Funfaktor mit Risiken: Motorradfahrer haben keine Knautschzone
Polizei will Aufklärungsarbeit leisten - Flyer mit Tipps für Motorradfahrer bei den Dienststellen erhältlich
NÜRNBERG (nf) - Die Polizei Mittelfranken richtet in der zur Hälfte abgelaufenen Motorradsaison einen dringenden Sicherheits-Appell an alle Biker. Besorgniserregender Grund: Im Jahr 2017 sind bereits 14 Motorradfahrer tödlich verunglückt. Doch nicht etwa auf den berüchtigten Rennstrecken wie dem Würgauer Berg, auch nicht von hitzigen Jungspunden verursacht, sondern die tragischen Vorfälle betrafen ausschließlich erfahrene, eigentlich disziplinierte ältere Fahrer auf gut zu fahrenden Landstraßen im Gebiet zwischen Weißenburg und Erlangen-Höchstadt. Sechs Fahrer waren über 40 Jahre. Die Häufung der Unfälle ist für die Polizei noch rätselhaft. Haben die Fahrer ihr Können überschätzt?
Neu ist auch: Bei 13 von 14 tödlichen Unfällen waren die Motorradfahrer ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer verunglückt. Werner Bauer (Polizeipräsidium Mittelfranken, Sachgebiet Verkehrsfragen) stellt sich viele Fragen. Haben die Fahrer die Kontrolle verloren? Haben sie riskant überholt, wurden sie aus der Kurve getragen und waren sie doch zu schnell unterwegs? Die Maschinen der Fahrer auch keine Supersportler. Ganz normale Motorräder von leicht bis schwer. Die Fahrer nicht alkoholisiert. Werner Bauer: ,,Die Entwicklung gibt Anlass zur Sorge. Im Jahr 2013 hatten wir eine ähnlich hohe Quote von tödlichen Unfällen: 19 Verunglückte - aber nur die Hälfte selbstverschuldet!"
Als Sofortmaßnahme wird die Polizei zwar verstärkt kontrollieren, doch eigentlich will man an die Vernunft der Fahrer appellieren: Besonnen und vorausschauend fahren - kurz: Gib dir und den anderen eine Chance und schätze deine Fahrfertigkeit richtig ein. Außerdem rät Werner Bauer die vier ,,Bs" zu beachten: Bereifung, Bremsanlage, Beleuchtung und Bekleidung.
Tipps für sichere Fahrten
Wenn Motorradfahrer in der Gruppe unterwegs sind:
- vor der Abfahrt Regeln ausmachen
- Reihenfolge verabreden. Erfahrene, streckenkundige Fahrer vorn, schwächere Fahrer in der Mitte, Routiniers hinten. Nicht drängel und überholen. Sicherheitsabstand einhalten. Versetzt fahren.
Hat man den Anschluss an die Gruppe verloren: Nicht um jeden Preis aufholen, besser Treffpunkte vereinbaren.
UPDATE
Schon einen Tag nach dem Sicherheitsaufruf der Polizei verstarb wieder ein Motorradfahrer – dieses Mal nach Kollision mit einem Pkw. Gegen 9:30 Uhr befuhr der 29-jährige Motorradfahrer die Ansbacher Straße in Richtung Stein. Auf Höhe der Einmündung zum Parkhaus des Röthenbach Centers stieß er aus noch ungeklärter Ursache mit einem entgegenkommenden VW Golf zusammen, der nach links in das Parkhaus abbog. Bei dem Zusammenprall mit dem Pkw erlitt der 29-Jährige derart schwere Verletzungen, dass er trotz eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen am Unfallort verstarb. Die 78-jährige Fahrerin des VW Golf sowie ihr 90-jähriger Beifahrer blieben unverletzt. Das Motorrad wurde total beschädigt. Der bei dem Unfall entstandene Gesamtschaden wird vorläufig auf etwa 15.000 Euro beziffert. Die Unfallaufnahme erfolgte durch Beamte der Verkehrspolizei Nürnberg. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wurde in die Ermittlungen zur Unfallursache ein Sachverständiger hinzugezogen.
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