bayernhafen Nürnberg und Roth
Herausforderungen: Hafen ist ein Seismograf der wirtschaftlichen Entwicklung
NÜRNBERG (pm/nf) – Im bayernhafen Nürnberg und bayernhafen Roth wurden im vergangenen Jahr 3,98 Mio. Tonnen Güter per Schiff und Bahn umgeschlagen – das sind 92 % der Vorjahrestonnage. Rund 230.000 Lkw-Fahrten wurden 2023 durch die Verlagerung von Langstreckenverkehren auf die umweltverträglicheren Verkehrsträger Schiff und Bahn eingespart.
An seinen sechs Standorten Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau schlug bayernhafen im vergangenen Jahr insgesamt 8,23 Mio. t per Schiff und Bahn um. Häfen sind immer auch Spiegelbild der wirtschaftlichen und konjunkturellen Entwicklung, daher macht sich die aktuelle Situation auch in den Umschlagszahlen bemerkbar.
Der Bahngüterumschlag 2023 betrug 3,748 Mio. t, das ist ein Rückgang von 6,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Im Kombinierten Verkehr wurden im bayernhafen Nürnberg 318.471 TEU (1 TEU entspricht einem 20-Fuß-Standardcontainer) umgeschlagen, 10,7 % weniger als im Vorjahr. Neben Containern im Seehafenhinterlandverkehr vor allem mit Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam und dem Güterverkehrszentrum Verona gehören dazu auch Wechselbrücken und Sattelauflieger im kontinentalen Verkehr.
Der Schiffsgüterumschlag betrug 230.037 t, das sind 19 % weniger als 2022.
Per Schiff und Bahn werden z. B. Agrargüter, Baustoffe, Metalle, Nahrungsmittel, Brennstoffe, Recyclinggüter, Mineralien und Industriegüter wie Maschinen und Automotive-Teile sowie sperrige Güter wie Fertiggaragen transportiert.
Im Bereich Schwergut wurden wieder zahlreiche schwere oder großvolumige Güter weg von der Straße auf das Wasser umgeschlagen. Diese sind prädestiniert für den Transport per Binnenschiff. Dies entlastet nicht nur die Straßen, sondern schont insbesondere die Brücken. Im bayernhafen Nürnberg und im bayernhafen Roth wurden gesamt knapp 14.000 t (plus 4 % gegenüber 2022) und damit rund 125 Teile verladen. Neben Kesseln im bayernhafen Roth werden in Nürnberg hauptsächlich Transformatoren und Kühler umgeschlagen.
„Für die örtlichen Unternehmen des Großtransformatoren- und Schwermaschinenbaus ist diese Infrastruktur standortentscheidend und -sichernd“, so Ingmar Schellhas, der seit November 2023 in Doppelspitze mit Joachim Zimmermann die Hafen Nürnberg-Roth GmbH, welche den bayernhafen Nürnberg und Roth betreibt, verantwortet. „Im Dialog mit unseren über 200 ansässigen Unternehmen greifen wir zudem wichtige Zukunftsthemen hinsichtlich einer modernen Hafeninfrastruktur, Flächeneffizienz, digitale Transformation, Nachhaltigkeit und weitere neue Geschäftsmodelle auf,“ so Schellhas.
Dennoch spiegeln sich die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, die Energiewende und die spürbar abgekühlte Konjunktur auch in den Umschlagszahlen im Hafen wider. „Ein Hafen zeigt wie ein Seismograf die wirtschaftliche Entwicklung an“, sagt bayernhafen-Geschäftsführer Joachim Zimmermann, „im Hinblick auf Klimaschutz und Verkehrswende wird die Schnittstelle Hafen aber noch wichtiger werden. Für das Gelingen der Energiewende, einer verstärkten Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Schwerguttransporten spielen Binnenhäfen eine entscheidende Rolle. Voraussetzung bleibt eine funktionierende Infrastruktur, die eine effiziente Kombination von Schiff, Bahn und Lkw in der Logistikkette ermöglicht.“
Das seit Jahren hohe Investitionsniveau wurde auch 2023 fortgeführt. So stieß bayernhafen über alle Standorte über mehrere Jahre laufende Investitionen in die Vorbereitung von Flächen und in seine Hafeninfrastruktur von rund 27 Mio. Euro an, davon über 4 Mio. Euro in 2023 am Standort Nürnberg.
„Mit unseren langfristig angelegten Investitionen in die trimodale Hafeninfrastruktur leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Verkehrswende. Klar ist aber auch, dass entscheidend für die zukünftige Verkehrsverlagerung sein wird, den riesigen Nachholbedarf bei der Modernisierung der Infrastruktur in Deutschland, sei es im Schienennetz oder bei Schleusen und Brücken, aufzuholen. Wir benötigen stabile Rahmenbedingungen, deutlich schnellere Genehmigungsprozesse und einen Schutz der Hafeninfrastruktur,“ so Joachim Zimmermann.
Ausblick auf 2024
Die Kaisanierung im bayernhafen Nürnberg nimmt Formen an, so befindet sich der erste Bauabschnitt kurz vor Fertigstellung. Mit der Modernisierung der in die Jahre gekommenen Infrastruktur optimiert bayernhafen die Umschlagflächen für die ansässigen Unternehmen deutlich. Zudem werden die Kaianlagen den Ansprüchen für den künftigen Güterumschlag mit flexiblen Mobilgeräten gerecht. Im zweiten Bauabschnitt folgt die Sanierung am nördlichen Kai 1. In drei Bauabschnitte unterteilt, wird auch hier im ersten Zuge mit dem Rückbau und den Entwässerungsarbeiten begonnen. Die Fertigstellung ist im Laufe des Jahres geplant. bayernhafen plant im Anschluss die Sanierung von Kai 3 und 8.
Parallel läuft der Ausbau bzw. die Erweiterung des KV-Terminals im bayernhafen Nürnberg. Wie bereits berichtet, wird der Ausbau im Modul 1 bei laufendem Terminalbetrieb durchgeführt. Die Baumaßnahmen für die Fahr- und Ladespuren für Lkw sowie die Abstellspuren für Ladeeinheiten werden bis Ende 2024 fertiggestellt. Die neuen Krane werden voraussichtlich bis Ende 2026 geliefert und in Betrieb genommen. Mit dieser Investition wird das 2006 in Betrieb genommene KV-Terminal um rund 21 % auf eine Kranleistung von über 400.000 TEU pro Jahr erweitert, da es inzwischen an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen ist.
Zahlen, Daten, Fakten im Überblick
Hafenanlagen Nürnberg:
gesamte Hafenfläche: ca. 337 ha
5.500 m Kaianlagen, 2 Hafenbecken
8 Krananlagen bis max. 40 t Tragfähigkeit
trimodales Terminal für den Kombinierten Verkehr (Schiff/ Bahn/ Lkw) Schwergutumschlagplatz mit hydraulischem Litzenhubsystem (bis zu 600 t) und RoRo-Rampe bis zu 1.250 t
Eisenbahninfrastruktur mit Hafenbahnhof und ca. 54 km Gleisanlagen,
davon 12,5 km elektrifiziert
Hafenanlagen Roth:
Gesamtfläche 5,8 ha
250 m Kaianlagen
1 Krananlage bis max. 16 t Tragfähigkeit
Güterumschlag Nürnberg und Roth:
3.978.329 t per Schiff und Bahn
Eingesparte Lkw-Fahrten 2023:
ca. 230.000
Laut Kraftfahrt-Bundesamt transportierte 2021 in Deutschland ein Lkw mit 40 Tonnen zulässiger Gesamtmasse eine Ladung von durchschnittlich 17,3 Tonnen.
Ermittelte Treibhausgas-Einsparung 2023:
ca. 238.840 t Treibhausgase durch den Transport mit Bahn und Binnenschiff statt Lkw eingespart.
Transportleistung Binnenschiff 2023:
244 Mio. tkm
Im Güterverkehr wird die Transportleistung eines Verkehrsträgers in Tonnenkilometern (tkm) gezählt. Die transportierten Massen (t) werden mit der dabei zurückgelegten Wegstrecke (km) multipliziert.
Intermodaler Umschlag 2023:
unbegleiteter Kombinierter Verkehr (Container, Sattelauflieger und Wechselbrücken): 318.471 TEU per Bahn
(TEU = twenty foot equivalent unit – 1 TEU entspricht einem 20-Fuß-Standardcontainer)
Flusskreuzschifffahrt 2023:
46 Schiffe in Roth (Anlegungen an den städtischen Anlegestellen in Roth nicht eingeschlossen.)
Wirtschaftskraft:
über 200 ansässige Unternehmen mit mehr als 6.700 Beschäftigten
Betreibergesellschaft:
Hafen Nürnberg-Roth GmbH
Mitarbeiter: 41
Geschäftsführer Hafen Nürnberg-Roth GmbH:
Ingmar Schellhas, Joachim Zimmermann
Gesellschafter Hafen Nürnberg-Roth GmbH:
Bayernhafen GmbH & Co. KG (80 %) Stadt Nürnberg (19 %)
Stadt Roth (1 %)
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