Fit für Inklusion: Barrierefrei in einer mittelalterlichen Stadt

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Mittelfranken hat das Projekt „Fit für Inklusion“ ins Leben gerufen (v.l.) Angelika Lamml, Bernd Zeitler und Ilona Busch-Heuer. | Foto: VAG / Claus Felix
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Projekt des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Mittelfranken will Bewusstsein schaffen

NÜRNBERG (pm/nf) - Getreu dem eigenen Motto „Alle gehören dazu“ hat der Paritätische Wohlfahrtsverband Mittelfranken 2016 das Projekt „Fit für Inklusion“ ins Leben gerufen. Ziel der dreijährigen von der Aktion Mensch geförderten Initiative ist es, Dienstleistungen, Geschäfte und Freizeitangebote in Nürnberg fit für Inklusion zu machen. Die VAG Nürnberg unterstützt dabei als Best-Practice-Partner.

Nürnberg hat seinen mittelalterlichen Charme über die Jahrhunderte erhalten. Kopfsteingepflasterte Gassen schlängeln sich durch die Altstadt, über Brücken, Stufen rauf, Stufen runter, bis hinauf zur Burg. Schön! Doch auch barrierefrei? Und wie sieht es in den Köpfen der Nürnberger aus? Gibt es dort Barrieren, die es zu überwinden gilt? „Das wollen wir herausfinden, indem wir Menschen mit Behinderungen als Experten in eigener Sache mit Unternehmern, Dienstleistern und Mitbürgern zusammenbringen und dafür sorgen, dass sie sich auf Augenhöhe begegnen, sich verstehen lernen und gemeinsam an Lösungen arbeiten“, erklärt Ilona Busch- Heuer vom Projektteam des Paritätischen. „Wir wollen nicht die ganze Stadt umkrempeln. Wir wollen sensibilisieren. Es geht um gerechte Teilhabe und Engagement. Und es ist jeder herzlich eingeladen, uns dabei zu unterstützen – behindert oder nicht“, ergänzt Angelika Lamml, Projektcoach und stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses des Paritätischen.

Eine gute Gelegenheit zum Reinschnuppern bietet der erste Fachtag zu „Fit für Inklusion“ am Donnerstag, 23. März 2017, von 9.00 bis 16.00 Uhr im Nürnberger Karl- Bröger-Zentrum. Eine Anmeldung unter www.inklusion- mittelfranken.paritaet-bayern.de hilft den Organisatoren.

Die VAG ist Best-Practice-Partner in dem Projekt und das nicht von ungefähr. Bereits seit Jahrzehnten spielt das Thema Barrierefreiheit bei den Entscheidungen des Verkehrsbetriebs eine große Rolle. Das wurde ihm bereits 2003 von der Konferenz der Europäischen Verkehrsminister (CEMT) und dem Europaforum der Behinderten (EDF) mit einer Auszeichnung für besonders behindertengerechte Einrichtungen, Verkehrsleistungen und Infrastruktur in Europa bestätigt.

Doch auch wenn das Nürnberger U-Bahn-System spätestens nach der Inbetriebnahme der neuesten Zuggeneration G1 nahezu barrierefrei zugänglich sein wird, die Straßenbahnen an den meisten Stellen im Netz für alle nutzbar sind, Blinde und Sehbehinderte sich dank Leitsystemen, speziellen Ansagen und Beschriftungen gut orientieren können, alle Busse und Straßenbahnen Niederflurfahrzeuge sind und ausgewiesene Rollstuhlplätze haben, bleiben immer Schwachstellen, wie beispielsweise nicht barrierefrei ausgebaute Haltestellen im Oberflächenbereich.

„Wir sind schon sehr gut in Nürnberg, aber eine vollständige Barrierefreiheit bis 2022, wie vom Personenbeförderungsgesetz gefordert, werden wohl auch wir trotz großer Anstrengungen nicht schaffen. Umso wichtiger ist es, dass wir jede Gelegenheit nutzen, um mit Vertretern von Behindertengruppen im Dialog zu bleiben, wie wir es ohnehin in unserem Jour fixe tun“, erklärt Bernd Zeitler, seit 2001 Behindertenbeauftragter der VAG, die Beteiligung des Verkehrsbetriebs an dem Inklusionsprojekt.

Doch wie geht inklusives Miteinander im Alltag? Für Johannes Birkner, einen 34-jährigen Maschinenbauingenieur, der in Nürnberg lebt, in Herzogenaurach arbeitet und einen Rollstuhl für seine Mobilität nutzt, gibt es ein wichtiges Gebot: Immer erst fragen, ob und in welcher Form Hilfe erwünscht ist! „Nur weil jemand im Rollstuhl sitzt, ist er noch nicht hilfsbedürftig“, gibt Birkner zu bedenken. „Ich bin schon einfach zum Aufzug geschoben worden, weil der Rollifahrer da bestimmt hin will“, erzählt Birkner. Er ist sich aber auch bewusst, dass er mit seinem Handrollstuhl sehr beweglich ist. „Mit einem Elektrorollstuhl geht vieles nicht mehr. Bieten Sie daher behinderten Menschen Ihre Hilfe an und respektieren Sie die Reaktionen. So profitieren beide Seiten“.
Auch Menschen mit schwerem Gepäck freuen sich über Aufzüge und Eltern mit Kinderwagen profitieren von Niederflurfahrzeugen, die sich zum Bordstein hin absenken. Maßangaben zu den Aufzügen an den U-Bahnhöfen, Meldungen, wenn diese außer Betrieb sind, Standorte behindertengerechter Toiletten im U-Bahn-Bereich oder ein interaktives Modul, das Rollstuhlfahrern anzeigt, wo sie an ihrer Einstiegshaltestelle in die Straßenbahn steigen sollten, um an ihrer Ausstiegshaltestelle gut aus dem Zug zu kommen, hält die VAG zudem für alle Interessierten bereit unter
www.vag.de/barrierefreie-mobilitaet

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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