Festakt für die Volkshochschule im Rathaussaal
100 Jahre Bildungszentrum Nürnberg

Gewerbemuseumsplatz 2. 
 | Foto: eye-d-photodesign
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NÜRNBERG (pm/nf) - Das Bildungszentrum Nürnberg (BZ) feiert sein 100-jähriges Bestehen. Am 9. Oktober 1921 wurde die Städtische Volkshochschule eröffnet. Seitdem hat die Einrichtung zwar einige Umbrüche erlebt, hielt aber stets an ihrem Grundsatz fest, Bildung für alle zu ermöglichen. 2019 fanden am BZ rund 6.800 Veranstaltungen statt, rund 30.000 Kundinnen und Kunden nutzten die Angebote. Zum Jubiläum des BZ findet am Freitag, 8. Oktober 2021, ab 18 Uhr ein Festakt im Historischen Rathaussaal statt, der live über die Website des BZ www.bz.nuernberg.de gestreamt wird.

Schlange bei der Anmeldung 1980. | Foto: Peter Vrbata

Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, hebt die Bedeutung des BZ für den gesellschaftlichen und demokratischen Zusammenhalt hervor: „Seit der Gründung steht das Bildungszentrum als Volkshochschule für die Stärkung der Demokratie. Das Bildungszentrum ist ein Ort der Demokratie: Die Veranstaltungen des BZ, besonders natürlich im Bereich der politischen Bildung, fördern den gesellschaftlichen Diskurs, ermächtigen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Teilhabe und stärken den demokratischen Zusammenhalt.“ Auch im Kontext der Menschenrechte leistet das BZ eine wichtige Arbeit: „Nürnberg ist die Stadt der Menschenrechte. Daher ist uns das auch das Menschenrecht auf Wissen und Bildung elementar wichtig. Bildung genießt eine sehr hohe Priorität in der Kommunalpolitik und sie ist ein Teil der Daseinsvorsorge, die wir als Stadt leisten.“

„Lebenslanges und lebensnahes Lernen umspannt die verschiedensten Bereiche unseres Daseins und unserer Gesellschaft“, so die Zweite Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner. „In all diesen Bereichen stellt das Bildungszentrum attraktive und wertvolle Angebote bereit, um die Menschen beim Erreichen ihrer individuellen Lernziele zu unterstützen, Perspektiven zu schaffen – ja neue Lebenswelten zu öffnen!“

Das BZ deckt das ganze Spektrum an möglichen Interessen ab: von beruflich orientierter Weiterbildung und Persönlichkeitsentwicklung über Angebote zum Bewegen, Entspannen und für gesunde Ernährung bis zu Fremdsprachen- und Deutschkursen, von politisch und gesellschaftlich aktuellen Themen, Kunst und Kultur, Geschichte über zahlreiche Kreativkurse bis zu Angeboten der Grund- und Elementarbildung. „Die Vielfalt und Wandlungsfähigkeit des BZ-Programms war und ist sein besonderes Merkmal und macht es einzigartig im Großraum Nürnberg“, so Arne Zielinski, Direktor des Bildungscampus und des Bildungszentrums Nürnberg. „Hierzu tragen auch wesentlich unsere Kursleitenden bei: Sie sind für unsere Teilnehmenden das Gesicht des Bildungszentrums.“

Die von Erich Kohout (1901-1990) gestaltete Koje, mit der sich die Volkshochschule auf der Jubiläumsausstellung "900 Jahre Nürnberg" 1950 präsentierte, abgebildet im Arbeitsplan sechstes Lehrjahr 1951/52. | Foto: Stadtbibliothek Nürnberg
  • Die von Erich Kohout (1901-1990) gestaltete Koje, mit der sich die Volkshochschule auf der Jubiläumsausstellung "900 Jahre Nürnberg" 1950 präsentierte, abgebildet im Arbeitsplan sechstes Lehrjahr 1951/52.
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Geschichte des BZ

Als größte öffentlich-rechtliche Weiterbildungseinrichtung Nordbayerns ist das BZ ein Ort der Begegnung, der freien Meinungsbildung und der Diskussion. Die Einrichtung leistet einen Beitrag zur Selbstbestimmung des Individuums und zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Diese Aspekte spielten bereits bei der Gründung des BZ eine entscheidende Rolle: Mit ihrem Angebot sollte die Volkshochschule die junge Demokratie der Weimarer Republik stützen, indem sie die Menschen durch Bildung befähigte, ihre Rolle in der Gesellschaft einzunehmen und sich an politischer Meinungsbildung zu beteiligen.

Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde die immer wieder wegen ihrer angeblich fehlenden politischen Neutralität als „weltanschauliche Sozialistenanstalt“ verfemte Volkshochschule geschlossen. Bei der Neugründung 1946 knüpfte man nahtlos an die Ziele und Programme der Weimarer Zeit an. 1965 folgte die Erweiterung der Einrichtung zum „Bildungszentrum“. Neben der Volkshochschule fanden sich nun auch das Spracheninstitut und das Jugendzentrum unter dem Dach des BZ wieder.

Ein Blick auf die Tafel zeigt, wie in den 1960er Jahren Deutsch unterrichtet wurde.  | Foto: Rudolf Knauer
  • Ein Blick auf die Tafel zeigt, wie in den 1960er Jahren Deutsch unterrichtet wurde.
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Berufsbezogene Lehrinhalte wurden Mitte der 1960er Jahre verstärkt in das Programm aufgenommen. Das Angebot wurde nun pragmatischer an den Interessen der Menschen ausgerichtet, mit dem Erfolg, dass sich die Teilnehmerzahl zwischen 1965 und 1975 von 24 000 auf 48 000 verdoppelte. Dieser Aufwärtstrend hielt auch in den folgenden Jahren an: 1985 besuchten über 60 000 Menschen die Kurse und Veranstaltungen des BZ. Zudem wurde eine Reihe neuer Fachbereiche, unter anderem Pädagogik, Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften geschaffen. Zwischen 1985 und 1992 entwickelten sich die Nürnberger Gespräche und Symposien des BZ zu einem intellektuellen Zentrum des kritischen Umgangs mit der deutschen Vergangenheit. Nach einem Rückgang der Hörerzahlen aufgrund von Sparmaßnahmen stiegen in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre die Teilnehmerzahlen wieder deutlich an. Prägend ist seitdem bis heute die Vielfalt des BZ-Programms, zu dem seit 1994 auch das Angebot des Nicolaus-Copernicus-Planetariums beiträgt. Das Gebäude des ehemaligen Gewerbemuseums nutzt das Bildungszentrum seit 1997 als „Haus der Erwachsenenbildung“.

Das BZ in der Gegenwart und Zukunft

2011 wurden das BZ und die Stadtbibliothek Nürnberg zu einer Organisationseinheit zusammengefasst, dem Bildungscampus Nürnberg (BCN), um die kommunalen Bildungs- und Kultureinrichtungen unter einem Dach zusammenzuführen, und so systematischere und intensivere Kooperationen zu ermöglichen. „Auch in Zukunft wird sich das BZ weiterentwickeln, um sich den gesellschaftlichen Veränderungen erfolgreich anzupassen“, so Arne Zielinski. „Dabei wird die Digitalisierung eine große Rolle spielen. Gleichzeitig werden wir jedoch weiterhin das BZ als Ort der physischen Begegnung kultivieren.“

Während der Corona-Pandemie erweiterte das BZ nochmals verstärkt seine digitalen Angebote und setzte auf eine Flexibilisierung der Kurse und Veranstaltungen: Zum Programm gehören sowohl Veranstaltungen, Workshops und Kurse vor Ort in Präsenz als auch online und im sogenannten Flex-Format, also je nach Corona-Infektionsgeschehen online oder in Präsenz.

Bundesweit nimmt das BZ eine Vorreiterrolle ein mit seinem Programm für berufliche Weiterbildung sowie mit seinen Angeboten und Projekten im Bereich „barrierefrei Lernen“ mit rund 300 Veranstaltungen und 3 000 Teilnehmenden pro Jahr. Das BZ ermöglicht behinderten Menschen Bildung, Selbstbestimmung und erfolgreiches Lernen und unterstützt behinderte Erwachsene, deren Angehörige sowie in der Behindertenarbeit Tätige.

Im Bereich ZWEITE CHANCE bietet das BZ jungen Menschen und Erwachsenen die Möglichkeit, in verschiedenen Vorbereitungskursen Schulabschlüsse nachzuholen. Über 5.000 Menschen kamen seit 1971 ans BZ, um diese Chance zu nutzen und so die persönlichen Voraussetzungen für Berufsausbildungen und weitere schulische Ausbildungen oder Umschulungsmaßnahmen zu verbessern.

Schlange bei der Anmeldung 1980. | Foto: Peter Vrbata

Festakt 100 Jahre Bildungszentrum

Die Stadt Nürnberg feiert das Jubiläum des BZ mit einem Festakt im Historischen Rathaussaal. Neben dem Oberbürgermeister Marcus König und der Zweiten Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner wird der Bayerische Staatsminister für Kultus und Unterricht, Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL, ein Grußwort sprechen.

Unter dem Titel „Lebenslanges Lernen aus staatlicher Sicht – Geschichte, Förderung sowie Bedeutung für den Einzelnen und die Gemeinschaft“ widmet er sich der Stellung von Volkshochschulen in der bayerischen Bildungslandschaft. Professor Dr. Veronika Grimm, Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, hält den Festvortrag. Die Veranstaltung wird live gestreamt und ist auch nach der Veranstaltung auf der Website des BZ zu sehen.

Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte des BZ zeigt eine Ausstellung, die noch bis Samstag, 23. Oktober 2021, in der Stadtbibliothek Zentrum am Gewerbemuseumsplatz 4 im Ausstellungskabinett auf Ebene L2 zu sehen ist. Die geltenden Hygienevorgaben und weitere Informationen sind zu finden auf www.stadtbibliothek.nuernberg.de.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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