Bayerischer Rundfunk auf der Almoshofer Kärwa
Bleibt vom traditionellen Zug nur der Verordnungsfriedhof übrig?
Zu den Höhepunkten der Kirchweihfeste im Knoblauchsland gehört traditionell der Zug am Sonntag nachmittag. Die Hauptstraße ist jedes Jahr gesäumt von Besuchern aus nah und fern. Politik und Dorfgeschehen wurden in den vergangenen Jahren auf Prachtwagen dargestellt, Pferde zogen Brauereiwagen, Blaskapellen und Tänzerinnen begleiteten die Kärwaburschen. Selbstverständlich sicherten Polizei und Feuerwehr.
In diesem Jahr - nach der neuen Sicherheitsverordnung - war alles anders. Die Harmonie war dahin. Die einen wollten den Zug aufgrund der vielen kostenintensiven Auflagen ausfallen lassen, die anderen wollten ihn erhalten. Es ist eine eindrucksvolle Demonstration geworden. Matthias Müller vom ortsansässigen Baugeschäft führte den Zug an und verkündete, dass das nun der letzte dieser Art sei. Auf einem großen Plakat war aber ausdrücklich der Schutz des Brauchtums durch die EU abgedruckt. Wenn die Kärwaburschen auf den Kosten für Sicherheitsdienst, TÜV-Abnahme und Planeinreichung sitzen bleiben, ist es für sie, die sowieso ihre Zeit und viel Material opfern, unmöglich. Dieses Jahr übernimmt die Stadt Nürnberg letztmalig die gesamten Kosten.
So gestalteten die Kärwaburschen einen großartigen Leichenzug mit "O when the Saints go marchin in" und führten die Kärwa im Sarg mit. Ordnungsdamen vermaßen die Straße, zogen Striche für den richtigen Standort, prüften sogar mit einem Spiegel die korrekte Unterwäsche und machten auf alle möglichen Überschreitungen aufmerksam. Statt der Prachtpferde wurden Paragraphenschimmel aus Stoff eingesetzt. Eine Affenbande sah, hörte und wußte einfach nichts - für einen fehlte sogar das Kostüm und er musste nackt gehen. Ein mickriger "Maß-Kärwabaum" mit der vom Flughafen gewünschten Höhe wurde mitgeführt. Im Frack Napoleons dirigierte eine Dame die Marseillaise: Allez, enfants de la patrie... und dazu kamen Egalité, Liberté und Fraternité unter die Guillotine. "Auch wir sind Marie Antoinette.." war zu lesen. Der französische Nationalfeiertag fiel ja mit den Kirchweihfesten zusammen auf den 14. Juli. Für die Almoshofer ist es ein Grundrecht, das verloren geht.
Deshalb war der Bayerische Rundfunk informiert und brachte einen Beitrag in der Rundschau um 18.30 Uhr.
Autor:Edith Link aus Nürnberg |
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