„Die ,,Urkatastrophe" des 20.Jahrhunderts?
100 Jahre Beginn des Ersten Weltkriegs
Veranstaltungsschwerpunkt 2014 in Nürnberg
NÜRNBERG (pm/nf) - Im Sommer 1914 löste die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo am 28. Juni den Ersten Weltkrieg aus. Die offizielle Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich am 3. August beendete die Idylle des heißen Sommers endgültig. Es begann ein Feldzug der Vernichtung von bisher unbekannter Dimension. Nürnberg möchte mit Ausstellungen, Publikationen, Filmreihen und Vorträgen diese zivilisatorische Katastrophe in Erinnerung rufen. Hierbei ist die Stadt in besonderem Maße gefordert, war doch die gesamte Führung des NS-Regimes im Ersten Weltkrieg mit Gewalt- und Verlusterfahrungen „sozialisiert“ worden.
Dem Erinnern an „100 Jahre Beginn des Ersten Weltkriegs“ widmet sich der diesjährige Themenschwerpunkt „Verpflichtende Vergangenheit“ des Kulturreferats der Stadt Nürnberg.
Das Programm startet mit einer kompakten wissenschaftlichen Vortragsreihe am 30. Mai 2014 unter der Überschrift „Die ‚Urkatastrophe‘ des 20.Jahrhunderts?“ Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände bereitet vom 28. Juni bis 11. November in der Raum- und Medieninszenierung „Sommer Vierzehn – Die Geburt des Schreckens der Moderne“ das Ereignis medial neuartig auf.
Am 29. Juli eröffnet das Stadtarchiv Nürnberg mit „Der Sprung ins Dunkle“ eine Ausstellung (bis 17. Dezember), die insbesondere das Geschehen in der Stadt und damit bisher wenig beachtete lokalgeschichtliche Aspekte beleuchtet.
Das Bardentreffen, das vom 1. bis 3. August und damit am 100. Jahrestag der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich stattfindet, schlägt mit dem Motto „Krieg und Frieden“ den Bogen in die heutige Zeit und ihre Konfliktfelder.
Ab 11. Oktober 2014 untersucht das KunstKulturQuartier das Thema „Der Erste Weltkrieg im Film“ mit einer Filmreihe und einer Stummfilm-Produktion.
Das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg steht in besonderem Bezug zum Ersten Weltkrieg. So fand im Luitpoldhain seit 1930 das offizielle Gedenken der Stadt Nürnberg an die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs seinen Platz, was die Nationalsozialisten aufgriffen und in ihrem Sinne gestalteten.
Die nahegelegene „Russenwiese“ am Valznerweiher erhielt ihren Namen durch dort im Ersten Weltkrieg internierte russische Soldaten. Später wurde die Fläche für Zeltlagerstätten der Parteitagsteilnehmer und seit Kriegsbeginn 1939 erneut als Kriegsgefangenenlager genutzt. Die Zeppelintribüne selbst stand während der Reichsparteitage im Zentrum militärischer Aufmärsche, die die Anwesenden nicht nur auf den NS-Staat, sondern auch auf einen erneuten Waffengang zur Revision des infolge des Ersten Weltkriegs entstandenen Status quo in Europa einschwören sollten.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.