ministerpräsidenten von Tschechien und Bayern vereinbart, wurde sie bereits am 14. Mai 2016 in Prag und am 19. Oktober 2016 in Nürnberg eröffnet. Das ist außergewöhnlich!“
Kaiser mit Schwert und Feder
Das 14. Jahrhundert war eine Krisen- und Umbruchzeit: Die Pest wütete in weiten Teilen Mitteleuropas, Naturkatastrophen und Hungersnöte forderten viele Opfer. Zeitgleich erlebten Architektur, Technik, Kunst und Kultur einen Aufschwung, besonders in den mit Karl verbundenen Reichs- und Bischofsstädten. Prag erhielt die erste Universität Mitteleuropas und entwickelte sich zur Metropole. Die Prager Hofkunst wirkte stilbildend. Auch die freie Reichsstadt Nürnberg, sein zweithäufigster Aufenthaltsort nach Prag, hat Karl erheblich durch Stiftungen gefördert. Seine hohe Bildung machte ihn zu einem Kaiser des Schwertes und der Feder: Als erster Herrscher verfasste er eine Autobiographie.
Karl war als Sohn von Johann von Luxemburg und Elisabeth von Böhmen eine wichtige Figur im politischen Spiel. Als Gegenkönig des Wittelsbachers Ludwig der Bayer konnte Karl die Unterstützung des Papstes gewinnen und damit den Kampf um die römisch-deutsche Krone. Seine Krönung 1355 in Rom bedeutete die Erneuerung des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich. Und er schaffte ein epochales Werk: Die Goldene Bulle von 1356 wurde zu einer Art Reichsgrundgesetz und regelte für viereinhalb Jahrhunderte die Wahl des Römischen Königs durch die Kurfürsten.
Als Kaiser stützte er sich weniger auf militärische Gewalt als auf Diplomatie - und auf erhebliche Geldsummen, mit denen er die Zustimmung der Kurfürsten erkaufte. Die reichen Silbervorkommen Böhmens, die Förderung des Handels sowie die effiziente Verwaltung und Nutzung seiner Territorien ermöglichten den Erfolg des ebenso frommen wie berechnenden Kaisers. Daneben betrieb er geschickte Heiratspolitik: Bei seinen vier Ehen wie bei der Verheiratung seiner Kinder spielte die Mehrung seiner Hausmacht stets die wichtigste Rolle. So bildete die Mitgift der Wittelsbacherin Anna von der Pfalz die Grundlage für Karls „Neuböhmen“ in der Oberpfalz.
Umstrittener Herrscher oder Ikone?
Weil er für seine Hausmachtpolitik in großem Umfang Reichsgut verpfändete, sahen deutsche Historiker Karl lange als „Vater Böhmens, aber Erzstiefvater des Reiches“, während er in Böhmen bzw. Tschechien bis heute als „Vater des Vaterlandes“ gilt.
Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung wirft mit über 180 hochrangigen Kunstwerken, Urkunden, kulturhistorischen und alltagsgegenständlichen Zeugnissen und medialen Inszenierungen einen neuen Blick auf den facettenreichen Herrscher und seine Zeit. Das Konzept wurde von der Nationalgalerie Prag und dem Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) Leipzig, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Deutschen Historischen Instituts Rom, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Martha Nürnberg erarbeitet.
Begleitprogramm zur Landesausstellung
Das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee und die Metropolregion Nürnberg haben begleitend zur Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung eine Vielzahl an Festen, Konzerten, Themenabenden und weiteren Veranstaltungen organisiert. So laden während des gesamten Ausstellungs-Zeitraums über 300 grenzübergreifende Veranstaltungen entlang der Goldenen Straße zwischen Nürnberg und Prag ein, sich auf Spurensuche zu begeben.
Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2016/17 „Karl IV. “
Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg
20.10.2016 – 05.03.2017
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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