Arbeitsmarkt: Licht am Horizont
Sozialreferent Reiner Prölß zu den Nürnberger Arbeitsmarktzahlen
NÜRNBERG (pm/nf) - Sozialreferent Reiner Prölß hat die neuen Arbeitsmarktzahlen für Nürnberg bewertet. „Licht am Horizont“, aber auch einen dringenden weiteren Handlungsbedarf zeigen die aktuellen Zahlen für das Stadtgebiet nach Einschätzung des Referenten für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg.
Einerseits sei der geringfügige Rückgang der Dezemberzahlen 2013 gegenüber dem Vorjahresmonat und die über 1.000 neuen Stellenangebote ein ermutigendes Zeichen für den Arbeitsmarkt in Nürnberg und ein Erfolg für die Bemühungen vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arbeitsagentur, beim Jobcenter, der Stadt Nürnberg, der städtischen Beschäftigungsgesellschaft NoA und anderen. Andererseits bilde Nürnberg mit einer Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent immer noch das Schlusslicht aller bayerischen kreisfreien Städte und Landkreise. 7.303 Langzeitarbeitslose verdeutlichen zusätzlich den dringenden Handlungsbedarf für den Nürnberger Arbeitsmarkt.
„Jetzt die Chance nutzen! Die gegenwärtig günstige Arbeitsmarktsituation muss entschlossen zu einem spürbaren Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit genutzt werden. Die hohe Zahl der offenen Stellen zeigt hier realistische Möglichkeiten auf“, stellt Prölß fest. Dies erfordere eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitsmarktpolitik vor Ort und mehr Mittel zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Erste Voraussetzung sei aber eine ausreichende Finanzierung der Jobcenter durch den Bund. „Es ist ein Unding, dass die Verwaltungsbudgets der Jobcenter nicht ausreichend sind, um genügend Personal für die Beratung, Vermittlung und Leistungsgewährung sicher zu stellen und deshalb die Jobcenter zu deren Finanzierung erhebliche Eingriffe in die Eingliederungsmittel vornehmen müssen, die eigentlich für Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen Arbeitsloser zur Verfügung stehen. Diese Umschichtungen fallen in Nürnberg mit rund 13 Prozent der Eingliederungsmittel zur Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs noch am geringsten aus“, sagt der Sozialreferent.
Betroffene Arbeitslose müssten neben einer verstärkten Direktvermittlung in den ersten Arbeitsmarkt durch gezielte Qualifizierungsangebote im Verbund mit Maßnahmen der Arbeitsgewöhnung an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden. Dazu bedürfe es einer gut ausgestatteten und effizienten Organisation. Gleichzeitig müsse für Menschen, die auf absehbare Zeit keine Chance auf reguläre Beschäftigung haben, ein öffentlich finanzierter und organisierter Arbeitsmarkt geschaffen werden, um auch ihnen die Chance zu geben, Geld mit ihrer eigenen Hände Arbeit zu verdienen und damit auch ihr Selbstwertgefühl zu stärken und Familiensysteme zu festigen. „Wir brauchen mehr Mut bei der Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit und müssen neue Wege gehen. Dabei müssen die Gestaltungsmöglichkeiten vor Ort gestärkt werden“, fordert Prölß.
Es sind insbesondere die mittelgroßen Städte und Großstädte, die in Bayern und im Bundesgebiet von Arbeitslosigkeit besonders betroffen sind, während – so ein Blick in die Statistik – bei den umliegenden Landkreisen die Arbeitslosenquote vielfach nur halb so groß, oft sogar noch niedriger ist. Dies bedeutet, dass in den Städten die Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, zu denen die Langzeitarbeitslosen in diesen Städten aus unterschiedlichen Gründen, vor allem aufgrund von Qualifikationsdefiziten, keinen Zugang finden. Das ist laut Prölß eine zentrale Herausforderung für die Stadtentwicklung insgesamt und für eine regionale Strukturpolitik.
Um das Arbeitskräftereservoir der Städte besser nutzen zu können, schlägt Prölß der neuen Bundesregierung vor, für die größeren und besonders von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Städte ein Sonderprogramm zu initiieren. Prölß: „Gerade in der aktuell guten konjunkturellen Situation muss der Bund zusätzliche Instrumente und Mittel zur Verfügung stellen, um die Langzeitarbeitslosigkeit noch gezielter zu bekämpfen. Damit kann dann auch die immer stärker aufkommende Nachfrage nach Fachkräften positiv beeinflusst werden“. Gleichzeitig fordert Prölß von der neuen Bundesregierung einen Modellversuch in einigen ausgewählten Städten, wo durch die Verwendung der passiven Leistungen, also des Arbeitslosengelds II, für aktive Arbeitsförderung Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen oder unterstützt werden. „Die allermeisten Langzeitarbeitslosen wollen arbeiten und Arbeit beziehungsweise Beschäftigung zu finanzieren ist allemal besser, als ‚Nichts-tun-dürfen‘ zu alimentieren!“, sagt Prölß. „Ich kann mir vorstellen, dass sich Nürnberg an einem solchen Modellversuch beteiligen würde.“
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