Wertvolle Flächen müssen vor Stromtrassen und anderen Eingriffen geschützt werden
Flussgebiete von Rednitz/Regnitz: Wässerwiesennutzung soll Immaterielles Kulturerbe werden

Prominente Stelle des Zusammenschlusses von Rednitz und Pegnitz in Fürth.  | Foto: Erich Malter
  • Prominente Stelle des Zusammenschlusses von Rednitz und Pegnitz in Fürth.
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NÜRNBERG (pm/nf) - Mehrere fränkische Wasserverbände haben den Antrag gestellt, die traditionelle Wiesenbewässerung u.a. an den Flussgebieten von Rednitz/Regnitz in das Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbe aufzunehmen. Die Nürnberger SPD-Stadtratsfraktion begrüßt dieses Vorhaben.

„Klar ist damit auch, dass es keine neue große Stromtrasse durch den Nürnberger Süden geben darf – weder als Hochspannungsleitung noch mit einer Erdverkabelung. Das würde die traditionelle Wiesenbewässerung der Landwirte zerstören. Entsprechenden Überlegungen für eine neue Juraleitung erteilen wir deshalb eine Absage“, betonen die SPD-Stadträte Harald Dix und Thorsten Brehm. SPD-Stadtrat Dieter Goldmann, Mitglied im Umweltausschuss, ergänzt: „Die fränkischen Wässerwiesen sind raumprägende Kulturflächen, die das Landschaftsbild der Flusstäler bestimmen. Die gefluteten Wiesen wirken sich gerade im Zuge des Klimawandels als abkühlende Frischluftschneisen sehr positiv auf das Stadtklima aus. Sie tragen zur Grundwasserneubildung bei und sind biodiversitätsfördernd. Die geplante neue Jurastromtrasse würde dieses jahrhundertealte System auch dann zerstören, wenn eine Erdverkabelung verlegt würde“. Alle drei SPD-Politiker betonen: „Ein solcher Eingriff in ein über Jahrhunderte gewachsenes Kultursystem ist aus unserer Sicht nicht zu rechtfertigen und muss unterlassen werden.“
Die traditionelle Wiesenbewässerung im Flussgebiet der Rednitz/Regnitz ist seit dem späten Mittelalter belegt und diente im regenarmen Mittelfränkischen Becken zur Bewässerung der Wiesen in den meist sandigen Talauen. Die Bewässerung erfolgt über Ausleitungen aus einem Fließgewässer und nachfolgendem Grabenstausystem oder über Hebetechnik mittels Schöpfrädern. Da Wasser keine Grenze, auch keine Parzellengrenze kennt, kann die Wässerung nur gemeinschaftlich durchgeführt werden. Heute wirtschaften genossenschaftlich organisierte Landwirte im Flussgebiet der Regnitz, Regnitz und Wiesent noch auf rund 800 ha Wiesenflächen in dieser traditionellen Nutzungsform und halten diese alte Kulturtechnik lebendig. Die Anlagen in Stand zu halten erfordert alljährlich körperlichen, geistigen und finanziellen Einsatz aller Mitglieder. Daher kommt den Traditionspflegern der Wässergenossenschaften und Schöpfradbaus eine hohe Bedeutung im Hinblick auf historische nachhaltige Landnutzungsformen zu. Gleichzeitig wird eine landwirtschaftliche Kulturlandschaft erhalten, die einen hohen ökologischen Wert hat (beispielsweise FFH-Gebiete im Bereich der Rednitz/Regnitz). Im Gebiet des Rednitztals bei Nürnberg sind es mit den stadtübergreifenden Flächen von Schwabach rund 170 ha, die von 8 Verbänden mit jeweils 3 bis ca. 15 Landwirten bewirtschaftet werden.
Dix, Brehm und Goldmann unterstützen den Schritt der Wasserverbände, die im Oktober 2019 entschieden hatten, gemeinsam die Bewerbung einzureichen. Ein Expertengremium in München behandelt die Bewerbung der fränkischen Wässerwiesennutzung im Januar 2020. In anderen Ländern wie Österreich, Belgien und der Schweiz wurde bereits die dort noch vorhandene traditionelle Wiesenbewässerung als Immaterielles Kulturerbe auf nationaler Ebene anerkannt.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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