Europäische Kulturhauptstadt 2025: Nürnberg bewirbt sich

Ein wichtiges Projekt für das Thema europäische Erinnerungskultur. Der Saal 600 im Memorium Nürnberger Prozesse wird künftig ausschließlich Besuchern vorbehalten sein. | Foto: Nicole Fuchsbauer
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  • Ein wichtiges Projekt für das Thema europäische Erinnerungskultur. Der Saal 600 im Memorium Nürnberger Prozesse wird künftig ausschließlich Besuchern vorbehalten sein.
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Update
NÜRNBERG (pm/nf) - Marseille oder Riga waren es bereits, San Sebastián und Breslau sind es momentan und Nürnberg könnte es vielleicht im Jahr 2025 werden. Die Stadtspitze, allen voran Oberbürgermeister Ulrich Maly und Kulturreferentin Julia Lehner, befürwortet, dass sich Nürnberg um den Titel Europäische Kulturhauptstadt bewirbt. Jetzt hat der Nürnberger Stadtrat hat in seiner Sitzung am Mittwoch, 14. Dezember 2016, mit großer Mehrheit einen entsprechenden Beschluss für eine Bewerbung gefasst.

Doch was bedeutet das konkret?

Europäische Kulturhauptstadt ist ein Titel, den die Europäische Union (EU) seit 1985 vergibt. Er gilt immer für ein Jahr. Der Titel soll den Reichtum und die Vielfalt der Kulturen in Europa hervorheben und die kulturellen Eigenschaften würdigen, die den Europäern gemein sind. Seit der EU-Erweiterung 2004 gibt es jährlich zwei Kulturhauptstädte: Eine liegt in einem neuen Mitgliedsland, die andere in einem alten. 2025 sind Deutschland und Slowenien an der Reihe.

Erfahrungsgemäß ist eine Kulturhauptstadt ein beliebtes Reiseziel. Doch auch die Bürger profitieren von den angestoßenen Projekten, weil diese wichtige Impulse in Sachen Stadtentwicklung und Kultur setzen und das Image einer Stadt aufbessern.
Bewerben kann sich nur eine Stadt, keine Region. Dennoch kann die Stadt ihr Umland in die Bewerbung einbeziehen. Zuschüsse von Seiten der EU gibt es keine.

Konkrete Themen für eine Nürnberger Bewerbung gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine. Stoff für mögliche Themen liefern neben der Kultur auch die Bereiche Wirtschaft, Soziales, Umwelt, Sport und viele mehr. Möglich wären die Themen MIgration, Digitalisierung, Erinnerungskultur, Europa und Arbeit. Die dänische Stadt Aarhus, die im nächsten Jahr den Titel trägt, möchte mit den Bürgern über Werte diskutieren. Ziel für Nürnberg ist es, als Stadtgesellschaft gemeinsam Themen zu entwickeln, die Anknüpfungspunkte auch über das Jahr 2025 hinaus bieten.

„Die Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 ist eine wegweisende Entscheidung für die Zukunft Nürnbergs“, sagt Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly. „Sie geht weit über kulturelle Fragen im engeren Sinn hinaus. Die Bewerbung stellt eine große Chance für die Stadt dar. Es geht darum, Nürnberg insgesamt für die nächsten Jahre weiterzuentwickeln. Das bedeutet einen Aufbruch für die nächste Generation.“ Und Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner gibt das Startsignal: „Nürnberg! Pack mer ́s! Der Weg ist frei von der Kulturstadt Nürnberg zur europäischen Kulturhauptstadt.“

Das Jahr 2025 liegt zwar scheinbar noch in ferner Zukunft, doch die Vorbereitungen starten schon jetzt: Der Stadtrat hat grünes Licht für die Bewerbung gegenben, jetzt müssen unverzüglich Themenideen gesammelt, Projektpartner gefunden und Gespräche mit Bürgern, der freien Szene und anderen Gruppierungen begonnen werden. Nürnberg richtet nun in der Innenstadt ein Bewerbungsbüro ein, das als zentrale Anlaufstelle dient und den Bewerbungsprozess steuert.

Was kostet der Spaß?

Für die Bewerbungsphase bis 2020 rechnet die Verwaltung mit rund fünf Millionen Euro. Diese Mittel werden für Personalkosten, Öffentlichkeitsarbeit, Studien oder die Durchführung von Projekten benötigt. Wenn die Stadt den Titel tatsächlich erhält, kommen weitere Kosten hinzu, die sicherlich im zweistelligen Millionenbereich lägen. Die Kosten müssten Projektpartner und Sponsoren aufbringen, da die EU bis auf ein Preisgeld keine Fördermittel für eine Kulturhauptstadt bereitstellt.

Wer bewirbt sich noch?

Zum momentanen Zeitpunkt möchten sich Magdeburg, Mannheim und Dresden auf jeden Fall bewerben. Neben Nürnberg denken außerdem noch weitere Städte über eine Bewerbung nach: beispielsweise Würzburg, Halle, Chemnitz, Kassel und Hildesheim.

Meinung

Der kulturpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe und Nürnberger Abgeordnete Michael Frieser sieht es so: ,,Wir Franken müssen das Rampenlicht der Geschichte wahrlich nicht scheuen. Für mich steht fest: Natürlich ist Nürnberg eine europäische Kulturmetropole. Wer tief stapelt oder verzagt hinter seiner Geschichte steht, dem sei gesagt: Traut Euch! Ihr habt doch Grund, ein wenig stolz auf eure Geschichte zu sein.

Gerne will ich dieses Vorhaben tatkräftig unterstützen, indem ich auch bei befreundeten CSU-Abgeordneten im Europäischen Parlament intensiv dafür werbe. Vielleicht kann der Besuch eines hochrangigen Europapolitikers zu den Nürnberger Veranstaltungen rund um den 60. EU-Geburtstag im kommenden Jahr bereits das ein oder andere bewirken. Mit Blick auf die nächste Legislaturperiode stellt sich für mich auch die Frage, ob der Bund den deutschen Bewerberstädten im Vorfeld finanziell nicht etwas unter die Arme greifen kann. Dieses Thema werde ich in den anstehenden Koalitionsverhandlungen auf die Tagesordnung setzen.

In der letzten Zeit führen wir auf nationaler Ebene viele kontroverse und zum Teil hitzige Debatten über die Art und Weise, wie wir in den nächsten Jahrzehnten miteinander leben wollen. Diese Debatten, etwa um kulturelle Vielfalt oder die Digitalisierung des Alltags- und Arbeitslebens werden auch in Nürnberg geführt.

Worin wir aber noch besser werden müssen, das ist die Beteiligung und aktive Einbindung weiter Teile der Bevölkerung in diesen Diskurs. Hier birgt der Bewerbungsprozess um die Europäische Kulturhauptstadt die einzigartige Chance, der Nürnberger Stadtgesellschaft zu einem neuen Selbstverständnis zu verhelfen. Mit der positiven Entscheidung des Stadtrats für eine Bewerbung setzen wir zugleich auch ein Signal, den zukünftigen Herausforderungen mit Mut und Selbstvertrauen entgegenzutreten. Angesichts eines immer rauer werdenden und von Pessimismus geprägten gesellschaftlichen Klimas ist dies genau das richtige Zeichen.

Nürnberg galt schon immer als exemplarischer Ort, nicht nur für deutsche Geschichte insgesamt sondern auch für den kontinuierlichen Wandel der typischen europäischen Großstadt. Daher bin ich bin zuversichtlich, dass wir aus dieser kollektiven Anstrengung nicht nur viel über uns selbst, sondern auch über andere, mit denen wir in Kontakt kommen, lernen können."

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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