April, April: Rathaus-SPD bietet Schulungen für Behörden-Deutsch an
Kostenloses Angebot für besseres Politik-Verständnis
NÜRNBERG (nf) - Gleich vorweg: Bei dieser Meldung handelt es sich um einen Aprilscherz, den die SPD-Stadtratsfraktion Nürnberg auf die Beine gestellt hat. Nichtsdestotrotz ein gutes Bürgerangebot, das viele sicher zu schätzen wüssten - auch über den 1. April hinaus. Wie würden Sie, liebe Leserinnen und Leser, so einen Sprachkurs der besonderen Art finden? Sagen Sie Ihre Meinung unter der angegebenen Mail-Adresse oder Telefonnummer. Die SPD-Fraktion würde sich über viel Zuspruch bestimmt freuen...
Der ,,Vorschlag" der SPD-Fraktion im einzelnen:
Kennen Sie die Unterschiede zwischen der städtischen Entwässerungs-Satzung, der Entwässerungs-Gebührensatzung und der Entwässerungs-Verbesserungs-Beitragssatzung? Wissen Sie, dass eine „Aufweitung im Straßenraum“ gleich gesetzt werden kann mit dem herkömmlichen Wort „Platz“? Wenn Sie diese Fragen mit nein beantworten müssen, könnte ein neues Angebot der SPD-Stadtratsfraktion interessant für Sie sein. Ab dem 1. April 2015 bieten die Genossinnen und Genossen im Rathaus einmal wöchentlich einen Sprachkurs für Behörden-Deutsch an. Start des neuen Lehrprogramms war heute um 11.00 Uhr im Büro der SPD-Stadtratsfraktion im alten Rathaus.
Wer zu einem späteren Zeitpunkt mitmachen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0911-2312906 oder über die Email-Adresse spd@stadt.nuernberg.de anmelden.
„Die Unterrichts-Einheiten sollen nicht länger als eine Dreiviertelstunde dauern“, erklärt die Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion Dr. Anja Prölß-Kammerer. „Bieten wollen wir einen leichten Zugang zum komplexen Sprachgebrauch der städtischen Ämter und Behörden. Wir hoffen, damit einen Teil dazu beizutragen, wieder mehr Bürgerinnen und Bürger für das Rathaus-Geschehen zu interessieren“, so Prölß-Kammerer weiter.
Lorenz Gradl, Eisenbahner und Stadtrat aus der Rangierbahnhof-Siedlung leitete die erste Unterrichts-Stunde. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass sich einige Bürgerinnen und Bürger alleine aufgrund unbekannter und schwer verständlicher Begriffe bei Debatten zurückhalten. „Wenn jemand parkende Autos vor einem Zebrastreifen weg haben will, wird daraufhin im Behörden-Deutsch über ein Stationierungsverbot geredet. Da muss man sich erst reinfinden. Auch ich habe etwas gebraucht, um zu verstehen, dass manch einer – und vor allem so mancher Politiker – anstelle vom Autofahren lieber über die ‚Nutzung des motorisierten Individualverkehrs‘ redet“, schmunzelt SPD-Stadtrat Gradl auch über die eigene Zunft.
Mit ihren Schulungen will die SPD Sprachhürden dieser Art abbauen. Erklärt werden Begriffe, die häufig für Missverständnisse sorgen. Zuletzt ging es im Verkehrs-Ausschuss beispielsweise um die Frage, ob eine höhenfreie Kreuzungsanlage erhalten wird oder ob sie durch einen höhengleichen Überweg ersetzt wird. „Da darf man keine Höhenangst haben“, scherzt Prölß-Kammerer und fährt fort: „Am Ende jeder Stunde wollen wir noch einige besonders ausgefallene Formulierungen präsentieren. Manches in den Stadtrats-Dokumenten hat ja schließlich beinahe poetische Kraft. Etwa die Gegenüberstellung eines Mulden-Rigolen-Elements und einer Rohrrigolenversickerung. Andererseits hätte Vicco von Bülow alias Loriot wohl auch die Darstellung einer ‚zusätzlichen Wegebeleuchtung zur besseren Ausleuchtung der Zuwegungsrampe im Bereich zur stadtauswärtigen Haltestelle“ in Verzückung gesetzt“.
Um mehr Stilblüten dieser Art zu bergen, können die Kurs-Teilnehmer auch eigene Briefe oder Bescheide von zu Hause mitbringen. Diese können dann in der Gruppe durchgesprochen werden.
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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