Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gewerkschaft, Kultur und Naturschutz werden geehrt
Das sind die Bürgermedaillen-Träger der Stadt Nürnberg 2019
NÜRNBERG (pm/nf) - Der Nürnberger Stadtrat hat heute, 26. Juni 2019, über die diesjährige Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg entschieden. Nach Vorschlägen des Oberbürgermeisters und der Fraktionen ehrt die Stadt Nürnberg heuer folgende Bürger mit ihrer zweithöchsten Auszeichnung:Gisela Hoffmann, Gerhard Schmelzer, Roland Straub und Jürgen Wechsler.
Die Verleihung der Bürgermedaille findet in einer festlichen Sondersitzung des Ältestenrats am Stadtgründungstag, Dienstag, 16. Juli 2019, statt.Mit der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg werden seit 1960 Nürnberger Bürgerinnen und Bürger geehrt, die sich besondere Verdienste um die Stadt Nürnberg erworben haben. Sie ist aus Gold und hat die Form einer Münze. Auf der Vorderseite ist das große Nürnberger Stadtwappen mit der Umschrift „Stadt Nürnberg“ eingeprägt, auf der Rückseite der Name der oder des Geehrten mit den Worten „Für hervorragende Verdienste“. Bislang wurden 215 Personen mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.
Gisela Hoffmann (geboren 1949 in Hersbruck) ist als Gründungsmitglied und künstlerische Leiterin des Gostner Hoftheaters eine prägende Akteurin des Nürnberger Kulturlebens. Mit Gleichgesinnten gründete sie im Jahr 1976 den Kunstverein Hintere Cramergasse im Stadtteil St. Peter. Der bis heute bestehende Verein entwickelte sich rasch zu einer Anlaufstätte für Künstler und Musiker. Ihre Leistungen für das Theater und die Stadt Nürnberg trugen zu einer Reihe von Auszeichnungen bei. Die Stadt Nürnberg vergab dem Gostner Hoftheater bereits 1989 das Nürnberg Stipendium, im Jahr 2004 schließlich den Kulturförderpreis und begleitete den Weg des einstigen Off-Theaters auch mittels finanzieller Förderung. Das Gostner Hoftheater war früh Anlaufpunkt für Versuche, die sozialen Probleme im eigenen Stadtviertel zu erkennen und anzugehen. Die aktive Förderung von Kinder- und Schultheater, Aktionen wie FEMOA (Freier Eintritt für Menschen ohne Arbeit), unterstützende Initiativen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise – wie selbstverständlich bezogen und beziehen Gisela Hoffmann und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter seit über 40 Jahren dort Position, wo dies ihnen notwendig und wichtig erscheint. Die einstige Theaterabenteurerin Hoffmann (eigentlich Englischlehrerin) ist längst gefragte Expertin, etwa im Fachbeirat der Akademie für Schultheater und performative Bildung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Gisela Hoffmann hat über mehr als vier Dekaden den kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Diskurs der Stadt wesentlich mitgeprägt. Ihr besonderes Engagement für die Kunst galt und gilt in ebensolchem Maße immer auch dem Mitmenschen.
Gerhard Schmelzer (geboren 1951 in Neuendettelsau) hat in 40 Jahren an der Spitze der von ihm gegründeten alpha Gruppe ein Nürnberger Unternehmen geschaffen, das mit seinem Engagement in große und schwierige Brachflächen die Stadt an markanten Stellen geprägt und positiv verändert hat. Seit fast ebenso vielen Jahrzehnten ist er ständiger Förderer, Sponsor und Mäzen der regionalen Kunst- und Kulturlandschaft. Die einstige Tilly-Kaserne in Schweinau oder das Gelände der Großdruckerei Sebald in der Innenstadt sind weitere Meilensteine in der Erfolgsgeschichte seiner Arbeit. Neben seinem planerischen und konzeptionellen Engagement agiert Gerhard Schmelzer als leidenschaftlicher Kunst- und Kulturförderer und legt neben gewerblichen Nutzungen seiner Immobilien immer wieder Wert auf die Ansiedlung von Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen. Genannt seien etwa Künstlerateliers und eine Zwischennutzung für die „Pocket Opera“ sowie der Bau des Hermann Kesten Kollegs, der Probebühne für das Staatstheater sowie die Einrichtung für die Lebenshilfe auf Triumph-Adler.In großzügigem Umfang fördert er seit vielen Jahren das Kindertheater Pfütze und das Staatstheater Nürnberg. Nicht zuletzt war er der Mäzen des Gesangswettbewerbs „Die Meistersinger von Nürnberg“. Er unterstützte die Internationale Orgelwoche Nürnberg, den Albrecht Dürer Kunstverein und den Wiederaufbau des Pellerhofs. Über viele Jahre war er Mitglied des Hochschulrats der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Ob Felsenkeller, Milchhof, Tillypark oder TA – Gerhard Schmelzer sieht die Chancen, wo die meisten anderen nur Altlasten und Niedergang sehen wollen. Aktuell zu beobachten ist die Entwicklung des einstigen „Schandflecks der Innenstadt“ – des Augustinerhofs. Auch hier gelingt es Gerhard Schmelzer wieder, Geschäft mit Kultur und Bildung zu verbinden und mit dem Deutschen Museum einmal mehr ein Juwel an markanter und prägender Stelle unserer Stadt zu schaffen.
Roland Straub (geboren 1960 in Nürnberg) ist ein herausragender Naturschützer, der seit Jahrzehnten ein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement für die Natur in Nürnberg zeigt. Ebenso bemerkenswert zeigt sich sein Einsatz für den Erhalt der biologischen Vielfalt und der natürlichen Umwelt der Bürgerinnen und Bürger in Nürnberg nach dem Motto „Miteinander, nicht gegeneinander für ein lebens- und liebenswertes Nürnberg“. Seit 1981 ist Roland Straub Mitglied im Bund Naturschutz (BN), seit 2015 als zweiter stellvertretender Vorsitzender des BN – Kreisgruppe Nürnberg mit aktiver Mitarbeit in verschiedenen Ortsgruppen. Seit 1994 engagiert er sich als Naturschutzwächter der Stadt Nürnberg. Er ist ein geschätzter Ansprechpartner für Bürgervereine, Sportvereine, den Fischereiverein, für Jugendliche, Bürgerinnen und Bürger. Dabei wird Roland Straub nie müde: Er rettet Kröten in der Dämmerung und hat nächtliche Einsätze bei Feiern in Landschutzgebieten. Er kämpft ausdauernd gegen illegal abgelegten Müll und Grünabfälle und engagiert sich für wildlebende Tiere in der Stadt wie die Kreuzottern. Ihm ist bewusst, dass Natur nur dann für alle da sein kann, wenn jeder Einzelne zu ihrem Schutz beiträgt. Seit 2007 engagiert sich Roland Straub u.a. als örtlicher Hornissen- und Wespenberater für das Stadtgebiet. Dabei sorgt er nicht nur für den Schutz der unter Naturschutz stehenden Tiere und schafft ein Bewusstsein für den richtigen Umgang mit den Insekten, sondern nimmt vielen Menschen auch die Angst vor Wespen und Hornissen. Einen großen Beitrag für die Umwelt erbringt Roland Straub als Mitglied im Naturschutzbeirat der Stadt Nürnberg.
Jürgen Wechsler (geboren 1955 in Schwanstetten) hat sich als Gewerkschafter der IG Metall aktiv für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Stadt eingesetzt. Seine herausragenden gewerkschaftlichen Verdienste, insbesondere bei dem deutschlandweit beachteten Streik im Zuge der Schließung des ehemaligen Nürnberger Traditionsunternehmens AEG im Jahr 2005/2006, verdienen eine besondere Anerkennung. Ab 1989 widmete der Mittelfranke sein Leben ganz der Gewerkschaft. Besonders ins kollektive Gedächtnis der Stadt eingegraben hat sich dabei der Kampf um den Erhalt des AEG-Stammwerks Ende 2005. Als Streikleiter rang Jürgen Wechsler Anfang 2006 dort zwölf Wochen mit dem Unternehmen um einen Sozialtarifvertrag. Der schwedische Electrolux-Mutterkonzern hatte entschieden, den deutschen Standort aufzugeben und die Produktion ins kostengünstigere Ausland zu verlagern. Was folgte, waren zähe und komplizierte Verhandlungen und ein legendärer sechseinhalbwöchiger Streik mitten im Winter. Auch wenn sich die Schließung für das Hausgerätewerk mit rund 1 700 Beschäftigten nicht verhindern ließ: Jürgen Wechsler und die IG Metall konnten zusammen mit dem Betriebsratsvorsitzenden Harald Dix ansehnliche Abfindungen und Übergangsregelungen für ältere Beschäftigte durchsetzen. 2008 wurde Wechsler 1. Bevollmächtigter der IG Metall Nürnberg, nur zwei Jahre später stieg er zum Bezirksleiter in Bayern auf. Im Juli 2018 konnte Jürgen Wechsler zusammen mit Staatsregierung, Unternehmen und Betriebsräten den Bayerischen Autopakt unterschreiben, für den sich die IG Metall lange eingesetzt hatte. Für das Modell eines solidarischen Sozialstaats setzte Jürgen Wechsler sich auch als Mitglied des Verwaltungsausschusses des Arbeitsamts Nürnberg und im Verwaltungsrat der AOK Bayern ein.
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