Der beste Stürmer seiner Zeit
Nationalspieler Julius Hirsch wurde im Nationalsozialismus ermordet
NÜRNBERG - Julius Hirsch galt als einer der besten Stürmer seiner Zeit: Er traf für die deutsche Nationalmannschaft, gewann 1910 mit dem Karlsruher FV und 1914 mit der SpVgg Fürth den Meistertitel. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Hirsch nicht mehr als Fußballer bejubelt, sondern als Jude diskriminiert, ausgegrenzt und später ermordet.
Als Namenspatron des 2005 eingeführten DFB-Integrationspreises steht er heute exemplarisch für den Beginn der Aufarbeitung von Fußball und Nationalsozialismus – nach Jahrzehnten des Schweigens. Das umfangreiche Werk ist Ergebnis jahrelanger, intensiver Recherchen und weit mehr als eine reine Biografie, beschränkt es sich doch keineswegs auf die Person Julius Hirsch, sondern zeigt zahlreiche Facetten des Umgangs mit Juden im Fußball zur Zeit des Nationalsozialismus – und geht zudem weit über den Tod Hirschs hinaus: Der letzte Teil des Buches thematisiert den erschreckenden Umgang von ,,Gesellschaft und Fußball" mit der niederträchtigen Vergangenheit. Vermehrte Bekenntnisse zur Verantwortung gibt es von DFB und Vereinen etwa erst seit dem Jahrhundertwechsel; eine letztlich positive Entwicklung, zu der die Arbeit von Werner Skrentny entscheidend beigetragen hat. Neben einer abendlichen Lesung im Zeitungs-Café wird Werner Skrentny auch vor SchülerInnen der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg-Langwasser lesen. Geboren 1949, lebt er seit 1978 als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er veröffentlichte Bücher zur Stadt-, Sozial- und Sportgeschichte, und zahlreiche Werke behandeln die Historie des Hamburger SV, dessen Vereinsmuseum ebenfalls die Handschrift Skrentnys trägt. Mit der Herausgabe des erfolgreichen Nachschlagewerks ,,Das Große Buch der Fußball-Stadien“ erfüllte er sich im Jahr 2000 einen lang gehegten Wunsch, am 13. April 2012 erschien dann sein Buch ,,Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet. Biografie eines jüdischen Fußballers" beim ,,Verlag Die Werkstatt“.
Die Lesungen finden im Rahmen von ,,Anne Frank in Nürnberg“ (noch bis 24. März) statt – einem gemeinsamen Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt vom Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg und dem Verein für innovative Kulturarbeit e.V. Parallel zu der im Gemeinschaftshaus Langwasser gastierenden Wanderausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ thematisieren vielfältige Veranstaltungen im gesamten Stadtgebiet historische und gegenwärtige Formen von Diskriminierung und ermutigen zum Engagement gegen Rechts. Wo? Zeitungs-Café Hermann Kesten; Peter-Vischer-Str. / Eingang neben Katharinenruine, 90403 Nürnberg. Freitag, 8. März, 19.30 Uhr, Veranstalter: Deutsche Akademie für Fußball-Kultur in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Nürnberg. Eintritt 5 Euro / ermäßigt 3 Euro (Tickets nur an der Abendkasse). Weitere Informationen gibt's im Internet unter:
http://www.kuf-kultur.de/angebote/anne-frank-in-nuernberg.html
Autor:Archiv MarktSpiegel aus Nürnberg |
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