Ausstellung im Museum in der Kühnertsgasse
Hygiene, Klatsch & Tratsch: Wie die Nürnberger ihre Badekultur pflegten

Barbara Häublein (l.) und Inge Lauterbach von den  Altstaddtfreunden zeigen einen besonderen Teil der neuen Ausstellung: Das Geschworenenbuch der Bader von 1626 (Germanisches Nationalmuseum) in einem Karussell, so dass die einzelnen Blätter der Meister genau betrachtet werden können.  | Foto: Nicole Fuchsbauer
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  • Barbara Häublein (l.) und Inge Lauterbach von den Altstaddtfreunden zeigen einen besonderen Teil der neuen Ausstellung: Das Geschworenenbuch der Bader von 1626 (Germanisches Nationalmuseum) in einem Karussell, so dass die einzelnen Blätter der Meister genau betrachtet werden können.
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NÜRNBERG (nf) - Eine kleine, feine Ausstellung der Altstadtfreunde  im Museum in der Kühnertsgasse gibt bis 22. September einen privaten Einblick in die Nürnberger Badekultur vom Mittelalter bis in die Neuzeit. In den Badehäusern (ab dem 13. Jahrhundert gab es bis zu vierzehn Badehäuser in der Stadt) ging es aber nicht nur um Hygiene und die Versorgung von kleineren Wehwehchen, sondern auch um Klatsch und Tratsch.

Die Badehäuser (nur reiche Leute wie Anton Tucher konnten sich ein eigenes Bad leisten) waren gleichmäßig über die Stadt verteilt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts waren es auf der Lorenzer und der Sebalder Seite je sieben. Das Haus in der Irrerstraße 1 ist das einzig noch erhaltene Gebäude eines ehemaligen Badehauses, bei dem während der Sanierung noch  Spuren des alten Bades gefunden wurden. 
Doch es wurde nicht nur gebadet und geschwitzt, sondern auch zur Ader gelassen, Haare geschnitten, Bärte gestutzt, Zähne gezogen oder Schropfköpfe gesetzt. Ganz wichtig der gesellschaftliche Aspekt: Klatschgeschichten austauschen, die News der Stadt besprechen, Essen und Trinken genießen. 
Das Recht eine Badestube zu betreiben, bedurfte übrigens einer behördlichen Genehmigung und wurde als Privileg vom Rat der Stadt verliehen: ,,Also lauffen alle unsauberen Handwercker....am Samstag dem Bad zu, nicht allein ihren schmutz und wust, sondern auch den an ihnen vertruckten schweiß wieder zu waschen und abzuschwentzen", hielt ein Stadtarzt schriftlich fest. Badetag war gewöhnlich am Samstag, am Sonntag in der Kirche wollte man ja sauber daherkommen.

Nachteil der Öffentlichkeit: die Menschenansammlungen waren auch ein Herd für Ansteckung. In Zeiten von Seuchen blieben die Badehäuser geschlossen. Dazu kam später noch die Gefahr der Syphilis, die sogenannte ,,Franzosenkrankheit". Damit waren die Tage der Badehäuser gezählt. Im 16. und 17. Jahrhundert nahm deren Zahl kontinuierlich ab. Baden war nicht mehr so gefragt, man bevorzugte Puder und Parfum. 

Ein seltenes Juwel der Ausstellung ist die Präsentation des Geschworenenbuches der Bader von 1626, in dem die Meister ihres Faches im Sonntagsgewand dargestellt sind - insgesamt über einen Zeitraum von etwa 200 Jahren. Die Aquarelle zeigen außerdem Arbeitsgeräte der Wundärzte und eine Vielzahl von Heilkräutern. Auf die Idee, die Besten ihrer Zunft in Schrift und Bild zu verewigen, kam Conrad Schortz, ein Wundarzt aus Nürnberg. Ein weiteres Schmankerl der Ausstellung sind eine Reihe von Puppenbadehäusern. 
Museum |22|20|18| Kühnertsgasse
Bis 29. September 2019
Geöffnet: Mittwoch, Samstag, Sonntag, 14 bis 17 Uhr
Führungen am 28.4./26.5/14.7./25.8./22.9., jeweils um 14.30 Uhr

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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