50 Jahre Altstadtfreunde Nürnberg
Versteckte Kleinode: Spannendes über die Höfe um St. Sebald
NÜRNBERG (pm/nf) – Die Altstadtfreunde feiern in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Dazu haben sie sich einige besondere Veranstaltungen einfallen lassen, die Bewährtes im neuen Licht erscheinen lassen. So greifen sie am Samstag, 15. April bei ihrem ersten Altstadtspaziergang im Jubiläumsjahr ein besonders beliebtes Thema auf. Unter dem Titel „Versteckte Kleinode“ geht es um die Höfe in der Sebalder Altstadt. Die Gruppen starten von 10 bis 16 Uhr alle 20 Minuten an der Theresienstraße/Ecke Obstmarkt. Die Teilnahme ist kostenlos.
Als sich der Verein 1973 unter dem Vorsitz von Dr. Erich Mulzer neu formierte, gehörten die Altstadtspaziergänge als wesentliches Element der Außenwirkung von Anfang an dazu. Hier bot sich die Gelegenheit, die Besucher für die Schönheit der Nürnberger Altstadt zu begeistern und sie als neue Mitglieder zu gewinnen. Indem Mulzer den Nürnbergern zeigte, dass trotz der unwiederbringlichen Kriegsverluste noch eine Menge historischer Substanz vorhanden ist, erschloss er ein schlummerndes Potenzial an Unterstützern.
In Erinnerung an den allerersten Spaziergang am 20. April 1974 steuern die Altstadtfreunde die historischen Innenhöfe an. Nicht zufällig wählte Dr. Mulzer damals die vermeintlich im Krieg untergegangene Kultur der Nürnberger Bürgerhöfe für seinen ersten Altstadtspaziergang aus. Vor der weitgehenden Zerstörung des historischen Kerns gab es im Stadtzentrum hunderte von Höfen, kleine und große, ärmliche und prächtige. Keiner hat sie je gezählt oder genau dokumentiert.
Ein kleines Büchlein für Touristen, Schrags Führer von Nürnberg, listet in den 1930er Jahren 23 besonders prachtvolle Höfe auf und empfiehlt deren Besuch. Von diesen zwei Dutzend Zeugen des Nürnberger Bürgerstolzes ist so gut wie nichts mehr vorhanden. Einzig der Welserhof in der Theresienstraße hat den Krieg mit reparablen Schäden überstanden, was ihn allerdings nicht davor bewahrte, auf seiner Ostseite durch eine Glasfront ergänzt zu werden. Schlimmer traf es den Hof des Pellerhauses, ein Bauwerk von Weltrang, von dem im Wesentlichen nur noch Reste um den Treppenturm standen. Seit 2018 zeigt sich der einst berühmteste Nürnberger Hof durch die Initiative der Altstadtfreunde wieder in seiner alten Pracht. Wenigstens einer von 23 großen Nürnberger Höfen!
Der Rundgang am kommenden Samstag führt die Besucher in acht Hofanlagen, die den Krieg überlebt haben und ihre Rettung zum Teil den Altstadtfreunden verdanken. Darunter ist auch der Hof des Anwesens Weinmarkt 6, heute der schönste Nürnberger Bürgerhof. Er beeindruckt durch seine dreistöckigen, geschnitzten Maßwerkgalerien. Seltsamerweise wurde er in Stadtführern der Vorkriegszeit mit keinem Wort erwähnt. Heute ist er der Öffentlichkeit normalerweise ebenso verschlossen wie die ähnlich prächtigen Höfe Weinmarkt 2 und Füll 6. Zu sehen ist auch der den Altstadtfreunden gehörende kleinste Hof in der Unteren Krämersgasse mit gerade einmal 2,40 x 3 Metern. Und so nebenbei wird mit dem Ende des 19. Jahrhunderts geplanten Burgbergtunnel ein Projekt vorgestellt, das die Altstadt beinahe für immer entscheidend verändert hätte. Der Verein ist sich sicher, dass diese historischen Zeugnisse der Nürnberger Baukultur die Gäste ebenso beeindrucken werden wie vor fast fünfzig Jahren beim allerersten Spaziergang.
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