Söder und Spahn in Nürnberg ++ Wer wann geimpft werden kann
Corona-Impfzentrum in der Halle 3C der NürnbergMesse betriebsbereit
NÜRNBERG (dpa/nf/pm) - Angesichts stark steigender Corona-Zahlen hat sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder für einen bundesweiten Lockdown noch vor Weihnachten ausgesprochen. «Wir müssen handeln und zwar so schnell wie möglich, sagte der CSU-Chef am Freitag bei einem Termin mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im künftigen Corona-Impfzentrum in Nürnberg. Die Infektionszahlen drohten außer Kontrolle zu geraten.
Bis 15. Dezember 2020 soll das Nürnberger Corona-Impfzentrum in der Halle 3C der NürnbergMesse betriebsbereit sein. Über den Verlauf des Aufbaus und den Stand der Vorbereitungen informierten sich vor Ort Oberbürgermeister Marcus König, Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn, und Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml.
Marcus König lässt sich auch impfen
Die Stadt Nürnberg fährt zweigleisig bei der freiwilligen Impfung ihrer Bürgerinnen und Bürger. Eine Anlaufstation ist das stationäre Impfzentrum in der leicht per U-Bahn (U 1, Station Messezentrum) und Auto (Parkdeck Süd) erreichbaren, 9.600 Quadratmeter großen Halle 3C der NürnbergMesse. Flankierend gibt es mobile Impfteams, die in Einrichtungen mit besonders infektionsanfälligen Personen gehen, und Impfbusse, die dezentral in verschiedenen Stadtteilen eingesetzt werden. "Die Bekämpfung der Pandemie ist aktuell die größte Aufgabe für uns alle“, sagte Oberbürgermeister Marcus König beim Besuch im Impfzentrum. „Es gilt, Menschenleben zu retten. Es gilt, die Gesundheit vieler Menschen zu retten. Impfen schützt. Sich impfen zu lassen, ist ein Akt der Solidarität. Denn wer geimpft ist, schützt auch andere Menschen.“ Marcus König kündigte an, sich auch impfen zu lassen.
Pro Tag können bis zu 1.000 Menschen geimpft werden
In dem stationären Zentrum in Nürnberg können, je nach Verfügbarkeit des Impfstoffs und Bedarf, zwischen 100 und 1.000 Personen am Tag geimpft werden. Betrieben wird das Zentrum nach einer Ausschreibung von der Ecolog Deutschland GmbH, die auch schon das Corona-Testzentrum der Stadt am Flughafen betreibt. Bei 300 Impfungen am Tag werden drei Impfteams – bestehend unter anderem aus Ärzten, Medizinisch-Technischen Assistenten (MTA), Assistenz- sowie Verwaltungskräften – im Einsatz sein. Bei 1.000 Impfungen täglich werden es bereits acht Teams sein. Hinzu kommen noch Mitarbeitende im Büro.
Wie die Anmeldung zur Impfung funktioniert
Das Nürnberger Impfzentrum kann an sieben Tagen in der Woche im Regelbetrieb von 8 bis 16 Uhr geöffnet werden, bei Bedarf an einzelnen Tagen auch länger. Jeder Impfling muss einen Termin vorweisen, um im Impfzentrum geimpft zu werden. Für die Vereinbarung eines Termins ist vorab eine Registrierung erforderlich. Diese sollte möglichst über das Internet beziehungsweise eine App erfolgen, die noch bereitgestellt wird. Die dafür benötigte Software stellt der Freistaat Bayern zur Verfügung. Eine telefonische Anmeldung über ein Callcenter des Betreibers wird ab 15. Dezember 2020 möglich sein. Die Telefonnummern hierfür werden Anfang der Woche veröffentlicht. Einen Impfbetrieb wird es aber vor Ort in der Halle 3C zunächst noch nicht geben. Erst muss ein Impfstoff in ausreichender Menge vorhanden sein.
Wann beginnen die Impfungen?
Der wird auch erst für die mobilen Teams genutzt. Bis auch im Zentrum die Impfstoffe gespritzt werden, kann es noch einige Wochen dauern. Mit einer Zulassung eines ersten Impfstoffs in Deutschland wird Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres gerechnet. Das Impfzentrum wird zunächst mindestens bis zum 30. Juni 2020 in Betrieb sein. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, die Laufzeit zu verlängern.
So läuft die Impfung ab
Das Zentrum ist als Einbahnstraßensystem angelegt. Nach der Ankunft und der Prüfung der Zugangsberechtigung wird bei jedem Impfling kontaktlos Fieber gemessen. Impflinge mit einer Körpertemperatur von weniger als 37,5 Grad Celsius gelangen anschließend in den Check-In. Dort erfolgt die Registrierung, die etwa fünf Minuten dauert. Daran schließt sich die Impfaufklärung in Form eines etwa 15-minütigen Films an. Im Anschluss wird der Impfling in eine von 20 Impfkabinen geführt, in der eine Ärztin oder ein Arzt das Aufklärungsgespräch führt. MTA führen anschließend die Impfungen durch.
Die Teams in Nürnberg
Zum Einsatz kommen in Nürnberg acht mobile Impfteams und drei Impfbusse. Betrieben werden die mobilen Einheiten nach einer Ausschreibung von der IZ-Bayern GmbH. Mit den Impfbussen wird die Impfversorgung in den Außenbereichen Nürnbergs sichergestellt. Die mobilen Impfteams fahren zuerst zu den Alten- und Pflegeheimen. Die drei Impfbusse sind je mit zwei Ärztinnen oder Ärzten, einer oder einem MTA und einer Verwaltungskraft besetzt. Die mobilen Impfteams bestehen aus einer Ärztin oder einem Arzt, einer oder einem MTA und einer Verwaltungskraft. Den mobilen Impfteams steht jeweils ein Krankentransportfahrzeug zur Verfügung. Insgesamt werden durch die IZ- Bayern 36 Kräfte bei den mobilen Impfungen eingesetzt, hinzu Menschen in der Verwaltung oder im Lager. Die Standorte der Impfbusse werden noch festgelegt. In einigen Fällen sollen Kirchweihplätze genutzt werden, die in der Regel eine gute Infrastruktur aufweisen.
Spahn will weitere Beschränkungen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dringt auf möglichst rasche weitere Corona-Beschränkungen nicht nur in einzelnen Regionen. Es brauche «ohne Zweifel auch bundesweit einheitlich zusätzliche Maßnahmen - besser früher als später», sagte der CDU-Politiker am Freitag in Nürnberg. «Wir könnten uns nicht verzeihen, wenn dieses Weihnachten vor allem ein Fest für das Virus würde.» Das Virus nehme auch «nur bedingt Rücksicht darauf, ob wir alle schon unsere Weihnachtseinkäufe fertig haben oder nicht.»
Impfung dauert zirka eine Stunde
Nach erfolgter Impfung warten die Gäste des Impfzentrums für eine Dauer von rund 20 Minuten in einem Ruhebereich. Sollte es direkte Impfreaktionen geben, stehen zwei Notfallkabinen bereit. Zum Verlassen des Impfzentrums durchlaufen die Impflinge einen Check-Out-Schalter. Beim Check-Out wird ein zweiter Termin vergeben und eine Impfbestätigung ausgegeben. Insgesamt ist also im Durchschnitt mit einem Zeitbedarf von einer Stunde zu rechnen. „Die Impfung der Bevölkerung ist ein organisatorischer und logistischer Kraftakt“, betont Oberbürgermeister Marcus König. „Hierfür braucht es professionelle Partner.“ König bedankte sich beim Freistaat Bayern und beim Bund für das Krisenmanagement sowie bei der NürnbergMesse, der Nürnberger Berufsfeuerwehr, dem Technischen Hilfswerk und der Stadtverwaltung für die schnelle Organisation des Impfzentrums und der Mobilen Teams. Sein Dank gilt außerdem den beiden Betreibern.
Wer zuerst geimpft wird
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) hat den Entwurf einer Priorisierung veröffentlicht. Demnach sollen zunächst Bewohnerinnen und Bewohner sowie Personal von Senioren- und Altenpflegeheimen, Personen ab 80 Jahren, Personen mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen beziehungsweise in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu gefährdeten Gruppen, etwa in der Onkologie oder der Transplantationsmedizin und Pflegepersonal in der ambulanten Altenhilfe geimpft werden. Insofern sind die Termine in der Anfangszeit zuerst diesen Gruppen vorbehalten. Daher wird es zunächst die nächsten Wochen im Impfzentrum noch keine frei verfügbaren Termine geben.
Zusammenhalt als «patriotische Pflicht»
Spahn verwies auf den neuen Höchststand von 598 Todesfällen binnen eines Tages und mehr als 4.300 Menschen auf den Intensivstationen. Er warb zugleich für stärkeres Mitmachen bei Kontaktvermeidung, Abstand, Masken und Hygieneregeln. Die übergroße Mehrheit der Bürger tue dies aus Überzeugung. Zu viele handelten aber nach dem Prinzip «Erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten ist.» Man müsse aber nicht alles ausreizen. Es sei nun «unsere patriotische Pflicht», zusammenzuhalten und aufeinander Acht zu geben. Neben nötigem Verzicht in diesen schwierigen Tagen gebe es mit zu erwartenden Impfstoffzulassungen «die Perspektive auf Normalität in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres», sagte Spahn. Für den Start mit noch kleineren Impfstoffmengen sollen Impfungen in bundesweit mehr als 400 Impfzenten der Länder starten. Mobile Impfteams sollten zudem vor allem in Pflegeeinrichtungen gehen.
Söder hofft auf Konsens bei den Regelungen
Die Regierungschefs der Länder wollen am Wochenende mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut über schärfere Corona-Regeln beraten. Mehrere Länder haben bereits strengere Maßnahmen angekündigt, zuletzt Baden-Württemberg einen Lockdown und Ausgangssperren. Söder betonte, der «Süden» werde auch handeln, wenn nicht alle mitmachen. Gleichwohl habe er die Hoffnung, dass die Länder einen Konsens finden. Söder hatte in dieser Woche bereits erklärt, dass Bayern einen bundesweiten Lockdown mittragen werde. Er pochte dabei aber immer wieder auf eine deutschlandweite Regelung und auch auf dann notwendige Finanzhilfen des Bundes.
Höchststand mit fast 30.000 Corona-Neuinfektionen
Die Leopoldina hatte am Dienstag gefordert, die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown zu nutzen. Vom 24. Dezember bis mindestens zum 10. Januar 2021 sollte demnach in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen und auch Geschäfte - außer für den täglichen Bedarf - sollten schließen. Die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen in Deutschland innerhalb eines Tages erreichte mit 29.875 einen Höchststand, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag hervorgeht.
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